Das Spermiogramm
Eine Spermauntersuchung gibt Auskunft über die Qualität der Spermien - und damit über die Zeugungsfähigkeit eines Mannes
Liegt es an ihr oder an ihm? Oder vielleicht an beiden Partnern? Will man bei unerfülltem Kinderwunsch den Ursachen auf die Spur kommen, ist die Spermiogramm-Auswertung unerlässlich. Sie gibt eine erste Orientierung über die Zeugungsfähigkeit der männlichen Seite.
Wie wird das Sperma gewonnen?
Der Samen muss nach einer Karenzzeit von mindestens 3 und höchstens 7 Tagen, an denen kein Geschlechtsverkehr stattfinden sollte, innerhalb von ca. einer Stunde nach Gewinnung durch Masturbation zur Analyse abgegeben werden. In der Regel steht dafür ein ruhiger Raum (Ejakulatorium) zur Verfügung, ausgestattet mit einschlägigen Zeitschriften und/oder Videos. Die Partnerin kann bei der Samengewinnung behilflich sein. Es ist wichtig, dass bei der Gewinnung kein Gleitmittel verwendet wird, weil das die Beweglichkeit der Samenzellen verringert. Neben der Masturbation gibt es auch die Möglichkeit, das Sperma mithilfe eines Kondoms beim Geschlechtsverkehr aufzufangen. Dafür muss aber ein steriles, spermizid- und gleitmittelfreies Spezialkondom benutzt werden.
Bei zu langer Wartezeit zwischen Abgabe der Probe und Analyse verschlechtert sich rasch die Beweglichkeit der Samenfäden. Insofern ist die Gewinnung direkt in der Praxis oder im Spital optimal. Das Ejakulat kann aber auch zur Not in einem gereinigten, keimfreien Laborglas, das Ihnen vorher dafür mitgegeben wird, möglichst schnell von zu Hause gebracht werden. Wichtig ist auch, dass der Transport "körperwarm", am besten in der Hosentasche, erfolgt.
Was wird beim Sperma untersucht?
Das Sperma wird in einem Speziallabor mikroskopisch untersucht (Spermiogramm oder Ejakulatanalyse). Dabei achtet man vor allem auf
das Volumen der Probe (mindestens 1,5 ml),
die Zahl der Samenzellen (mindestens 39 Millionen),
ihre Beweglichkeit (mindestens 50% bewegen sich vorwärts, 25% bewegen sich rasch vorwärts) und
ihre Beschaffenheit (mindestens 4% sollten "normal" geformt sein).
Daneben kann man auch den pH-Wert (zwischen 7 und 8), Fruktosewert (mindestens 13 mikromol), Zähflüssigkeit und Bakterienbesiedlung der Samenflüssigkeit bestimmen.
Ein weiteres Kriterium für die Qualität der Spermien ist der sogenannte MAR-Test (Mixed-Antiglobulin-Reaction-Test). Dafür wird das Ejakulat auf Sperma-Autoantikörper untersucht. Diese Antikörper entstehen zum Beispiel, wenn der Samenleiter innen verletzt ist. Sie bleiben an den Spermien haften und bewirken, dass sie schlechter durch den Gebärmutterschleim schwimmen können. Als Richtwert gilt deswegen, dass nicht mehr als 50 Prozent der Samenzellen solche Partikel tragen dürfen.
Warum ist eine zweite Untersuchung nötig?
Da die Samenqualität auch bei normal fruchtbaren Männern enorm schwanken kann, ist eigentlich immer eine zweite Untersuchungen nach drei Monaten nötig, denn eine Probe allein spiegelt nur den momentanen Zustand der Zeugungsfähigkeit wider.
Welche weiteren Untersuchungen sind sinnvoll?
Die männliche Zeugungsfähigkeit sollte nicht nur allein aufgrund des Spermiogramms beurteilt werden, da auch bei dauerhaft gestörter Spermienqualität durchaus Schwangerschaften eintreten können – nur eben nicht so häufig. Und umgekehrt kann eine Schwangerschaft bei offensichtlich normaler Spermienqualität ausbleiben. Wichtig ist deshalb zusätzlich auch immer die körperliche Untersuchung (u.a. auch mit Ultraschall) der männlichen Geschlechtsorgane. Wenn Sie regelmässig Medikamente einnehmen, müssen Sie dies unbedingt bei Abgabe des Ejakulats erwähnen.
Bei sehr schlechter Spermienqualität kann zusätzlich eine Untersuchung am Erbgut sinnvoll sein, da gewisse genetische Erkrankungen sich auch in Veränderungen der Samenqualität und –anzahl zeigen können. So muss unter anderem eine Veranlagung zur Vererbung der cystischen Fibrose (CF) oder Mukoviszidose ausgeschlossen werden. Die Mukoviszidose ist eine relativ häufig auftretende Erbkrankheit, die eine Eindickung des Sekretes der Schleimhäute bewirkt, was vor allem die Funktion von Lunge und Bauchspeicheldrüse, aber auch die Qualität des Spermas beeinträchtigt.
In sehr seltenen Fällen muss manchmal eine Hoden- oder Nebenhodenbiopsie durchgeführt werden, um Spermien für eine künstliche Befruchtung zu gewinnen (MESA oder TESE). Nur zur Diagnostik sollten diese aufwändigen Eingriffe nach Meinung der meisten Experten aber nicht vorgenommen werden.