TCM

Was ist Traditionelle Chinesische Medizin und welche Methoden zählen dazu?

Schwangere Frau wird mit Akupunktur behandelt
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Die Abkürzung TCM steht für Traditionelle Chinesische Medizin. Diese basiert auf der Vorstellung, dass die Gesundheit eines Menschen auf dem Gleichgewicht von Yin und Yang und einem ungestörten Fluss der Lebensenergie Qi beruht. Krankheit entsteht nach dieser Vorstellung dadurch, dass die Kräfte des Yin und Yang aus dem Gleichgewicht geraten sind oder dass der Fluss des Qi gestört ist.

Welche Diagnosemethoden kennt die TCM?


Die Gesundheit des Patienten wird mithilfe von vier Diagnosemethoden beurteilt. Die Therapeutin führt ein eingehendes Gespräch, um sich ein umfassendes Bild des Gesundheitszustands zu machen. Auch das äussere Erscheinungsbild, also z. B. die Körperhaltung oder die Hautfarbe, wird beobachtet. Zum Beobachten zählt zudem die Zungendiagnostik, mit der z. B. Farbe, Form und Belag der Zunge begutachtet werden, wodurch der Gesundheitszustand der Organsysteme und das energetische Gleichgewicht beurteilt werden sollen. Hören und Riechen sind ebenfalls wichtig, um beispielsweise anhand von Atemgeräuschen oder dem Geruch des Atems etwaige Ungleichgewichte im Körper zu erkennen. Schliesslich ist auch das Abtasten ein Bestandteil des Diagnoseverfahrens. Hier wird insbesondere die Pulsdiagnose angewendet, bei der an beiden Handgelenken je drei Pulspunkte abgetastet werden. 

Welche Methoden zählen zur TCM?


Die Traditionelle Chinesische Medizin umfasst die folgenden Methoden:

Akupunktur und Moxibustion

Die Akupunktur basiert auf der Vorstellung, dass die Lebensenergie Qi auf sogenannten Meridianen (Energiebahnen) durch den Körper fliesst. Um diesen Energiefluss zu regulieren, werden feine Nadeln an bestimmten Punkten in die Haut gestochen.

Bei der Moxibustion wird eine brennende Zigarre aus Beifusskraut an die Akupunkturpunkte gehalten, ohne die Haut zu berühren.

Tuina-Massage

Diese Massagetechnik soll dazu dienen, durch Tasten, Massieren, Drücken, Dehnen etc. Blockaden der Energiebahnen zu lösen, das Yin und Yang zu regulieren und die Körperfunktionen wieder herzustellen. 

Kräuterheilkunde (Phytotherapie)

Nicht nur Pflanzen, sondern auch tierische und mineralische Substanzen werden verwendet. In der Regel werden mehrere Zutaten kombiniert, um individuelle Beschwerdebilder zu behandeln. Dabei geht es nicht alleine darum, Symptome zu behandeln. Ziel ist ausserdem, Yin und Yang ins Gleichgewicht zu bringen und den Fluss des Qi zu regulieren.

Diätetik

Die Ernährung hat in der Traditionellen Chinesischen Medizin die Aufgabe, Lebensenergie zu erzeugen und zu erhalten, Yin und Yang auszugleichen, Krankheiten vorzubeugen und die Widerstandskraft zu steigern. Nahrungsmittel werden nach Elementen (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser), Geschmacksrichtungen (süss, sauer, bitter, scharf, salzig) und thermischer Wirkung (kühlend, neutral, wärmend und heiss) eingeteilt. Die Mahlzeiten sollen so zusammengesetzt werden, dass sie das energetische Gleichgewicht fördern und sich positiv auf Organsysteme auswirken. 

Bewegungsübungen (Qi-Gong und Tai-Chi)

Beim Qi-Gong dienen langsame Bewegungen, Atemtechniken und Konzentrationsübungen dazu, um nach der Vorstellung der TCM den Energiefluss zu regulieren und Blockaden zu lösen. Die innere Ruhe und Gelassenheit sollen gefördert und Stress abgebaut werden.

Tai-Chi hat seinen Ursprung in der chinesischen Kampfkunst und wird heute vor allem als Abfolge sanfter, fliessender Bewegungen ausgeübt, verbunden mit Atem- und Aufmerksamkeitsübungen. Die Technik soll den Fluss der Lebensenergie im Körper harmonisieren. Sie stärkt einerseits den Körper und die Ausdauer, dient aber auch dem Stressabbau und fördert die Gelassenheit. 

Wie wird TCM eingesetzt?


Die Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin zählen zur Komplementärmedizin. Das heisst, dass sie meist begleitend zu ärztlich verordneten Therapien eingesetzt werden. 

Die verschiedenen Methoden kommen bei einer Vielzahl von Beschwerden zur Anwendung. In der Schwangerschaft zum Beispiel zur Linderung von Morgenübelkeit oder Rückenschmerzen und zur Geburtsvorbereitung. Meist handelt es sich dabei um Akupunkturbehandlungen; Tuina-Massagen, Ernährung gemäss TCM-Prinzipien oder Kräutermedizin werden aber ebenfalls eingesetzt. Mithilfe der Moxibustion wird versucht, das Kind dazu anzuregen, sich im Bauch zu drehen, wenn es sich in Steisslage befindet. In der Schwangerschaft hilft Qi-Gong zur Entspannung und zur Linderung von Beschwerden.

TCM für Kinder


Die Methoden der TCM werden auch bei Kindern angewendet, zum Beispiel, um Verdauungsprobleme zu behandeln, bei Atemwegserkrankungen, bei Schlafstörungen oder Bettnässen. Manche Therapeuten verzichten bei Akupunkturbehandlungen auf Nadeln und setzen stattdessen auf Laserakupunktur

Gibt es Risiken?


Wie alle anderen komplementärmedizinischen Verfahren ist auch TCM kein Ersatz für ärztlich verordnete Therapien, sondern eine Ergänzung. Mit ihrem Fokus auf frische, saisonale und pflanzliche Lebensmittel gilt die Ernährung nach TCM-Grundsätzen als sehr gesund. Studien konnten auch zeigen, dass Tai-Chi und Qi-Gong sich positiv auf die Gesundheit auswirken.

Tuina-Massagen gelten als weitgehend risikofrei, sollten jedoch bei akuten Entzündungen und Infektionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in Risikoschwangerschaften, bei Krebserkrankungen sowie Hauterkrankungen wie offenen Wunden nicht durchgeführt werden. Zuweilen können sich nach der Behanldung Schmerzen oder Muskelkater bemerkbar machen. 

Im Zusammenhang mit TCM sind ausserdem die folgenden Punkte zu beachten:

  • Der Grundsatz, dass die Gesundheit eines Menschen auf dem Gleichgewicht von Yin und Yang und einem ungestörten Fluss der Lebensenergie Qi beruht, widerspricht modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Auch die Vorstellung, dass der Körper von Meridianen durchzogen ist, durch welche die Lebensenergie fliesst, ist wissenschaftlich nicht belegt. 

  • Zungen- und Pulsdiagnose ersetzen keine modernen Diagnoseverfahren. Es besteht das Risiko, dass Krankheiten übersehen und nicht rechtzeitig behandelt werden. 

  • Wie auch die westliche Phytotherapie ist die chinesische Kräutermedizin nicht frei von Nebenwirkungen. Pflanzliche Präparate können mit verschreibungspflichtigen Medikamenten interagieren und deren Wirksamkeit beeinträchtigen. Einige TCM-Präparate können zudem giftige Substanzen enthalten. Es ist wichtig, dass die Therapeutin sich gut mit der Wirkung der verschiedenen Kräuter auskennt. Insbesondere in der Schwangerschaft ist Zurückhaltung angezeigt. 

  • Obschon eine Akupunkturbehandlung in den allermeisten Fällen weder zu Nebenwirkungen noch zu Komplikationen führt, ist sie nicht komplett risikofrei. Ist die Hygiene nicht gewährleistet, kann es zu Infektionen kommen. Wird eine Nadel nicht korrekt oder zu tief gesetzt, können Verletzungen die Folge sein. Die Wirksamkeit der Akupunktur ist wissenschaftlich umstritten, bei einigen Beschwerden zeigen Studien jedoch mögliche positive Effekte. 

Was ist Alternativmedizin?

Als Alternativmedizin bezeichnet man Diagnose- und Behandlungsmethoden, die anstelle von naturwissenschaftlich begründeten Therapieformen zum Einsatz kommen. Werden sie ergänzend zu "schulmedizinischen" Behandlungen eingesetzt, spricht man von "Komplementärmedizin". Obschon sich die einzelnen Methoden stark unterscheiden, gibt es einige Gemeinsamkeiten:

  • Sie basieren auf Grundprinzipien, die sich nicht mit dem aktuellen Wissensstand der Forschung decken. Oft sind sie auch durch weltanschauliche Überzeugungen geprägt.
  • Ihre Wirkungsweise kann nicht mithilfe der Naturwissenschaft erklärt werden.
  • Ihre Wirksamkeit ist nicht zweifelsfrei durch wissenschaftliche Studien, deren Ergebnisse reproduziert werden konnten, belegt. Aus naturwissenschaftlicher Sicht wirken die Therapien nicht über den Placeboeffekt hinaus.
  • Werden die Diagnose- und Therapiemethoden als Ersatz für nachweislich wirksame Behandlungen eingesetzt, besteht das Risiko, dass schwere Krankheiten unerkannt bleiben und zu spät behandelt werden.


Letzte Aktualisierung: 27.08.2025, TV