TCM für Schwangere - mehr als Akupunktur

Akupunktur
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TCM Fachverband Schweiz

Die Traditionelle Chinesische Medizin – kurz TCM – ist eine Form der ganzheitlichen Medizin und strebt eine ursachenbezogene Heilung an. Sie beruht auf der Theorie der gegensätzlichen Kräfte Yin und Yang. Diese stehen zueinander wie Kälte und Wärme. Die Gesundheit jedes Menschen hängt von einem Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und dem reibungslosen Energiefluss „Qi“ ab. Ziel einer TCM-Behandlung ist es, die persönliche Balance wiederherzustellen und das Fliessen der Energie zu verbessern. Dadurch soll der Körper in der Selbstheilung unterstützt werden.

Die Methoden der TCM


Die TCM kennt fünf Säulen der Behandlung, die häufig auch kombiniert werden:

  • Akupunktur: Die wohl bekannteste Methode der TCM ist sehr erprobt bei der Behandlung von Frauen während der Schwangerschaft und zur Geburtsvorbereitung. Sie ist nebenwirkungs- und risikoarm und deshalb für werdende Mütter sehr empfehlenswert. Je nach Beschwerde gibt es verschiedene Punkte, an denen die 0,16 bis 0,3 mm dicken Nadeln bis zu 1,5 Zentimeter tief in die Haut gesetzt werden.

  • Moxibustion (eine Form der Wärmebehandlung): Dazu wird eine brennende Zigarre aus Beifusskraut intervallartig an bestimmte Akupunkturpunkte oder Areale gehalten, ohne die Haut zu berühren. Sehr bekannt ist die Behandlung eines Punktes am kleinen Zeh.

  • Tuina-Massage: Ebenfalls eine bewährte Methode, die von Schwangeren oft als sehr wohltuend erlebt wird. Sie eignet sich für diverse Beschwerden, insbesondere für solche des Bewegungsapparates und zur Unterstützung der Psyche.

  • Pflanzenheilkunde (Phytotherapie): Hier wird sowohl mit chinesischen als auch mit westlichen Kräutern gearbeitet. Vorsicht ist jedoch angebracht, denn gewisse Kräuter sind sehr stark und können für schwangere Frauen kontraindiziert sein. Deshalb: Gut ausgebildete Therapeuten auswählen und mit Kräutern zurückhaltend sein!

  • Ernährungsberatung (Diätetik): Sie kann Beschwerden der Schwangerschaft lindern, das Wohlbefinden fördern und ist darüber hinaus eine gute Unterstützung, um das heranwachsende Kind mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen.

  • Qi-Gong (Bewegungs- und Atemübungen): Sie können den Körper in Schwung halten, das Wohlbefinden verbessern und Beschwerden lindern. Es gibt auch Übungen, die im Sitzen oder Liegen durchgeführt werden können, was gerade Ende der Schwangerschaft eine gute Variante darstellen kann.

Warum ist TCM gerade für Schwangere gut geeignet?


Während der Schwangerschaft wird die werdende Mutter individuell begleitet, weil die TCM auf unterschiedliche Bedürfnisse und Beschwerden eingehen kann. Auch wenn Beschwerden nicht immer gänzlich verschwinden, können sie doch deutlich gelindert werden, und der Alltag ist wieder zu bewältigen.

Akupunktur sollte nur von gut ausgebildeten Therapeuten mit kontrollierter Ausbildung angewendet werden. Sie wissen, welche Akupunkturpunkte in der Schwangerschaft nicht erlaubt sind und wie die Nadeln fachgerecht gesetzt werden, so dass keine Gefahr für Mutter und Kind droht. Sehr gut ausgebildete Fachspezialisten mit einer entsprechenden Zusatzausbildung (Ärzte mit Fähigkeitsausweis, Hebammen oder Akupunkteure) finden Sie über den TCM Fachverband Schweiz (www.tcm-therapeuten.ch), den Verband  integrativ arbeitender TCM-Therapeuten (www.virm.ch) und das Zhong-Institut (www.zhong.ch), welches Hebammen in Akupunktur ausbildet.

In welchen Situationen kann TCM helfen?


Viele schwangere Frauen sind mit der einen oder anderen Form von Schwangerschaftsbeschwerden konfrontiert. Gute Resultate werden mit TCM unter anderem bei folgenden Beschwerden erzielt:

  • Übelkeit: Die berühmt-berüchtigte Morgenübelkeit betrifft eine grosse Zahl schwangerer Frauen. Neben Hausmitteln und schulmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten können Akupunktur und auch Akupressur diese meist gut in den Griff bekommen und in manchen Fällen sogar bei einer Hyperemesis gravidarum helfen. Viele TCM-Therapeuten können zudem nützliche Ernährungstipps geben.

  • Verdauungsbeschwerden: Viele Frauen leiden im Laufe der Schwangerschaft unter Sodbrennen und Verstopfung, manchmal auch unter Durchfall, Blähungen oder Hämorrhoiden. Die TCM kann solche Beschwerden häufig erfolgreich lindern. Meist kommt dann die Akupunktur zum Einsatz, manchmal begleitet von Ernährungsberatung, Tuina-Massage oder Kräuterheilkunde.

  • Rückenschmerzen: Die sich dehnenden Bänder und der wachsende Bauch führen für viele Frauen zu Schmerzen im Bereich des Kreuzbeins oder der Lendenwirbelsäule. Aber auch Schulter-Nacken-Schmerzen sind keine Seltenheit. Hier hat sich die Akupunktur kombiniert mit Tuina-Massage sehr bewährt. Auch weitere Beschwerden des Bewegungsapparates wie Schmerzen im Bereich des Schambeins oder Wadenkrämpfe lassen sich gut mit TCM behandeln.

  • Ödeme (Wassereinlagerungen): Insbesondere im Sommer sind davon viele Schwangere von Schwellungen betroffen. Mit TCM kann der Körper darin unterstützt werden, überflüssiges Wasser auszuscheiden. Auch haben TCM-Therapeuten oft zusätzlich Tipps, mit welcher Ernährung oder welchem Tee Betroffene die Wasserausschwemmung unterstützen können.

  • Schlafstörungen: Der Bauch stört, die Blase drückt, die Gedanken kreisen – Gründe für Schlafstörungen während der Schwangerschaft gibt es viele. Auch die TCM kann nichts daran ändern, dass eine Bauchschläferin ihre gewohnte Schlafposition nicht einnehmen kann. Aber sie kann dabei helfen, sich zu entspannen, die Gedanken zu beruhigen und den Schlaf insgesamt zu unterstützen und zu fördern.

Wie kann TCM die Geburt vorbereiten?


  • Beckenendlage (Steisslage): Ist das Kind gegen Ende der Schwangerschaft noch nicht in der korrekten Geburtsposition, unterstützt die TCM das Baby mittels Moxa-Therapie (Moxibustion) darin, sich in die Kopflage zu drehen. Die Moxa-Zigarre wird nicht direkt am kleinen Zeh auf die Haut aufgesetzt, sondern nur in die Nähe gehalten, damit es keine Verbrennungen gibt. Am günstigsten ist eine Behandlung zwischen der 32. und 35. Schwangerschaftswoche, wenn das Kind noch nicht zu gross ist. Insbesondere bei einer Fuss-Steisslage (das Kind «sitzt» quasi in der Gebärmutter) kann die Methode erfolgreich sein. Schwieriger ist es bei einer reinen Steisslage (das Baby hat eine «Klappmesser»-Position mit den Füssen auf Kopfhöhe) oder wenn körperliche Ursachen wie eine Anomalie der Gebärmutter vorliegen.

  • Geburtsvorbereitung: Die Akupunktur zur Geburtsvorbereitung ist mittlerweile sehr bekannt. Die Behandlungen beginnen üblicherweise vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin in einem wöchentlichen Rhythmus und dauern ca. 30 bis 45 Minuten. Behandelt werden unter anderem folgende vier Punkte: unter den Knien, an den Fussinnenknöcheln, an der oberen seitlichen Wade und an der äusseren Seite der kleinen Zehen. Studien haben gezeigt, dass so die Eröffnungsphase der Geburt verkürzt werden kann. Dies ist eine grosse Unterstützung für die werdende Mutter, da diese Phase schmerzhaft und bei langer Dauer sehr kräfteraubend sein kann. Wichtig ist nach Ansicht der TCM aber auch eine Ruhephase am Ende der Schwangerschaft: Wenig Arbeit, möglichst kein Stress, Zeit für die Auseinandersetzung mit den kommenden Veränderungen und um Kräfte zu tanken. Auch das tut der Mutter gut und trägt zu einer komplikationslosen Geburt und raschen Erholung bei.

  • Geburtseinleitung: Am oder nach dem errechneten Geburtstermin kann ein/e TCM-TherapeutIn eine schwangere Frau mit Wehen fördernder, einleitender Akupunktur unterstützen. Diese bewährte Methode zur Geburtseinleitung kann eine sanfte Alternative zur Schulmedizin sein.

Häufige Fragen zum Thema

Geburtsvorbereitend werden vier bis acht Akupunktur-Sitzungen ein- bis zweimal wöchentlich in den letzten vier Schwangerschaftswochen durchgeführt. Dadurch wird eine signifikant verkürzte Geburtsdauer und eine deutlich bessere Muttermundreifung erreicht, wie einige kontrollierte Studien beweisen …
Kräutertees, Rotbusch- und Grüntees als Alternative zu Kaffee und Schwarztee sind in der Schwangerschaft beliebt - und die meisten auch sehr gesund. Allerdings mit folgenden Einschränkungen: Viele Lebensmittelgeschäfte, Naturkostläden und Apotheken bieten zudem spezielle …
Mehrere Untersuchungen haben bestätigt, dass sich die eigene Anstrengung mit der sogenannten alternativen Wendung durchaus lohnen kann. Ein sehr einfacher Wendungsversuch ist die „indische Brücke“, aber es gibt auch noch die „sanfte Lichtwende“, die Zilgrei-Methode, Elektro-Akupunktur und die …

Wie findet man ein passendes Angebot?


Wer einen TCM-Therapeuten sucht, wählt am besten ein Mitglied eines Fachverbandes (z.B. TCM Fachverband Schweiz). So ist gewährleistet, dass er/sie eine kontrollierte Ausbildung und unabhängige Prüfungen sowie regelmässige Weiterbildung nachweist und sich an die ethischen Richtlinien des Verbandes hält. Häufig gibt es auch Therapeuten, die sich in einem Themenbereich spezialisiert haben und das auf ihrer Homepage erwähnen.

Bei nichtärztlichen Therapeuten übernimmt eine Zusatzversicherung in Komplementärmedizin einen Teil der Behandlungskosten. Ärzte mit Fähigkeitsausweis in TCM können Behandlungen in einem begrenzten Umfang über die Grundversicherung abrechnen. Genaue Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse.

Detaillierte Informationen:
www.tcm-therapeuten.ch
TCM Fachverband Schweiz
Alfred Lienhard Strasse 1
9113 Degersheim

Wir bedanken uns bei Olivia Steiner, Vorstandsmitglied im TCM Fachverband Schweiz, für die fachliche Beratung.

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