Schwan­ger­schaft mit Wind­ei und Bla­sen­mo­le

Feh­ler­haf­te Frucht­an­la­gen: Der Schwan­ger­schafts­test ist po­si­tiv, aber bei der Ul­tra­schall­un­ter­su­chung ist kein Em­bryo zu se­hen.

Frau hält sich die Hände vor den Bauch
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Eine Schwan­ger­schaft ohne Em­bryo: So­wohl beim Wind­ei als auch bei der Bla­sen­mo­le ist der Schwan­ger­schafts­test po­si­tiv, aber es wächst kein Kind in der Ge­bär­mut­ter her­an. Die­se spe­zi­el­le Form ei­ner Fehl­ge­burt sieht man bei ca. je­der 20. Ein­nis­tung. Wor­in liegt der Un­ter­schied und was be­deu­tet das für die nächs­ten Schwan­ger­schaf­ten?

Wind­ei


Ein Wind­ei (Wind­mo­le oder Ab­or­ti­v­ei) ist eine feh­ler­haf­te Frucht­an­la­ge, die schon sehr früh in der Schwan­ger­schaft zu­grun­de geht. Da­bei wächst der Tro­phob­last (aus dem sich Pla­zen­ta und Ei­häu­te bil­den) noch kur­ze Zeit, ob­wohl kein be­fruch­te­tes Ei vor­han­den ist bzw. die Em­bryo­nal­an­la­ge früh ab­ge­stor­ben ist. Dem Kör­per wird den­noch hor­mo­nell eine Schwan­ger­schaft si­gna­li­siert, wes­halb alle üb­li­chen Schwan­ger­schafts­an­zei­chen wei­ter be­stehen und es nicht so­fort zu ei­ner Fehl­ge­burt mit Blu­tun­gen kommt.

Ein Wind­ei liegt bei sehr vie­len frü­hen Fehl­ge­bur­ten vor, und im Grun­de han­delt es sich um eine sehr frü­he Form des sog. "ver­hal­te­nen Spon­tan­ab­orts" (mis­sed ab­or­ti­on). Häu­fig bleibt es un­be­merkt und wird ein­fach mit der fol­gen­den Mens­trua­ti­on ab­ge­stos­sen. Als Ur­sa­che kom­men so­wohl ge­ne­ti­sche (chro­mo­so­ma­le) als auch vie­le an­de­re Ent­wick­lungs­stö­run­gen in Fra­ge.

Bei der Ul­tra­schall­un­ter­su­chung in der Früh­schwan­ger­schaft sieht man eine lee­re Frucht­bla­se ohne Dot­ter­sack und Em­bryo. Die Grös­se der Ge­bär­mut­ter ist klei­ner als sie in der be­rech­ne­ten Schwan­ger­schafts­wo­che sein müss­te. Nor­ma­ler­wei­se muss bei der Kon­trol­le spä­tes­tens in der 8. Schwan­ger­schafts­wo­che ein ent­wi­ckel­ter Em­bryo mit Herz­schlag er­kenn­bar sein.

Wird eine ver­hal­te­ne Fehl­ge­burt dia­gnos­ti­ziert, kann man ab­war­ten, bis das Schwan­ger­schafts­ge­we­be von al­lei­ne, mit oder ohne Blu­tung, ab­geht. Da­nach ist der Schwan­ger­schafts­test wie­der ne­ga­tiv. Die ers­te Pe­ri­ode tritt nach etwa vier bis acht Wo­chen wie­der ein. In der Re­gel ist bei ei­nem Wind­ei je­doch me­di­ka­men­tö­se Be­hand­lung zur Ab­stos­sung der Ge­bär­mut­ter­schleim­haut und/oder eine Aus­scha­bung (Cu­ret­ta­ge, Ab­ra­sio) not­wen­dig, weil der Kör­per es meist nicht al­lein schafft, das Ge­we­be voll­stän­dig ab­zu­lö­sen. Der Hor­mon­sta­tus muss da­nach noch eine Wei­le über­wacht wer­den, um si­cher­zu­stel­len, dass nicht Pla­zen­ta­res­te ver­blie­ben sind, die wei­ter hCG pro­du­zie­ren, was eine er­neu­te Schwan­ger­schaft ver­hin­dern wür­de. Ge­we­be­res­te sind aus­ser­dem ein In­fek­ti­ons­ri­si­ko.

Hat sich der Zy­klus wie­der ein­ge­stellt, meist nach etwa acht Wo­chen, kön­nen Sie auch wie­der schwan­ger wer­den. Das Wie­der­ho­lungs­ri­si­ko ist ge­ring, und in den meis­ten Fäl­len ver­läuft eine er­neu­te Schwan­ger­schaft völ­lig pro­blem­los. 

Bla­sen­mo­le


Eine Bla­sen­mo­le (Mola hy­da­ti­do­sa) wird oft als wei­ter­ent­wi­ckel­tes Wind­ei an­ge­se­hen, bei dem der Tro­phob­last nicht zu wach­sen auf­hört, son­dern die Cho­ri­on­zot­ten so­gar wu­chern und bla­sig auf­quel­len. Sie ist sehr viel sel­te­ner (ca. ein­mal auf 1000 - 3000 Schwan­ger­schaf­ten) und ent­steht schon bei der Be­fruch­tung der Ei­zel­le durch eine Fehl­ver­tei­lung der Chro­mo­so­men. Das führt zu ei­ner un­kon­trol­lier­ten Wu­che­rung von Zel­len, aus de­nen sich ei­gent­lich die Pla­zen­ta ent­wi­ckeln soll­te. Un­ter Um­stän­den kann die­ses Ge­we­be in ein sehr bös­ar­ti­ges Cho­ri­on­kar­zi­nom ent­ar­ten.

Ein er­höh­tes Ri­si­ko für die Ent­wick­lung ei­ner Bla­sen­mo­le ha­ben Schwan­ge­re un­ter 20 und über 40 Jah­ren und Frau­en asia­ti­scher Ab­stam­mung. Das Wie­der­ho­lungs­ri­si­ko ist glück­li­cher­wei­se sehr ge­ring.

Bei der häu­fi­ge­ren kom­plet­ten Bla­sen­mo­le trägt die be­fruch­te­te Ei­zel­le kei­ne müt­ter­li­chen, son­dern nur vä­ter­li­che  Chro­mo­so­men - die em­bryo­na­len Zel­len sind nicht an­ge­legt. Das Ge­we­be, aus dem der Mut­ter­ku­chen ent­ste­hen soll­te, der Tro­phob­last, bil­det statt­des­sen eine Zell­wu­che­rung.

Bei der sel­te­nen par­ti­el­len Bla­sen­mo­le hat die be­fruch­te­te Ei­zel­le zwar den ein­fa­chen Chro­mo­so­men­satz der Mut­ter, aber den dop­pel­ten Chro­mo­so­men­satz des Va­ters. Das ge­schieht zum Bei­spiel, wenn zwei Sper­mi­en eine Ei­zel­le be­fruch­ten.

Die Sym­pto­me ei­ner Mo­len­schwan­ger­schaft


Die Sym­pto­me bei ei­ner kom­plet­ten Bla­sen­mo­le ent­ste­hen durch das zu schnel­le Wachs­tum des Mut­ter­ku­chens: Ty­pisch sind ein für das Schwan­ger­schafts­sta­di­um zu gros­ser und wei­cher Ute­rus, Un­ter­bauch­schmer­zen und star­ke Blu­tun­gen ab 12. SSW mit Aus­fluss von bla­sig-schau­mi­ger Flüs­sig­keit. Im Ul­tra­schall sieht man kei­nen Em­bryo, son­dern das so­ge­nann­te Schnee­ge­stö­ber, das durch bla­sen­för­mi­ges, star­kes Wachs­tum des Pla­zen­ta­ge­we­bes im In­ne­ren der Ge­bär­mut­ter ent­steht (Trau­ben­mo­le).

Das HCG im Blut ist ex­trem hoch, und oft sind die frü­hen Schwan­ger­schafts­be­schwer­den (Schwin­del, Übel­keit, Brust­span­nen etc.) sehr stark aus­ge­prägt.

Ty­pisch für eine par­ti­el­le Bla­sen­mo­le ist ein sehr nied­ri­ger HCG-Wert im Blut der Schwan­ge­ren, sie ver­ur­sacht we­ni­ger Be­schwer­den und ist schwe­rer zu dia­gnos­ti­zie­ren. Em­bryo und Pla­zen­ta kön­nen sich noch eine be­grenz­te Zeit wei­ter­ent­wi­ckeln, sel­ten kann die Schwan­ger­schaft aus­ge­tra­gen wer­den. Al­ler­dings fin­det man dann in ei­nem Drit­tel der Fäl­le eine Chro­mo­so­men­stö­rung beim Kind. Des­halb ist eine vor­ge­burt­li­che Ka­ryo­ty­pi­sie­rung an Cho­ri­on­zot­ten zu emp­feh­len. Es kommt in der Schwan­ger­schaft auch viel häu­fi­ger zu ei­ner Prä­eklamp­sie und Früh­ge­burt.

Wie wird eine Bla­sen­mo­le be­han­delt?


Nach der Dia­gno­se ei­ner Bla­sen­mo­le muss die Schwan­ger­schaft be­en­det wer­den. Mit Hil­fe von Me­di­ka­men­ten wird der Ge­bär­mut­ter­in­halt aus­ge­stos­sen und da­nach die Ge­bär­mut­ter un­ter Nar­ko­se vor­sich­tig aus­ge­schabt. Das Ge­we­be wird dann un­ter dem Mi­kro­skop un­ter­sucht. Nach 2-6 Wo­chen wird eine er­neu­te Aus­scha­bung (Aus­krat­zung oder Cu­ret­ta­ge) zur Kon­trol­le vor­ge­nom­men, um si­cher­zu­stel­len, dass kei­ne Ge­webs­res­te ver­blie­ben sind, die mög­li­cher­wei­se ent­ar­ten kön­nen.

Nach der Aus­scha­bung muss des­halb un­be­dingt auch noch län­ge­re Zeit das Schwan­ger­schafts­hor­mon HCG im Blut kon­trol­liert wer­den. Kommt es wie­der zu ei­nem An­stieg des HCG, kann das ein Zei­chen für eine er­neu­te Schwan­ger­schaft sein. Es kann aber mög­li­cher­wei­se auch be­deu­ten, dass zu­rück­ge­blie­be­nes Ge­we­be er­neut wu­chert. Si­cher­heits­hal­ber soll­te die nächs­te Schwan­ger­schaft des­halb erst ge­plant wer­den, wenn das hCG über meh­re­re Mo­na­te ne­ga­tiv bleibt.

Vier von fünf Bla­sen­mo­len sind gut­ar­tig, bei ei­ner von fünf drin­gen bös­ar­ti­ge Zel­len in das um­lie­gen­de Ge­we­be ein (In­va­si­ve Bla­sen­mo­le, Cho­rioa­de­no­ma de­stru­ens). Dar­aus kann in sel­te­nen Fäl­len ein Cho­ri­on­kar­zi­nom wer­den. Die Krebs­zel­len kön­nen sich über das Lymph­sys­tem und das Blut schnell auf an­de­re Or­ga­ne aus­brei­ten. Bei ei­ner in­va­si­ven Bla­sen­mo­le ist des­halb grund­sätz­lich eine Che­mo­the­ra­pie er­for­der­lich. Je schnel­ler mit der Be­hand­lung be­gon­nen wird, umso ef­fek­ti­ver wer­den die ver­blie­be­nen Zel­len ab­ge­tö­tet und umso bes­ser ist die Aus­sicht auf Hei­lung. Die HCG-Wer­te müs­sen je­doch le­bens­lang kon­trol­liert wer­den.

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