Clus­ter­fee­ding: Der abend­li­che Still-Ma­ra­thon

Wenn Ba­bys - vor al­lem in den ers­ten Le­bens­wo­chen - abends im Halb­stun­den­takt nach der Brust ver­lan­gen, kann das sehr an­stren­gend wer­den.

Mutter auf dem Bett sitzend stillt ihr Baby
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Vie­le Müt­ter fra­gen sich be­sorgt, ob ihr Baby beim Stil­len über­haupt satt wird. Oder braucht es ei­nen zu­sätz­li­chen Schop­pen? Wenn das Baby stän­dig nach der Brust ver­langt, heisst das aber nicht, dass die Milch zu dünn ist.

Clus­ter­fee­ding regt die Milch­bil­dung an


Ge­ra­de für Neu­ge­bo­re­ne ist es in den ers­ten Le­bens­ta­gen und -wo­chen ganz nor­mal, wenn sie abends fast nicht mehr von der Brust zu tren­nen sind. Durch die­se wich­ti­ge, aber kräf­te­zeh­ren­de Pha­se wird die Milch­bil­dung an­ge­regt. Zwi­schen dem zwei­ten und vier­ten Le­bens­tag stellt die Brust vom Milch­ein­schuss auf die nor­ma­le Milch­bil­dung um. Klei­ne und häu­fi­ge Mahl­zei­ten ent­spre­chen der Grös­se des klei­nen Ma­gens und re­gen bei der Mut­ter in­ten­siv die Aus­schüt­tung von Pro­lak­tin (Milch­bil­dungs­hor­mon) an, wo­mit die Pro­duk­ti­on der nächs­ten Mahl­zeit si­cher­ge­stellt wird. Durch das Sau­gen an der Brust­war­ze kommt es aus­ser­dem zur kurz­zei­tig ho­hen Aus­schüt­tung von Oxy­to­cin, dies löst bei der Mut­ter den Milch­spen­de­re­flex aus: Die Milch wird aus den Milch­drü­sen in die Milch­gän­ge ge­presst.

War­um aus­ge­rech­net abends die Dau­er­mahl­zeit?


Clus­ter­fee­ding be­trifft meist die Abend­mahl­zei­ten. Das Dau­ernu­ckeln an der Brust be­ru­higt das Baby und lässt es leich­ter in den Schlaf fin­den, wo­bei zu­sätz­lich schlaf­för­dern­de Sub­stan­zen in der abend­li­chen Mut­ter­milch die Nacht­ru­he ver­län­gern sol­len. Hat Ihr Baby aber nur ein Saug­be­dürf­nis ohne wirk­li­chen Hun­ger, kön­nen Sie ver­su­chen, es zwi­schen­durch mit ei­nem Nug­gi zu be­ru­hi­gen. Das kann auch der Va­ter über­neh­men, um Sie zu ent­las­ten.

Prak­tisch: Wenn es im Som­mer sehr heiss ist, brau­chen Still­ba­bys eher kur­ze und häu­fi­ge Mahl­zei­ten mit der be­son­ders durst­lö­schen­den Vor­der­milch. Zu­sätz­li­ches Was­ser ist dann nicht nö­tig, weil sie über die Mut­ter­milch aus­rei­chend Flüs­sig­keit be­kom­men. Den­ken Sie dar­an, selbst ge­nug zu trin­ken!

Auch noch in der spä­te­ren Still­zeit ver­lan­gen Ba­bys nach ei­nem "Mehr­gän­ger", oft in Ver­bin­dung mit ei­nem Wachs­tums­schub. Nach ei­ni­gen Ta­gen hat sich die Milch­pro­duk­ti­on in der Re­gel er­höht und die nor­ma­len Stil­l­ab­stän­de pen­deln sich wie­der ein.

Stil­len nach Be­darf


Häu­fig­keit und Dau­er der Still­mahl­zei­ten wer­den vom Baby be­stimmt - und jede Mut­ter muss mit ih­rem Kind den ei­ge­nen Rhyth­mus fin­den. Ab­so­lu­te Emp­feh­lun­gen wie "x-mal in 24 Stun­den" oder "alle x Stun­den" kann es des­halb nicht ge­ben. Vie­le Kin­der wol­len in den ers­ten Le­bens­wo­chen acht- bis zwölf­mal in 24 Stun­den an­ge­legt wer­den, an­de­re we­ni­ger oder mehr. Auch das Still­mus­ter kann un­ter­schied­lich sein und sich im Lau­fe der Wo­chen und Mo­na­te ver­än­dern. Man­che Ba­bys möch­ten rund um die Uhr re­gel­mäs­sig alle zwei bis drei Stun­den trin­ken, an­de­re über ei­nen Zeit­raum von zwei bis sechs Stun­den stünd­lich trin­ken und dann län­ger schla­fen. Man­che Säug­lin­ge ver­än­dern ihre Still­fre­quenz und ihr Still­mus­ter, wenn sie äl­ter wer­den, an­de­re nicht.

Dauer­stil­len be­deu­tet nicht, dass die Milch zu dünn ist!


Die meis­ten Müt­ter fra­gen sich, ob sie nicht ge­nug oder zu nähr­stoff­ar­me Milch pro­du­zie­ren, wenn ihr Baby schein­bar nicht satt zu be­kom­men ist. Die­se Sor­ge ist völ­lig un­be­grün­det. Sie ha­ben nicht zu we­nig Milch, Ihr Baby hat noch ei­nen klei­nen Ma­gen! Die leicht ver­dau­li­che Mut­ter­milch wan­dert sehr schnell vom Ma­gen in den Darm - und schon ist Ihr Baby wie­der hung­rig. Auch spä­ter, wenn sich der Nähr­stoff­be­darf er­höht (z.B. wäh­rend ei­nes Wachs­tums­schubs), müs­sen Sie für ein paar Tage öf­ters an­le­gen ("clus­tern"), da­mit die Milch­pro­duk­ti­on sti­mu­liert wird. Sie mer­ken das dar­an, dass Ihr Kind bei­de Brüs­te leer trinkt und noch im­mer hung­rig ist.

Was Sie nicht tun soll­ten:

  • Zwi­schen den Brüs­ten wech­seln, wenn eine Sei­te noch nicht leer­ge­trun­ken ist

  • Zu­schöp­peln mit der Fla­sche - das re­du­ziert die Milch­pro­duk­ti­on erst recht

  • Zu­sätz­li­ches Was­ser bzw. Tee mit der Fla­sche ge­ben

Erst wenn Ba­bys Tag und Nacht un­un­ter­bro­chen ge­stillt wer­den wol­len und da­bei nicht zu­neh­men oder so­gar an Ge­wicht ver­lie­ren, soll­te man den Arzt, die Heb­am­me oder eine Still­be­ra­tung kon­sul­tie­ren.

Ge­las­sen blei­ben


  • Stel­len Sie sich auf ei­nen län­ge­ren Still­abend ein und ma­chen Sie es sich so ge­müt­lich und be­quem wie mög­lich. Ein Still­kis­sen ist eine gros­se Hil­fe. Das Baby soll­te die Brust­war­ze er­rei­chen kön­nen, ohne dass Sie sich zu ihm her­ab­beu­gen müs­sen!

  • Le­gen Sie sich aus­rei­chend Was­ser, Tee und Snacks zu­recht. War­me Ge­trän­ke un­ter­stüt­zen die Milch­bil­dung.

  • Ge­nies­sen Sie die ge­mein­sa­me Ku­schel­zeit! Al­les an­de­re in Ih­rem Le­ben ist jetzt ne­ben­säch­lich.

  • Wenn das Baby zwi­schen­durch ein­schläft, soll­te leich­te Lek­tü­re (Buch oder Hör­buch), Mu­sik, die Fern­be­die­nung des Fern­se­hers oder auch ein Ta­blet oder Smart­pho­ne in Reich­wei­te sein.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Star­re Re­geln für den Still­rhyth­mus, also wie oft Sie Ihr Baby pro Tag stil­len, gibt es ei­gent­lich nicht. Es wird im­mer Pha­sen ge­ben, in de­nen ein Still­kind auch ein­mal jede Stun­de an­ge­legt wer­den muss, weil es schon wie­der Hun­ger, Durst oder viel­leicht auch Schmer­zen hat. Viel­leicht be­fin­det es …
Ei­gent­lich soll­te die Mut­ter­milch rei­chen, auch an heis­sen Ta­gen. Wenn Sie das Ge­fühl ha­ben, dass Ihr Baby zu­we­nig Flüs­sig­keit be­kommt, wenn es müde und apa­thisch wirkt, die Win­del nicht mehr so oft nass und die Fon­ta­nel­le ein­ge­sun­ken ist (De­hy­drie­rung), kann ein we­nig ab­ge­koch­tes Was­ser oder Tee …
Das lässt sich pau­schal nicht so ein­fach sa­gen, denn die Brust ist kein Re­ser­voir für Milch, son­dern eine Pro­duk­ti­ons­stät­te. Schon kur­ze Zeit nach dem letz­ten An­le­gen (z. B. schon nach 15 Mi­nu­ten) könn­ten Sie er­neut an­le­gen und es wür­de auch wie­der recht viel pro­du­ziert. Des­halb kön­nen …
Letzte Aktualisierung: 31.05.2021, BH

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