Stillen von Frühgeborenen

Stillen ist bei Frühgeborenen am Anfang kaum möglich, die wertvolle Muttermilch sollen sie aber trotzdem bekommen.

Frühgeborenes wird mit Schoppen gefüttert
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Auch zu früh geborene Babys sollten von Anfang an Muttermilch bekommen, denn sie ist auch und gerade für diese Kinder die optimale Ernährung. 

Können Frühgeborene gestillt werden?


Bereits dem 4. bis 5. Mo­nat der Schwan­ger­schaft regt das Hormon Pro­lak­tin das Wachs­tum der Brust­drü­sen an, da­mit auch bei ei­ner Früh­ge­burt die Er­näh­rung des Kin­des ge­währ­leis­tet ist. Nach der Ge­burt des Kin­des bewirkt Prolaktin durch das Sau­gen des Ba­bys an der Brust die Produktion von Muttermilch.

Zu früh geborene Kinder sind meistens zu schwach, um an der Brust zu trinken. Dadurch fehlt der natürliche Anreiz der Milchbildung. Dieser kann durch Abpumpen der Muttermilch ausgelöst werden. Gerade die Vormilch (Kolostrum) ist sehr wichtig für das Neugeborene, weil sie besonders viele wertvolle Nährstoffe enthält, die das Baby vor Infektionen schützen können.

So pumpen Sie für Ihr Frühgeborenes ab


Bereits in der ersten Stunde nach der Geburt können Sie versuchen, die Vormilch durch Ausstreichen der Brust zu gewinnen. Danach ist es wichtig, dass Sie Ihre Brust zur Milchbildung stimulieren. In den ersten 8 bis 10 Tagen sind die Prolaktinwerte sehr hoch und indem Sie so häufig abpumpen, wie ein reifes Baby gestillt würde, regen Sie die Milchproduktion optimal an. Dies bedeutet, dass Sie in den ersten Tagen mindestens achtmal – davon ein- bis zweimal nachts – abpumpen. Am Anfang wird die Milchmenge nur gering sein, das ist auch bei stillenden Müttern nicht anders. Der Milcheinschuss erfolgt erst ungefähr am 2. bis 3. Tag nach der Geburt.

Nach dem Milcheinschuss können Sie das Abpumpen vielleicht etwas reduzieren, um den Milchfluss aufrechtzuerhalten, ist regelmässiges Abpumpen aber sehr wichtig. Auch wenn Ihr Baby gar nicht so viel Muttermilch zu sich nehmen kann, gewährleisten Sie damit, dass Sie genügend Milch produzieren, was dem Baby je länger, je mehr zu Gute kommen wird. Denn etwa ab dem 10. Tag nach der Geburt fällt der Prolaktinspiegel langsam ab und ungefähr sechs Wochen nach der Geburt ist es nicht mehr so einfach, die Milchmenge zu steigern. Darum wir empfohlen, bereits in den ersten acht bis zehn Tagen nach der Geburt eine Milchmenge anzustreben, die ein reifes Neugeborenes brauchen würde.

Die Produktion der Milch ist auch vom seelischen Zustand abhängig. Die Anstrengungen der zu frühen Geburt und die Sorge um Ihr Kind können sich auf die Milchmenge auswirken. Auch aus diesem Grund ist ein regelmässiges Abpumpen zur Stimulation der Milchbildung wichtig. Vielen Müttern hilft es, wenn Sie die Milch in der Nähe ihres Kindes abpumpen können.

Im Wochenbett nach einer Frühgeburt werden Sie bezüglich des Abpumpens instruiert und beraten und bei Schwierigkeiten können Sie jederzeit eine Stillberaterin kontaktieren.

Hygiene bei abgepumpter Milch für Frühgeborene


Da die Muttermilch für das Frühgeborene meist im Voraus abgepumpt und danach aufbewahrt wird, sind gewisse Hygienemassnahmen sehr wichtig:

  • Waschen Sie sich vor jedem Abpumpen gründlich die Hände.

  • Die Milchpumpe sollte nach jedem Gebrauch sterilisiert werden.

  • Die Milch gleich nach dem Abpumpen verschlossen im Kühlschrank aufbewahren. Dort darf sie höchstens 72 Stunden gelagert werden. Achten Sie darauf, dass Sie die Milch hinten im Kühlschrank lagern und nicht in der Innenseite der Türe.

  • Ungekühlte Muttermilch muss dem Baby nach spätestens 4 Stunden verfüttert werden.

Ist Ihr Kind noch im Spital, Sie selbst aber bereits zu Hause, transportieren Sie die Milch am besten in einer Kühlbox, um die Kühlkette nicht zu unterbrechen.

Ab wann ein Frühgeborenes gestillt werden kann


Mit zunehmender Reife können Sie versuchen, Ihr Kind zu stillen. Sobald das Frühgeborene signalisiert, dass es zum Stillen bereit ist, können Sie mit der Unterstützung von Fachpersonen erste Stillversuche unternehmen. Manchmal ist es ein längerer Prozess, der viel Geduld erfordert, sich aber auf jeden Fall lohnt.

Verbringen Sie viel Zeit mit ihrem Kind, denn der intensive Hautkontakt zwischen Ihnen unterstützt die Milchbildung und vermittelt Ihrem Baby Sicherheit und Geborgenheit.

Aus der Forschung


Letzte Aktualisierung: 01.11.2023, BH / KM