Die Fehlgeburt: Wenn gute Hoffnung plötzlich zerbricht
Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft sind häufiger als man denkt. Alles über Spontanaborte - von Ursachen, Häufigkeit, Behandlung und der Trauer danach
Eine Fehlgeburt, auch Abort (Spontanabort) genannt, bezeichnet den Verlust einer Schwangerschaft vor Beginn der 24. Schwangerschaftswoche. Auch ein totgeborenes Kind, dessen Geburtsgewicht unter 500 Gramm liegt, wird als Fehlgeburt bezeichnet.
Die Ursachen einer Fehlgeburt
Frühe Fehlgeburten (Frühestaborte) entstehen, wenn der Embryo sich nicht in der Gebärmutterwand einnistet. Entweder war die Gebärmutterschleimhaut nicht auf die Einnistung vorbereitet, oder der Embryo wies gravierende Störungen, wie zum Beispiel Chromosomendefekte, auf.
Auch wenn der Embryo innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Empfängnis sogenannten teratogenen Substanzen, wie z.B. Röntgenstrahlen, gewissen Medikamenten oder Drogen ausgesetzt war, kommt es oft zu einer sehr frühen Fehlgeburt. Es kann aber auch sein, dass der Embryo dadurch nicht geschädigt wird und sich die Schwangerschaft normal weiterentwickelt. Das ist die sogenannte Alles-oder-Nichts-Regel. Die Ursachen der meisten Fehlgeburten sind letztendlich jedoch nicht bekannt.
Später in der Schwangerschaft können Fehlgeburten ebenfalls mehrere Ursachen haben:
genetische oder chromosomale Defekte des Embryos
Fehlbildungen der Gebärmutter (z.B. Uterus subseptus, eine durch Trennwände unterteilte Gebärmutter)
Komplikationen der Plazenta
Stoffwechselstörungen der Mutter
chronische Erkrankungen der Mutter wie zum Beispiel Diabetes oder Schilddrüsenfehlfunktionen
bakterielle oder Virusinfektionen (z.B. Toxoplasmose und Listeriose)
Zervixinsuffizienz (Schwäche des Gebärmutterhalses)
Als Sonderfall einer frühen Fehlgeburt gelten das Windei und die Blasenmole, wobei es sich hier nicht um eine ursprünglich intakte Schwangerschaft handelt.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt?
Ältere Schwangere: Eine 40-Jährige hat ein doppelt so hohes Fehlgeburtsrisiko wie eine 20-Jährige. Der Grund dafür ist, dass es bei älteren Schwangeren häufiger zu Chromosomenfehlverteilungen kommt
Schwangere mit mehreren vorherigen Fehlgeburten: Nach drei Fehlgeburten beträgt das Risiko über 50%, dass die nächste Schwangerschaft wieder unglücklich endet.
Wie häufig sind Fehlgeburten?
Da nicht alle Fehlgeburten als solche wahrgenommen werden, ist ihre Häufigkeit nicht ganz exakt zu beziffern. Allgemein gilt: Zwischen der 5. und 10. SSW haben etwa 15 - 20 % aller Schwangeren einen Spontanabort. Noch häufiger, bei mehr als der Hälfte aller Schwangerschaften, kommt es zu einem Frühestabort schon vor der 6. SSW und der Abgang wird für eine verspätete oder besonders starke Regelblutung gehalten .
Mit fortschreitender Schwangerschaft wird die Wahrscheinlichkeit eines Spontanaborts immer geringer. Wenn eine Ultraschalluntersuchung im ersten Schwangerschaftsdrittel einen lebenden, gesunden Fetus zeigt, ereignet sich nur noch in 2 % aller Fälle eine Fehlgeburt im zweiten Schwangerschaftsdrittel. Und im zweiten Schwangerschaftsdrittel besteht ohnehin nur noch wenig Anlass zur Sorge. Experten beziffern das Fehlgeburtsrisiko nach der 16. SSW auf zwischen 1 und 3%, abhängig vom Alter der Schwangeren.
Noch mehr Statistik:
Frauen mit einem gesunden Kind und bisher
- keiner Fehlgeburt: 12 % Fehlgeburtsrisiko in der nächsten Schwangerschaft
- einer Fehlgeburt: 24 % Fehlgeburtsrisiko in der nächsten SchwangerschaftFrauen, die noch kein gesundes Kind geboren haben und
- zwei oder mehr Fehlgeburten hatten: 40 - 45 % Fehlgeburtsrisiko in der nächsten Schwangerschaft
Die drei Arten von Fehlgeburten
Der Verlauf einer Fehlgeburt kann in drei Arten eingeteilt werden. Bei einer drohenden Fehlgeburt bestehen Hinweise - wie zum Beispiel Blutungen - darauf, dass es zu einer Fehlgeburt kommen könnte. Von einer beginnenden Fehlgeburt spricht man, wenn der verstorbene Embryo ausgestossen wird. Wenn der Embryo verstorben ist, aber nicht ausgestossen wird, bezeichnet man dies als verhaltene Fehlgeburt oder missed abortion.
Was ist zu tun bei einer Fehlgeburt?
Die Behandlungsmethoden unterscheiden sich je nach Stadium der Fehlgeburt. Bei einer drohenden Fehlgeburt gilt es unter anderem, sämtliche körperlichen Anstrengungen zu vermeiden. Bei einer beginnenden oder verhaltenen Fehlgeburt ist der Embryo bereits verstorben. Wird er nicht von alleine ausgestossen, muss die Gebärmutterschleimhaut mit dem Embryo zusammen mittels Curettage entfernt werden.
Experten-Interview mit Hebamme Franziska Maurer von der "Fachstelle Kindsverlust während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit"
Bezahlt die Krankenkasse bei einer Fehlgeburt?
Nach dem Krankenversicherungsgesetz muss eine Frau, die vor der 13. Schwangerschaftwoche eine Fehlgeburt erleidet, die Behandlung einer Fehlgeburt nach Abzug von Selbstbehalt und Franchise selber bezahlen. Der Grund dafür ist, dass eine Fehlgeburt vor der 13. Schwangerschaftswoche als Krankheit definiert wird. Als Frau, die eine Fehlgeburt erleidet, sind Sie also doppelt gestraft: Sie verlieren Ihr Kind und die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Behandlung nicht vollumfänglich.
Vom Beginn der 13. Schwangerschaftswoche (12 0/7 SSW) ist die Frau von jeglicher Kostenbeteiligung befreit. Der Beginn der 13. Schwangerschaftswoche muss ärztlich bestätigt werden.
Brauchen Sie Hilfe nach einer Fehlgeburt?
Der Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft ist sehr schmerzlich. Wenn Sie und/oder Ihr Partner Hilfe brauchen, eine Fehl-, Tot- oder Frühgeburt während oder kurz nach der Geburt zu verarbeiten, dann finden Sie hier Hilfe:
Fachstelle Kindsverlust während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit, Belpstrasse 24, 3007 Bern, Tel. 031-333 33 60, www.kindsverlust.ch, fachstelle@kindsverlust.ch