Ursachen für Zeugungsprobleme beim Mann
Von Sterilität (Unfruchtbarkeit) sprechen Fortpflanzungsmediziner, wenn beide Partner sich ein Kind wünschen und mit einer normalen sexuellen Beziehung und ungeschütztem Geschlechtsverkehr mindestens zweimal pro Woche innerhalb eines Jahres keine Schwangerschaft eintritt. Dies sind die häufigsten Ursachen beim Mann:
Störungen der Spermienreifung
Die häufigste Störung der männlichen Fruchtbarkeit ist die unzureichende Produktion normaler, gut beweglicher Spermien in den Hodenkanälen. Von normaler Qualität spricht man, wenn die Zahl der Spermien über 20 Millionen pro ml Sperma liegt. Davon sollten 30 Prozent normal geformt und 50 Prozent gut beweglich sein.
Werden diese Werte nicht erreicht, ist die Zeugungsfähigkeit des Mannes eingeschränkt. Die Eizelle wird zwar nur von einem einzigen Spermium befruchtet, aber sie muss im Eileiter von mehreren 100 Samenzellen umgeben sein, damit es dazu kommt.
Die Samenzellen werden in den Hoden gebildet. Für die Samenreifung (Spermiogenese) ist eine Temperatur von 32°C optimal, weshalb sie ausserhalb des Körpers im Hodensack liegen. Das Hodengewebe ist sehr empfindlich, vor allem auf zu hohe Temperaturen, und erholt sich häufig nicht mehr von einer Schädigung.
Die Bildung und Reifung der Spermien findet beim Mann ab der Pubertät bis ins hohe Alter statt und ist nicht, wie bei der Frau, einem zyklischen Rhythmus unterworfen. Täglich werden 20 bis 100 Mio. Spermien produziert, die in den kappenförmig auf den Hoden liegenden Nebenhoden ausreifen. Innerhalb von 12 Tagen sind sie befruchtungsfähig und werden im Samenleiter gespeichert.
Finden sich zu wenige oder nicht ausreichend aktive Samenzellen, handelt es sich meist um Störungen im Hoden selbst, welche sich nicht so erfolgreich behandeln lassen wie die Eireifungsprobleme bei der Frau. Die Störung der Spermienreifung kann zum Beispiel Folge einer Mumps-Infektion im Kindesalter sein. Auch Krampfadern am Hoden (Varikozele) können zu einer schlechten Spermienqualität führen. Weitere Ursachen sind Hormonstörungen, Stress, Umweltbelastungen, ein Hodenhochstand, operierte Tumore oder angeborene Ursachen, wie z.B. genetische. Auch akute Infektionen können die Qualität der Samenflüssigkeit vorübergehend einschränken.
Die Anzahl und die Beweglichkeit von Samenzellen wird durch eine mikroskopische Untersuchung der durch Masturbation gewonnenen Samenflüssigkeit, dem Spermiogramm, nachgewiesen. Vor der Untersuchung sollte 3 bis 5 Tage lang kein Samenerguss stattfinden.
Mit Hilfe von bestimmten Medikamenten oder durch Hormongaben kann versucht werden, die Anzahl der beweglichen Samenzellen zu erhöhen. Zur Zeit sind allerdings die Behandlungserfolge bei Störungen der Spermienproduktion recht begrenzt.
Antikörper gegen Eizelle oder Spermien
In seltenen Fällen bekämpft das Immunsystem die Keimzellen des Partners oder die des eigenen Körpers. So kann es sein, dass der Mann Antikörper gegen seine eigenen Spermien bildet, was man an weissen Blutkörperchen im Sperma erkennen kann. Selten zerstört der Körper der Frau die eigenen Eizellen. Häufiger sind allerdings Antikörper gegen die Spermien des Mannes im Gebärmutterhalssekret (Zervixschleim). Es können deshalb keine Spermien in die Eileiter gelangen. Eine Befruchtung bleibt aus. Man kann dies mit einem Postkoitaltest untersuchen.
Störungen des Spermientransports
In vier Prozent der Fälle werden zwar ausreichend Samen gebildet, sie können aber, weil die Samenleiter blockiert sind, bei dem Samenerguss nicht in den Körper der Frau gelangen. Diese Situation ist in etwa mit dem Eileiterverschluss bei der Frau vergleichbar. Ursachen können eine vorausgegangene Sterilisation oder unterentwickelte oder verklebte Nebenhodengänge sein. Zu verklebten Nebenhodengängen kommt es z.B. in der Folge von Entzündungen.