Der Still­rhyth­mus: Wie vie­le Still­mahl­zei­ten braucht mein Baby?

Wie je­des Baby sei­nen ei­ge­nen Rhyth­mus ent­wi­ckelt und war­um die Milch­pro­duk­ti­on der Mut­ter sich ent­spre­chend an­passt.

Baby wird gestillt
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Stil­len ist weit mehr als Er­näh­rung: Es stillt Hun­ger und Durst, lin­dert Schmer­zen, ver­bes­sert das Wohl­be­fin­den, senkt den Blut­druck, in­ten­si­viert die At­mung, re­gu­liert die Kör­per­tem­pe­ra­tur, spen­det Trost und er­leich­tert das Ein­schla­fen. Durch das Sau­gen an der Brust wer­den auch emo­tio­na­le Be­dürf­nis­se des Ba­bys er­füllt und die­se hal­ten sich ver­ständ­li­cher­wei­se nicht an ei­nen fes­ten Zeit­plan.

Schrei­en­des Baby = Hun­ger?


Schrei­en ist eher ein spä­tes Hun­ger­si­gnal und das letz­te Zei­chen, mit dem Ihr Baby Sie dar­auf auf­merk­sam ma­chen möch­te, ge­stillt zu wer­den. Wenn es schreit, hat es wahr­schein­lich schon eine Wei­le Hun­ger oder Durst. Mög­li­cher­wei­se ist es dann nicht mehr ganz ein­fach an­zu­le­gen und muss zu­erst be­ru­higt wer­den. War­ten Sie also nicht so lan­ge, bis Ihr Baby schreit. Da­durch könn­te es sich an­ge­wöh­nen, dass es schrei­en muss, um ge­stillt zu wer­den und wird auf­hö­ren, sein Be­dürf­nis auf sub­ti­le Wei­se zu äus­sern.

Das heisst aber nicht, dass Sie Ihr Kind je­des Mal stil­len müs­sen, wenn es un­zu­frie­den ist. Durch Tra­gen und Kör­per­kon­takt kön­nen Sie auch ver­su­chen, es zu be­ru­hi­gen. Nach ei­ni­ger Zeit ken­nen Sie Ihr Kind und wis­sen, was es in wel­cher Si­tua­ti­on braucht.

Dann stil­len, wenn das Baby Hun­ger hat


Am bes­ten stil­len Sie Ihr Baby nach Be­darf (auch "ad li­bi­tum" ge­nannt). Die­se Art des Stil­lens kennt kei­ne zeit­li­chen Gren­zen und rich­tet sich ganz nach dem in­di­vi­du­el­len Be­dürf­nis Ih­res Kin­des. Das be­deu­tet, dass Sie es je­des Mal an Ihre Brust le­gen, wenn es ge­stillt wer­den möch­te. Sie er­ken­nen es dar­an, dass Ihr Baby: 

  • eine an­ge­spann­te Kör­per­hal­tung ein­nimmt.

  • un­ru­hig wird.

  • mit dem Mund sucht.

  • die Händ­chen ballt.

  • am Fin­ger saugt.

  • sein Köpf­chen hin und her dreht.

  • wim­mert oder schmatzt.

Stil­len nach Be­darf hat vie­le Vor­tei­le: Es ver­bes­sert die Ge­wichts­zu­nah­me Ih­res Kin­des, re­du­ziert die Schrei­pha­sen, regt bei Ih­nen die Milch­pro­duk­ti­on gut an und un­ter­stützt die Kom­mu­ni­ka­ti­on und die Bin­dung zwi­schen Ih­nen und Ih­rem Kind.

Man­che Müt­ter brau­chen aber ei­nen ge­wis­sen Rhyth­mus, um sich wohl­zu­füh­len und/oder ih­ren Ta­ges­ab­lauf zu ge­stal­ten. Vie­le Kin­der las­sen sich mit der Zeit auch an ei­nen sol­chen ge­wöh­nen. 

Wie oft soll ein Baby ge­stillt wer­den?


Durch An­ge­bot und Nach­fra­ge re­gu­liert sich der Still­rhyth­mus in der Re­gel op­ti­mal. Sie dür­fen Ihr Kind also so oft an­le­gen, wie Sie möch­ten, ohne die Uhr da­nach zu rich­ten oder zu be­fürch­ten, es zu über­füt­tern.

Ganz all­ge­mein gilt, dass ein Still­kind an­fangs un­ge­fähr 8 bis 12 Mahl­zei­ten in 24 Stun­den braucht, spä­ter kön­nen es dann we­ni­ger wer­den. Es gibt Säug­lin­ge, die sehr kräf­tig sau­gen, da­durch in kur­zer Zeit viel Milch trin­ken und dann eine Wei­le satt sind. An­de­re Ba­bys nu­ckeln lan­ge und ge­nüss­lich, wie­der an­de­re mel­den sich be­reits nach kur­zer Zeit er­neut. Be­son­ders abends möch­ten vie­le Still­kin­der sehr oft und an­dau­ernd an der Brust sau­gen. Die­ses Clus­ter­fee­ding be­deu­tet nicht, dass Sie zu we­nig Milch ha­ben, ver­mut­lich kann sich Ihr Kind durch das Sau­gen ein­fach bes­ser be­ru­hi­gen.

In den ers­ten Ta­gen be­kom­men die Neu­ge­bo­re­nen beim Stil­len die Vor­milch, auch Ko­los­trum ge­nannt. Dann schla­fen sie nicht sel­ten meh­re­re Stun­den zwi­schen den Mahl­zei­ten durch. Um den drit­ten Tag her­um ist es dann mög­lich, dass Sie das Baby sehr viel häu­fi­ger an­le­gen müs­sen. So­bald nach dem Milch­ein­schuss die rei­fe Mut­ter­milch pro­du­ziert wird, kön­nen Sie un­ge­fähr alle 2 bis 3 Stun­den stil­len. Wenn sich die Milch­bil­dung nach etwa vier Wo­chen ein­ge­pen­delt hat, kom­men die meis­ten Ba­bys mit 6 bis 8 Mahl­zei­ten – ein­schliess­lich der Nacht­mahl­zeit – zu­recht. Die Nacht­mahl­zeit ist noch eine Wei­le wich­tig für die Ent­span­nung der Brust und als An­re­gung zur Milch­bil­dung. 

Der kind­li­che Ma­gen ist noch zu klein, um viel Mut­ter­milch auf ein­mal auf­zu­neh­men. Aus­ser­dem wir Mut­ter­milch schnell ver­daut und ge­still­te Ba­bys ver­lan­gen in der Re­gel häu­fi­ger die Brust als „Schop­pen­kin­der“ den Schop­pen.

Wenn das Baby plötz­lich mehr Milch braucht


Alle paar Wo­chen, ty­pi­scher­wei­se in der drit­ten bis vier­ten Le­bens­wo­che und im drit­ten bis vier­ten Le­bens­mo­nat, kann es zu ei­ner Ver­än­de­rung des Still­rhyth­mus kom­men. Ihr Baby scheint dann auf ein­mal nicht mehr satt zu wer­den und vie­le Müt­ter fra­gen sich, ob die Milch­men­ge noch aus­reicht. Ver­mut­lich hat Ihr Kind zu die­sem Zeit­punkt ei­nen Wachs­tums­schub. Wenn Sie es eine Zeit lang häu­fi­ger an­le­gen, wird über das Sau­gen an der Brust die Pro­lak­tin­aus­schüt­tung an­ge­regt und die Milch­pro­duk­ti­on an­ge­kur­belt.

Wel­che Ba­bys fes­te Trink­zei­ten brau­chen


Für das Stil­len nach Be­darf gibt es al­ler­dings eine Aus­nah­me: Saug­schwa­che, schläf­ri­ge Ba­bys – zum Bei­spiel mit ei­ner Neu­ge­bo­re­nen-Gelb­sucht – sind oft kaum zum Trin­ken zu er­mun­tern und schla­fen wäh­rend des Stil­lens sehr schnell ein. Das­sel­be gilt für Ba­bys, die mit ei­nem nied­ri­gen Ge­burts­ge­wicht oder zu früh ge­bo­ren wur­den. In die­sem Fall dür­fen Sie nicht nach Be­darf füt­tern, son­dern müs­sen Ihr Kind re­gel­mäs­sig zum Stil­len we­cken, da­mit es ge­nug Milch be­kommt.

Häu­fi­ge und klei­ne Mahl­zei­ten sind sinn­vol­ler als lan­ge Pau­sen und gros­se Por­tio­nen. Die Be­ob­ach­tung der Aus­schei­dung (5 bis 6 nas­se Win­deln pro Tag und wei­cher Stuhl­gang) bringt zu­sam­men mit ei­ner re­gel­mäs­si­gen Ge­wichts­kon­trol­le bei der Müt­ter- und Vä­ter­be­ra­tung in die­sen Fäl­len die Ge­wiss­heit, ob ein Kind ge­nü­gend Milch er­hält.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

In be­son­de­ren Si­tua­tio­nen kann es not­wen­dig sein, Kin­der zum Stil­len zu we­cken. Das ist der Fall, wenn Kin­der nicht ge­nü­gend an Ge­wicht zu­neh­men. Auch bei Neu­ge­bo­re­nen mit Gelb­sucht (er­höh­te Bi­li­ru­bin­wer­te) muss auf re­gel­mäs­si­ges Stil­len ge­ach­tet wer­den, denn ein Man­gel an Flüs­sig­keit und Nah­rung …
Star­re Re­geln für den Still­rhyth­mus, also wie oft Sie Ihr Baby pro Tag stil­len, gibt es ei­gent­lich nicht. Es wird im­mer Pha­sen ge­ben, in de­nen ein Still­kind auch ein­mal jede Stun­de an­ge­legt wer­den muss, weil es schon wie­der Hun­ger, Durst oder viel­leicht auch Schmer­zen hat. Viel­leicht be­fin­det es …
Klei­ne Brüs­te ge­ben nicht ge­nug Milch - das ist ganz falsch. Es ist völ­lig egal, wie gross der Bu­sen ist: Ent­schei­dend ist die Men­ge an Drü­sen­ge­we­be. Das kann bei ei­ner Frau mit gros­sen Brüs­ten durch­aus klei­ner sein als bei ei­ner mit klei­nen oder mitt­le­ren Brüs­ten. Die Brust ist kein …
Das lässt sich pau­schal nicht so ein­fach sa­gen, denn die Brust ist kein Re­ser­voir für Milch, son­dern eine Pro­duk­ti­ons­stät­te. Schon kur­ze Zeit nach dem letz­ten An­le­gen (z. B. schon nach 15 Mi­nu­ten) könn­ten Sie er­neut an­le­gen und es wür­de auch wie­der recht viel pro­du­ziert. Des­halb kön­nen …
Es kann sein, dass Ihr Kind nicht rich­tig an­ge­legt ist und die Brust­war­ze nicht gut zu fas­sen be­kommt. We­gen der dann nur spär­lich flies­sen­den Milch legt es ein Ni­cker­chen ein. Über­prü­fen Sie im­mer wie­der, ob Ihr Baby kor­rekt an­ge­legt ist: Es muss mög­lichst viel Brust­ge­we­be er­fas­sen und so lie­gen, …
Letzte Aktualisierung: 14.04.2023, BH

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