Lippenherpes in der Schwangerschaft
Für die schmerzenden Fieberbläschen an den Lippen können Schwangere durch das herabgesetzte Immunsystem etwas anfälliger sein. Ist solch eine Herpesinfektion gefährlich?
Erstansteckung und Re-Infektion
Der erste Herpes-Typ (HSV Typ 1) äussert sich durch schmerzhafte Bläschen („Fieberbläschen“, "Fieberblattern") am Mund (Herpes labialis) und wird über den Bläscheninhalt und Speichel übertragen. Die Herpes-Viren sind hochinfektiös. Enger Hautkontakt, Küssen, Schmusen, gemeinsames Verwenden eines Glases oder Löffels oder Benutzen derselben Zahnbürste und Tröpfcheninfektion (z.B. beim Niesen) führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Ansteckung.
Sobald die Viren in die Zellen der Haut und Schleimhaut eingedrungen sind, vermehren sie sich stark; dabei entwickeln sich kleine Bläschen, die jucken und schmerzen. Die Bläschenflüssigkeit enthält wiederum eine hohe Konzentration von Viren, die weiter übertragen werden können. Besonders ansteckend ist Herpes, wenn die mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen gerade aufplatzen. Nach der akuten Phase trocknen die Bläschen ein und heilen innerhalb von einigen Tagen ab, jedoch bleiben die Viren unbemerkt im Körper. Die meisten Menschen haben sich schon in der Kindheit angesteckt und sind Träger dieses Herpes-simplex-Virus, wissen es jedoch nicht.
Faktoren wie Sonnenbaden, Stress, Monatsblutungen und Verletzungen können die Abwehrkräfte des Körpers vermindern, das Virus wieder aktivieren und zu erneuten Symptomen, den Bläschen, führen. Auch in der Schwangerschaft kommt es zu einer Schwächung der körpereigenen Abwehr! Ein neues Fieberbläschen kündigt sich vier bis zwölf Stunden vor dem Auftreten durch starkes Kribbeln und ein Spannungsgefühl an den Lippen an.
Risiko für Schwangere und ihr ungeborenes Kind?
Für Schwangerschaftsverlauf und Geburt hat der Lippenherpes praktisch keine Bedeutung. Eine Ansteckung des ungeborenen Kindes mit Herpes labialis ist ausgeschlossen. Allerdings ist gute Sexualhygiene (d.h. kein Oralsex) wichtig, damit die Viren nicht auf den Genitalbereich übertragen werden und das Neugeborene auf dem Geburtsweg anstecken.
Nach der Geburt ist noch mehr Vorsicht angebracht: Hat die Mutter (oder eine andere enge Kontaktperson) des Neugeborenen gerade einen frischen Schub von Lippenbläschen, muss ein Mundschutz getragen und auf konsequente Händedesinfektion geachtet werden - vor allem nach dem Auftragen von Salbe auf die Bläschen. Richtig gefährlich werden kann der Lippenherpes für Kinder mit Neurodermitis oder einem geschwächten Immunsystem.
Genitalherpes
Im Gegensatz zum Lippenherpes gilt der Genitalherpes (HSV Typ 2) als eine (nicht meldepflichtige) sexuell übertragbare Krankheit und wird über die Schleimhäute (Mund und Geschlechtsorgane) übertragen. Experten schätzen, dass etwa 8% aller Schwangeren HSV2-positiv sind.