Die dritte Schwangerschaftswoche - Was nach der Befruchtung passiert
Von der Verschmelzung der Chromosomen bis zur Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut: Wie Ihr Körper in der Frühschwangerschaft reagiert.
Das Wichtigste zuerst, damit es keine Missverständnisse gibt: Man berechnet die Schwangerschaftswoche, indem man vom ersten Tag der letzten Periode ausgeht, und nicht vom Zeitpunkt der Befruchtung! Das bedeutet also, dass Sie schon in der 3. SSW sind, wenn die Befruchtung erst ein paar Tage her ist. Es wird noch ein bis zwei Wochen dauern, bis Ihre Periodenblutung ausbleibt. Und erst danach macht es Sinn, einen Schwangerschaftstest durchzuführen.
Es gibt Frauen, die wissen schon in diesem ganz frühen Stadium instinktiv, dass sie schwanger sind. Die meisten haben aber noch keine Ahnung, dass sich in ihnen etwas Grossartiges abspielt: Die Entstehung eines neuen Lebens hat begonnen.
Ihr Körper reagiert auf seine neue Aufgabe mit der Produktion verschiedener Hormone, v.a. das HCG und das Progesteron. Im Ausnahmefall können diese schon in der nächsten Woche (der 4. Schwangerschaftswoche) einige erste Schwangerschaftszeichen verursachen - wie zum Beispiel das Ausbleiben der Periodenblutung, Übelkeit, eine plötzliche Geruchsempfindlichkeit, häufigen Harndrang(auch nachts!), ein Spannungsgefühl in der Brust und eine unerklärbare Müdigkeit.
Was passiert in der 3. SSW?
Eines der circa 200 Millionen Spermien hat die Eizelle im Eileiter erreicht und innerhalb von 12 Stunden nach dem Eisprung befruchtet. Danach verhärtet sich die äusserste Schicht der Eizelle, damit keine zusätzlichen Samenfäden eindringen können.
Gelegentlich können im selben Monatszyklus eine oder mehrere weitere Eizellen durch weitere Spermien befruchtet werden. So entstehen zweieiige Zwillinge oder Mehrlinge. Eineiige Zwillinge entstehen durch die Teilung der bereits befruchteten Eizelle, was noch bis zur Einnistung geschehen kann.
Verschmelzung der Chromosomen nach der Befruchtung
Eizelle und Spermium haben nicht einen doppelten Chromosomensatz wie die übrigen Zellen des Körpers, sondern nur je einen halben. Anstatt 46,XY (männlich) oder 46,XX (weiblich) gibt es dort nur 23,X oder 23,Y. So kommt es, dass Kinder von ihren Eltern eine zufällige halbe Auswahl ihrer Gene mitbekommen, und dass jedes Kind anders ist. Und so ist auch verständlich, dass die väterlichen Spermien das Geschlecht des Kindes bestimmen. Sie tragen als Geschlechtschromosomen entweder ein X oder ein Y mit sich, während die mütterliche Eizelle immer ein X weitergibt. Aus einer befruchteten Eizelle mit 46,XX wird ein Mädchen, aus 46,XY ein Knabe.
Sobald sich das Erbgut aus den zwei elterlichen Hälften zu einem Ganzen vereinigt hat, sind die genetischen Merkmale des Kindes festgelegt. Und das bezieht sich nicht nur auf das Geschlecht und die Augenfarbe oder die Gesichtszüge! Auch andere erbliche Veranlagungen wie Grösse, Körperbau, Gesundheit und Temperament sind im "Genom" enthalten.
Die befruchtete Eizelle wandert zur Gebärmutter
Die befruchtete Eizelle ist nur so gross wie der Bruchteil eines Millimeters. Sie wandert in ihrer ersten Woche (d.h. während der 3. Schwangerschaftswoche) langsam durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter, unterstützt durch Kontraktionen des Eileiters und winzige Flimmerfäden darin. Unterwegs teilt sie sich ständig und wird deshalb rasch grösser. Wenn sie in der Gebärmutter angekommen ist, nach drei bis vier Tagen, ist aus der einzelnen Zelle ein kleiner Zellhaufen, die Morula (Maulbeere) geworden. Alle Zellen enthalten im Zellkern völlig identische Erbanlagen und jede könnte einen vollständigen, identischen Menschen bilden. Das nennt man auch Omnipotenz oder Totipotenz, was eine wichtige Rolle bei der Stammzelltherapie spielt.
Die Morula sucht im Verlauf der 3. SSW nach dem richtigen Platz in der Gebärmutterwand, um sich einzunisten. Am Ende der Woche hat sich in der Morula ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum gebildet, und nun heisst das Gebilde Keimblase oder Blastozyste und besteht aus bis zu 150 sich bereits differenzierenden Zellen. Die äussere Wand wird als Trophoblast bezeichnet. Aus einem Teil dieser Zellen werden der Mutterkuchen (die Plazenta) und Fruchtblase, aus dem anderen entwickeln sich die Haut, das Nervensystem und das Gehirn. Die mittlere Schicht produziert Skelett, Muskeln und innere Organe. Und die innere Zellansammlung wächst zu Lungen und Verdauungstrakt heran.
Die Einnistung der Blastocyste
Spätestens sieben Tage nach der Befruchtung, also am Ende der dritten Woche Ihrer Schwangerschaft, gräbt sich die Blastozyste in die schon darauf vorbereitete Schleimhaut der Gebärmutter ein und lässt sich von ihr überziehen. Das nennt man Implantation, Nidation oder Einnistung, und es kann dabei zu einer leichten Schmierblutung kommen, die nicht selten für den Beginn der Mens gehalten wird (sog. Nidationsblutung). Die äussere Zellschicht, der Trophoblast, stellt bei der Einnistung eine erste Verbindung zu den mütterlichen Blutgefässen her.
Leider kann es aber auch jetzt schon zu einer sehr frühen Fehlgeburt (Frühestabort) kommen, wenn der Embryo sich gar nicht in der Gebärmutterwand einnistet. Die häufigsten Gründe: Die Gebärmutterschleimhaut war nicht auf die Einnistung vorbereitet oder der Embryo wies gravierende Störungen, z.B. Chromosomendefekte auf.
Ihre Schwangerschaft in Zahlen
- 3. Woche nach dem 1. Tag d. letzten Periode
- 2 Wochen + 1 - 7 Tage (ärztliche Berechnung)
- 1. Woche nach der Befruchtung
- 1. – 7. Tag der Embryonalentwicklung