Schwan­ger­schaft aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter (EUG, Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft)

Meist im Ei­lei­ter, manch­mal auch an­ders­wo: Eine Ein­nis­tung der be­fruch­te­ten Ei­zel­le am fal­schen Ort kann ge­fähr­lich sein.

Frau mit verschränkten Armen sitzt auf dem Bett
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Eine extrau­te­ri­ne oder ek­to­pe Schwan­ger­schaft liegt dann vor, wenn sich das be­fruch­te­te Ei falsch ein­nis­tet, d.h. nicht in der Ge­bär­mut­ter, son­dern aus­ser­halb, z.B. in ei­nem der Ei­lei­ter (das ist am häu­figs­ten, bei 99 % al­ler Extrau­ter­in­schwan­ger­schaf­ten), ge­le­gent­lich im Ei­er­stock und sel­te­ner in der Bauch­höh­le oder dem Ge­bär­mut­ter­hals. Solch eine Ein­nis­tung am fal­schen Ort ist zwar sel­ten, kommt aber doch im­mer­hin ein­mal un­ter 100 bis 200 al­ler Schwan­ger­schaf­ten vor. In den meis­ten Fäl­len ent­wi­ckelt sich kein Em­bryo.

Was kann zu ei­ner Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft füh­ren?


Nor­ma­ler­wei­se wan­dert ein be­fruch­te­tes Ei durch ei­nen der Ei­lei­ter in die Ge­bär­mut­ter und nis­tet sich dort ein. Der Weg durch die Ei­lei­ter kann je­doch auch ver­sperrt sein. Dies ist der Fall, wenn die Ei­lei­ter nicht durch­gän­gig sind, wie es zu­meist nach ei­ner In­fek­ti­on (z.B. mit Chla­my­di­en), aber auch auf­grund von En­do­me­trio­se, ei­ner vor­her­ge­hen­den Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft oder nach ei­nem Schwan­ger­schafts­ab­bruch und ei­ner Ope­ra­ti­on im Bauch­raum vor­kom­men kann. Auch wenn eine Spi­ra­le (In­trau­te­rin­pes­sar) in der Ge­bär­mut­ter liegt oder ge­le­gen hat, kann eine extrau­te­ri­ne Schwan­ger­schaft et­was leich­ter ent­ste­hen. Ein wei­te­rer Ri­si­ko­fak­tor ist eine vor­aus­ge­gan­ge­ne Ste­ri­li­sa­ti­on, be­son­ders dann, wenn die Ei­lei­ter (Tu­ben) durch­trennt wur­den, und eine künst­li­che Be­fruch­tung. Eine Tu­bar­gra­vi­di­tät kann aber auch bei Frau­en vor­kom­men, die alle die­se Ri­si­ko­fak­to­ren nicht ha­ben.

Eine fran­zö­si­sche Ar­beits­grup­pe ana­ly­sier­te 803 Fäl­le von Schwan­ger­schaf­ten, bei de­nen sich die Ei­zel­le aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter­schleim­haut ein­ge­nis­tet hat­te. Da­bei deck­ten sie fol­gen­de Ri­si­ko­fak­to­ren auf: Frau­en mit vor­aus­ge­gan­ge­ner Un­ter­leibs-Ent­zün­dung hat­ten ein 3,4fach er­höh­tes Ri­si­ko. Rau­chen (mehr als 20 Zig./Tag) liess das Ri­si­ko um den Fak­tor 3,9 an­stei­gen. Wei­te­re un­güns­ti­ge­re Be­din­gun­gen für die Ein­nis­tung am rech­ten Platz: hö­he­res Al­ter, vor­aus­ge­gan­ge­ne Fehl­ge­bur­ten und län­ge­re Un­frucht­bar­keit. (Quel­le: J. Bou­y­er et al.: Am. J. Epi­de­mi­ol., 2003, 157, S. 185-194.)

So macht sich eine Extrau­te­rin-Schwan­ger­schaft be­merk­bar


Bei ei­ner Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft wird mit ho­her Wahr­schein­lich­keit das um­ge­ben­de Ge­we­be durch den her­an­wach­sen­den Em­bryo bzw. den Mut­ter­ku­chen ver­letzt bzw. ein­ge­ris­sen. Frü­her oder spä­ter wird da­durch eine ge­fähr­li­che Blu­tung ver­ur­sacht - das Haupt­sym­ptom der extrau­te­ri­nen Schwan­ger­schaft. Eine extrau­te­ri­ne Schwan­ger­schaft ist aus die­sem Grun­de eine sehr ernst­zu­neh­men­de Kom­pli­ka­ti­on, die un­ter Um­stän­den not­ärzt­lich be­han­delt wer­den muss, weil die in­ne­ren Blu­tun­gen le­bens­ge­fähr­lich sein kön­nen. Na­tür­lich kann die Schwan­ger­schaft dann nicht fort­ge­setzt wer­den.

Blu­tun­gen und krampf­ar­ti­ge Schmer­zen


Man­che Frau­en mit ei­ner extrau­te­ri­nen Schwan­ger­schaft wis­sen viel­leicht noch nicht ein­mal, dass sie schwan­ger sind und hal­ten die Blu­tun­gen aus der Schei­de für ihre Mens / Pe­ri­oden­blu­tung. An­de­re wie­der­um be­mer­ken die Warn­si­gna­le (Schmer­zen und Blu­tung) schon kurz nach ei­ner aus­ge­blie­be­nen Re­gel­blu­tung und dem po­si­ti­ven Schwan­ger­schafts­test. Da sich eine Extrau­teringra­vi­di­tät an­fangs wie eine nor­ma­le Schwan­ger­schaft ent­wi­ckelt, tre­ten auch die üb­li­chen sub­jek­ti­ven Be­gleit­zei­chen ei­ner nor­ma­len Schwan­ger­schaft auf: Mü­dig­keit, Übel­keit und Brust­span­nen.

Warn­zei­chen für die nicht ganz so akut ver­lau­fen­de Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft sind un­ter an­de­rem star­ke, kramp­f­ähn­li­che oder ste­chen­den Schmer­zen im Un­ter­leib, die nor­ma­ler­wei­se nur auf ei­ner Sei­te auf­tre­ten, un­ter Um­stän­den kom­bi­niert mit ei­ner Schmier­blu­tung, die ei­ner Re­gel­blu­tung äh­nelt. Manch­mal fällt auch nur bräun­li­cher Aus­fluss auf. Man­che Frau­en ver­spü­ren auf der­sel­ben Sei­te zu­sätz­lich zu den Un­ter­bauch­be­schwer­den Schmer­zen in der Schul­ter.

Bei der akut ver­lau­fen­den Form ei­ner Tu­bar­gra­vi­di­tät fin­det man Schock­sym­pto­me in­fol­ge der in­ne­ren Blu­tun­gen: Dazu ge­hö­ren Bläs­se, Schweiss­aus­brü­che, Schwä­che­an­fäl­le, Un­wohl­sein, Übel­keit, Schwin­del­ge­füh­le bis hin zur Ohn­macht so­wie ein schwa­cher Puls und sin­ken­der Blut­druck.

Wie wird die Dia­gno­se "Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft" ge­stellt?


Ein wich­ti­ger As­pekt ist der Zeit­punkt: Ein Gross­teil der Schwan­ger­schaf­ten aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter ma­ni­fes­tiert sich wäh­rend der ers­ten bei­den Schwan­ger­schafts­mo­na­te.

Zur Dia­gno­se ei­ner Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft ge­nügt ein Schwan­ger­schafts­test und eine Ul­tra­schall­un­ter­su­chung, bei der man eine lee­re bzw. für die Schwan­ger­schafts­pha­se zu klei­ne Ge­bär­mut­ter sieht. Die Dia­gno­se wird dann meist durch eine Bauch­spie­ge­lung (La­paro­sko­pie) be­stä­tigt. Blut­un­ter­su­chun­gen zur Be­stim­mung der Schwan­ger­schafts­hor­mon­wer­te (v.a. des HCG) kön­nen eben­falls zur Ab­klä­rung bei­tra­gen.

Dann muss es sehr schnell ge­hen: Ein ra­sche Be­hand­lung ist um­ge­hend er­for­der­lich und un­ter Um­stän­den le­bens­ret­tend.

Die Be­hand­lung ei­ner Ei­lei­ter-Schwan­ger­schaft


Die ein­zi­ge Mög­lich­keit der Be­hand­lung be­steht dar­in, die Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft zu ent­fer­nen.

Wird eine Schwan­ger­schaft aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter auf­grund der ty­pi­schen Sym­pto­me früh­zei­tig ge­nug fest­ge­stellt, wird Ih­nen wahr­schein­lich ein Prä­pa­rat (Me­tho­trex­at) ge­ge­ben, mit dem man ein Wei­ter­wach­sen der Schwan­ger­schaft ver­hin­dert. Die Frucht­bla­se mit dem Em­bryo kann vom um­lie­gen­den Ge­we­be ab­sor­biert wer­den oder geht spon­tan ab.

Mög­li­cher­wei­se müs­sen Sie sich je­doch ei­ner Ope­ra­ti­on un­ter­zie­hen. Das ist der Fall, wenn Sie Schmer­zen ha­ben und eine Blu­tung in die Bauch­höh­le hin­ein ver­mu­tet wird. Dank der heu­ti­gen la­pa­ras­ko­pi­schen In­stru­men­te ist dies al­ler­dings ein mi­ni­ma­ler Ein­griff (La­pa­ras­ko­pie), mit dem der Em­bryo, die Pla­zen­ta und mög­li­cher­wei­se be­schä­dig­tes Ge­we­be ent­fernt wer­den. Der Arzt ope­riert über dün­ne Ka­nü­len, die er durch drei klei­ne Schnit­te von je zwei Zen­ti­me­ter Län­ge in den Bauch­raum schiebt. Bei zu star­ken in­ne­ren Ver­let­zun­gen ist aber eine Bauch-Ope­ra­ti­on mit et­was grös­se­rem Schnitt (La­par­a­to­mie) un­um­gäng­lich. Wenn ein Ei­lei­ter be­schä­digt ist und nicht wie­der­her­ge­stellt wer­den kann, wird man ihn ent­fer­nen müs­sen. Bei star­kem Blut­ver­lust kann auch eine Blut­trans­fu­si­on er­for­der­lich wer­den.

Was be­deu­tet das für nach­fol­gen­de Schwan­ger­schaf­ten?


Hat­ten Sie be­reits ein­mal eine Ei­lei­ter-Schwan­ger­schaft, so soll­ten Sie Ih­ren Frau­en­arzt, Ihre Frau­en­ärz­tin gleich zu Be­ginn der fol­gen­den Schwan­ger­schaft dar­über in­for­mie­ren. Bei ei­ner er­neu­ten Schwan­ger­schaft (SS - Test po­si­tiv) wird dann gleich mit ei­ner Ul­tra­schall­un­ter­su­chung der rich­ti­ge Sitz der Schwan­ger­schaft in der Ge­bär­mut­ter nach­ge­wie­sen. So kann früh­zei­tig aus­ge­schlos­sen wer­den, dass sich die Kom­pli­ka­ti­on ei­ner Tu­bar­gra­vi­di­tät wie­der­holt - und Sie kön­nen Ihre Schwan­ger­schaft ganz un­be­schwert ge­nies­sen.

Vie­le Frau­en kön­nen nach ei­ner extrau­te­ri­nen Schwan­ger­schaft wie­der schwan­ger wer­den und eine nor­ma­le Schwan­ger­schaft aus­tra­gen, selbst wenn ei­ner der Ei­lei­ter ent­fernt wur­de. Die Chan­cen auf eine Emp­fäng­nis sind je­doch et­was ge­rin­ger als vor­her und das Ri­si­ko ei­ner er­neu­ten Ei­lei­ter­schwan­ger­schaft et­was hö­her.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Nein. Zu­min­dest nicht in den ers­ten Wo­chen der Schwan­ger­schaft. Denn die Sym­pto­me ei­ner Extrau­teringra­vi­di­tät (Schwan­ger­schaft aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter) sind die­sel­ben wie bei ei­ner nor­ma­len Schwan­ger­schaft: Mor­gen­übel­keit, Aus­blei­ben der Mens und ein po­si­ti­ver Schwan­ger­schafts­test. Wenn in der …
Doch, eine Extrau­te­rin-Schwan­ger­schaft kann es auch bei künst­li­cher Be­fruch­tung ge­ben, ob­wohl die Em­bryo­nen am kor­rek­ten Ort di­rekt in der Ge­bär­mut­ter plat­ziert wur­den und mit den Ei­lei­tern nicht in Be­rüh­rung kom­men. Eine EUG ist so­gar nach IVF im Ver­gleich zu spon­ta­nen Schwan­ger­schaf­ten …
Letzte Aktualisierung: 16.12.2020, BH

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