Der Milchfluss beim Stillen

Man sieht nicht, wieviel Milch aus der Brust fliesst und ob es genug für's Baby ist. Zeichen für eine ausreichende Milchproduktion...

Mutter stillt ihr Baby
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Beim Stillen sieht man nicht, wieviel das Baby trinkt. Wird es satt oder hat es nach der Stillmahlzeit noch Hunger? Fliesst genug Milch? Oder wird gar zuviel Milch produziert, die dann zu einem Milchstau führt?

Das Wichtigste: Kein Stress!


Der Milchspendereflex und damit auch der Milchfluss kann durch verschiedene Ursachen gehemmt oder sogar blockiert werden, z. B. durch Schmerzen (Dammnaht, Kaiserschnittwunde, wunde Brustwarzen), Trennung vom Kind, Angst, Hektik und Ärger. In Stresssituationen wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet, und dies hemmt die Produktion des Stillhormons Oxytocin, das den Milchspendereflex auslöst. Dann kann es sein, dass Sie zwar genug Milch bilden, sie aber nicht aus der Brust fliessen kann.

Achten Sie deshalb schon im Spital darauf, dass Sie beim Stillen Ihre Ruhe haben und lassen Sie sich vor allem nicht unter Erfolgsdruck setzen. Auch Besucher, sogar die eigene Familie und ältere Kinder, sollten Sie während der Stillzeiten nicht stören können. Das Baby wird unruhig, unzufrieden oder weinerlich und will nicht mehr trinken, wenn die Milch nicht richtig fliesst. Versuchen Sie sich zu entspannen, sprechen Sie mit Ihrem Kind, streicheln Sie es, riechen Sie an seinem Köpfchen und legen Sie es dann noch einmal an. Sitzen Sie vielleicht zu verkrampft? Ändern Sie Ihre Haltung oder die Stillposition und beobachten Sie genau, ob das Kind richtig angelegt ist. Es muss mühelos mit dem Mund die Brustwarze und einen Teil des Warzenhofs umschliessen können. Auf keinen Fall sollten Sie dann gleich aufgeben und zuschöppeln. Je weniger Ihr Baby trinkt, umso weniger wird danach produziert.  

Übrigens: Rauchende Mütter haben eine um bis zu 50% reduzierte Milchproduktion. Und auch wenn das Stillen Ihnen, beispielsweise im Beisein des Partners oder anderer Personen, unangenehm ist, kann es passieren, dass sich der Milchfluss abschwächt.

Zu wenig Milch?


Wird Ihr Kind kurzfristig mal nicht satt, macht es vielleicht einen Wachstumsschub durch. Das ist typisch zwischen dem 8. und 10. Lebenstag, mit 5 - 6 Wochen und zwischen dem 3. und 4. Monat. Es verlangt öfter nach Mahlzeiten, und dadurch wird automatisch die Milchproduktion stärker angeregt. Sie brauchen also nicht gleich zu der Schoppenflasche zu greifen, denn dann würde die Milchproduktion abnehmen.

Um die Milchproduktion zu steigern, gibt es also nur ein Rezept: Häufiger anlegen und viel trinken, z.B. speziellen Milchbildungstee oder Stilltee mit Anis, Dill, Fenchel, Kümmel, Melisse, Basilikum und Brennessel, Eisenkraut, Geissrautenkraut und wildem Majoran. Zu empfehlen sind auch Rivella und Mineralwasser. Werden Sie nicht ungeduldig. Nach 24 Stunden häufigerem Anlegen hat sich die Milchproduktion der gesteigerten Nachfrage meist wieder angepasst.

Ganz wichtig beim erfolgreichen Stillen ist: Kümmern Sie sich auch um sich selbst, essen Sie ausreichend, trinken Sie soviel Sie können und gönnen Sie sich Ruhepausen. Wenn Sie sich wohl fühlen und ausgeruht sind, hat dies auch eine positive Wirkung auf den Milchfluss.

Ein Baby, das genügend Milch bekommt, ist nach jeder Stillzeit zufrieden und ausgeglichen. Der Stuhl ist weich und gelblich. Es kann auch sein, dass tagelang kein Stuhlgang kommt. Pro Tag sollte Ihr Kind ca. 6 mal einnässen, ohne dass zusätzliche Flüssigkeit verabreicht wird. Ihr Kind sollte ausserdem einen glücklichen und zufriedenen Eindruck machen. Erst wenn dies alles nicht mehr der Fall ist, sollte über Zuschöppeln nachgedacht werden.

Zu viel Milch


Ein zu starker Milchfluss kann dazu führen, dass die Brust zu prall ist, Ihr Kind die Brust nicht richtig fassen kann, sie nicht leer trinkt und vielleicht sogar ein Milchstau entsteht. Wenn die Milch zu reichlich fliesst, kann sich Ihr Baby verschlucken. Es spuckt und will eventuell nicht noch einmal angelegt werden und fängt dann ungeduldig an zu schreien. Sie können ein Handtuch benutzen, um die Milch aufzufangen. Beruhigen Sie das Kind und versuchen Sie es dann noch einmal. Wenn dies bei jedem Stillen passiert, pressen Sie immer den ersten Schwall heraus, bevor Sie das Baby stillen. Der Milchfluss kann auch verlangsamt werden, indem man unter- und oberhalb des Warzenhofes die Brust etwas zusammendrückt.

An einer prallen Brust trinkt das Kind grundsätzlich am besten im Rückengriff (Fussballgriff) oder – mit Unterstützung oder wenn das Kind schon etwas älter ist - aufrecht auf dem Oberschenkel sitzend. Diese Hoppe-Reiter-Haltung ist auch günstig bei Kindern mit verstopfter Nase. 

Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Ihr Baby die sehr volle Brust nicht immer leer trinkt, denn auch die Milchproduktion schwankt. Säuglinge nehmen immer nur so viel Nahrung auf, wie sie können und brauchen, auch wenn wesentlich mehr angeboten wird. Sobald die Brust nicht mehr völlig geleert wird, geht die Milchproduktion wieder automatisch etwas zurück. Nimmt Ihr Baby normal zu – d.h. pro Woche 100 und 200g – ist alles in Ordnung. Dieser Wert schwankt, bei manchen wird es etwas mehr, bei anderen etwas weniger sein. Auf keinen Fall muss Ihr Baby vor und nach jeder Mahlzeit gewogen werden! Im Gegenteil: Einmal pro Woche reicht bei weitem und setzt Sie nicht so unter Stress. Wenn Sie stillen, ist es kaum möglich, dem Baby zu viel zu geben, da sich Ihre Milchproduktion entsprechend der Menge, die das Baby trinkt, selbst reguliert.

Manche Frauen haben gute Erfahrungen mit dem Abpumpen und Einfrieren von Muttermilch in Zeiten von „Überproduktion“ gemacht. Andere finden eher, dass dadurch die Milchproduktion noch mehr gesteigert wird. Vorsichtiges Ausstreichen mit der Hand stimuliert weniger und hilft trotzdem, einen Milchstau und die Gefahr einer anschliessenden Brustentzündung zu vermindern. Wenn Sie viel zu viel Milch haben, können Sie vorsichtig etwas Pfefferminz- oder Salbeitee trinken oder einen Aufguss von Mönchspfefferfrüchten und Kermesbeerenwurzeln, das verringert die Produktion etwas.

Es kann auch vorkommen, dass während des Stillens Milch aus einer Brustwarze tritt, während das Baby an der anderen saugt. Legen Sie eine Stilleinlage ein oder legen Sie Ihre Hand flach auf den Warzenhof, um den Milchfluss einzudämmen. Wenn die Milch sehr stark fliesst, können Sie auch eine Auffangschale (in Fachgeschäften erhältlich) in den Still-BH legen.

Bei manchen Frauen läuft auch zwischen den Stillmahlzeiten die Brust aus - wenn sie z.B. nur an ihr Baby denken. Das kann sehr lästig werden, wenn die Kleidung ständig durchnässt ist und die Milchränder sich nur schwer auswaschen lassen. Stilleinlagen saugen für’s erste auf. Dann hilft ein fester Druck mit der flachen Hand auf die Brust, sobald Sie den Milchspendereflex (ein typisches Kribbeln in der Brust) spüren. Auch Auffangschalen können nützlich sein.

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Das korrekte Anlegen - Ihr Baby weiss, wie es geht!

Ein Informations- und Schulungs-Film von ARDO in Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverban

Häufige Fragen zum Thema

Das lässt sich pauschal nicht so einfach sagen, denn die Brust ist kein Reservoir für Milch, sondern eine Produktionsstätte. Schon kurze Zeit nach dem letzten Anlegen (z. B. schon nach 15 Minuten) könnten Sie erneut anlegen und es würde auch wieder recht viel produziert. Deshalb können …
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Letzte Aktualisierung: 21.11.2021, BH