Fetale Alkoholspektrumstörung und Fetales Alkoholsyndrom
Wie sehr Alkohol ungeborene Kinder schädigen kann und worunter sie ihr Leben lang leiden.
Körperliche Schädigungen, die durch den Konsum von Alkohol in der Schwangerschaft bedingt sind, werden mit dem Begriff Fetale Alkoholspektrumstörung (Fetal Alcohol Spectrum Disorder, FASD) zusammengefasst. Die schwerste Form ist das Fetale Alkoholsyndrom (FAS).
Es existiert keine Höchstmenge an Alkohol, die in der Schwangerschaft als unbedenklich gilt. Alkohol kann schon in geringen Mengen und zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft die Gesundheit des ungeborenen Kindes gefährden.
So wirkt Alkohol in der Schwangerschaft auf das Ungeborene
In der Schwangerschaft ist das ungeborene Kind über die Nabelschnur mit der Mutter verbunden. Das Blut in ihrem Kreislauf ist dasselbe, welches durch die Plazenta und die Nabelschnur zum Baby fliesst. Zwar können in der Plazenta schädliche Stoffe herausgefiltert werden. Alkohol gehört aber nicht dazu. Trinkt die Mutter Alkohol, ist der Alkoholspiegel im Blut ihres Babys innerhalb von zwei Stunden so hoch wie derjenige in ihrem Blut.
Alkohol ist für die Zellen giftig. Er kann die Zellwände durchdringen und die DNA zerstören. Bei einem sich entwickelnden Baby kann dies zu schweren Schäden der Organe führen. Besonders empfindlich sind die Nervenzellen im Gehirn. Werden Sie von Alkohol geschädigt, können sie sich nicht untereinander verbinden. Da sich das Gehirn während der gesamten 40 Wochen der Schwangerschaft entwickelt und sich ununterbrochen neue Nervenzellen bilden, ist der Alkoholkonsum zu keinem Zeitpunkt der Schwangerschaft weniger gefährlich.
Wie viele Kinder von FASD betroffen sind
Schätzungen zufolge werden in der Schweiz jedes Jahr 1700 bis 4000 Kinder mit FASD geboren. Damit ist es die häufigste nicht genetisch bedingte angeborene Erkrankung mit lebenslangen Beeinträchtigungen. Zum Vergleich: FASD kommt doppelt so häufig vor wie eine Autismusspektrumstörung.
Weil es sich um eine Erkrankung handelt, deren Symptome auch auf diverse andere Entwicklungsstörungen zutreffen, ist eine Diagnosestellung nicht einfach.
Wie äussert sich eine Fetale Alkoholspektrumstörung?
Die Symptome von Kindern mit einem FASD sind zwar sehr unterschiedlich, darum auch die Bezeichnung Spektrum. Trotzdem sind es häufig neuro-psychologische Veränderungen, die zu schwerwiegenden Einschränkungen im Alltag führen können. Viele FASD-Kinder haben eine Wachstumsstörung und sind auffällig in ihrem Verhalten. Sie können ihre Emotionen schlecht regulieren und haben Konzentrations- und Lernschwierigkeiten. Äusserlich fällt bei manchen Kindern mit FASD auf, dass sie einen kleinen Kopf, eine schmale Oberlippe und halb geschlossene Augenlider haben.
Das Fetale Alkoholsyndrom
Ungefähr 10 Prozent der Kinder mit einem FASD leiden unter der schwersten Form, dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Die Diagnose wird dann gestellt, wenn gleichzeitig ein Wachstumsrückstand, typische Gesichtsmerkmale und neurologische Entwicklungsstörungen vorhanden sind. Durchschnittlich ist ein Kind knapp dreieinhalb jährig, wenn die Diagnose gestellt wird.
Typische äussere Zeichen für ein FAS sind eine schmale Lidspalte (als würde das Auge nicht ganz geöffnet werden können), eine flache oder fehlende Einbuchtung in der Mitte der Oberlippe und eine schmale Oberlippe. Kinder mit einem FAS kommen auch häufig mit einem Wachstumsrückstand zur Welt, manche auch nur mit einem unterdurchschnittlich kleinen Kopf.
Ein FAS kann jedes Organ betreffen, am häufigsten ist neben Gaumen und Herz aber das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Dies führt zu einem breiten Spektrum an Einschränkungen. Neben Gleichgewichts-, Gang und Koordinationsstörungen sind diese Kinder auch im Verhalten auffällig. Ihre geistige Entwicklung ist gestört, sie sind intelligenzvermindert und impulsiv. Oft ist auch ihre Urteilsfähigkeit und soziale Wahrnehmung beeinträchtigt.
Die Schäden, welche der Alkohol in der Schwangerschaft anrichtet, sind bleibend. Aus diesem Grund können manche von FASD und FAS Betroffene auch als Erwachsene nicht selbstständig leben und sind auf Unterstützung angewiesen. Oft fehlt das Verständnis für Regeln und sie können sich den Ablauf von alltäglichen Verrichtungen nicht verinnerlichen.