10 Fragen und Antworten zum Stillen

Mutter beim Stillen
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Stillen ist viel mehr als nur Nahrungsaufnahme; die Momente, während derer Ihr Baby zufrieden an der Brust trinkt, können unbeschreiblich schön sein. Doch die Stillzeit kann auch getrübt sein durch Anfangsschwierigkeiten und Unsicherheiten. Mit zuverlässigen Informationen und einer grossen Portion Geduld lassen sich viele Hindernisse aus dem Weg räumen. Um Sie dabei zu unterstützen, beantworten wir Ihnen hier die häufigsten Fragen rund ums Stillen.

1. Wie ernähre ich mich in der Stillzeit richtig?


Grundsätzlich können Sie in der Stillzeit essen, was immer Sie wollen. Die Lebensmittel, die Sie in der Schwangerschaft meiden mussten, stellen jetzt keine Gefahr mehr dar und so dürfen Sie auch bei Rohmilchkäse und Räucherlachs bedenkenlos zugreifen.

Wenn Sie stillen, verbrennen Sie täglich rund 500 kcal mehr als üblich - dass Sie jetzt einen gesunden Appetit haben, ist also durchaus normal. Ernähren Sie sich möglichst ausgewogen und bevorzugen Sie frische, vollwertige Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Gemüse und Obst, Joghurt, fettarmes Fleisch und Seefisch. So bekommen Sie und Ihr Baby alles, was Sie brauchen.

2. Gibt es Nahrungsmittel, auf die ich in der Stillzeit verzichten sollte?


Schränken Sie sich bei der Wahl der Lebensmittel nicht vorsorglich ein, denn es kann durchaus sein, dass Ihr Baby alles verträgt, was Sie essen. Falls Sie jedoch den Eindruck haben, Ihr Kind reagiere auf bestimmte Lebensmittel, ist es sinnvoll, eine Weile lang weniger davon zu essen oder ganz darauf zu verzichten, bis das Verdauungssystem des Babys ausgereifter ist. Mütter berichten oft von Reaktionen im Zusammenhang mit Kohlarten, Hülsenfrüchten, Knoblauch und Zwiebeln (Blähungen) sowie mit Zitrusfrüchten (Windelausschlag).

Erwiesen ist, dass bei manchen Stillkindern allergische Reaktionen und Koliken auftreten, wenn die Mutter Kuhmilch trinkt oder Kuhmilchprodukte isst. Falls sich die Beschwerden beim Verzicht auf diese Lebensmittel bessern, sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen, ob Sie für den Rest der Stillzeit Kuhmilchprodukte von Ihrem Speisezettel streichen sollten.

Vorsicht ist beim Würzen mit Kräutern geboten: Petersilie, Salbei oder Pfefferminze reduzieren die Milchmenge, Anis, Fenchel, Melisse, Kümmel und Basilikum hingegen regen die Milchbildung an.

3. Was und wie viel soll ich in der Stillzeit trinken?


Während oder nach der Stillmahlzeit verspüren die meisten Mütter grossen Durst. Diesen stillen Sie am besten mit Wasser oder ungesüssten Früchte- und Kräutertees. Vorsicht ist geboten bei Salbei- und Pfefferminztee, denn diese können die Milchbildung stark hemmen. Falls Sie Lust auf Fruchtsaft haben, wählen Sie pure Säfte ohne Zuckerzusatz. Da in der Stillzeit der Bedarf an Eiweiss, Kalzium und Vitamin B12 stark erhöht ist, wird stillenden Müttern geraten, täglich 1/2 Liter Milch zu trinken.

Falls Ihnen der Verzicht auf die tägliche Tasse Kaffee allzu schwerfällt, trinken Sie diese am besten direkt nachdem Ihr Kind getrunken hat. Das Koffein geht nämlich in die Muttermilch über und kann beim Baby sowohl Schlafprobleme als auch Blähungen und Bauchweh verursachen. Auf Alkohol sollten Sie aus mehreren Gründen verzichten: Er geht in die Muttermilch über, kann zu Stillproblemen führen und verzögert bei erhöhtem Konsum die Reaktion, sodass die Signale des Babys nicht mehr ausreichend wahrgenommen werden.

Bezüglich der Trinkmenge richten Sie sich am besten nach Ihrem Durst: Trinken Sie, wann immer Sie das Bedürfnis dazu haben. Falls Sie unsicher sind, ob die Flüssigkeitsmenge ausreicht, achten Sie sich auf die Farbe Ihres Urins. Ist dieser dunkelgelb oder bräunlich, müssen Sie mehr trinken. Über den Durst hinaus trinken sollten Sie jedoch nicht, denn bei zu hoher Flüssigkeitszufuhr kann die Milchbildung gehemmt werden.

4. Wie viele Stillmahlzeiten braucht ein Baby?


In den ersten Wochen kommt es vielen Müttern so vor, als würden sie ausser stillen und wickeln nichts anderes mehr tun. Die acht bis zwölf Mahlzeiten, die ein Neugeborenes innerhalb von 24 Stunden braucht, nehmen tatsächlich viel Zeit in Anspruch. Nach etwa vier Wochen pendelt sich bei vielen Kindern ein mehr oder weniger verlässlicher Stillrhythmus ein und die Abstände zwischen den Mahlzeiten werden grösser, sodass Ihr Baby noch etwa sechs- bis achtmal (inkl. Nachtmahlzeiten) gestillt werden möchte.

Manche Kinder machen jedoch schon von Anfang an etwas grössere Pausen zwischen den Mahlzeiten, bei anderen hingegen meldet sich der Hunger nach kurzer Zeit wieder. Und während das eine schon mit einer geringen Milchmenge satt wird, braucht das andere deutlich mehr. Eine allgemeingültige Aussage, wie oft und wie lange Ihr Kind täglich trinken muss, kann daher nicht gemacht werden. In der ganzen Stillzeit gibt es zudem immer wieder Phasen, während derer das Baby sich an keinen festen Rhythmus hält und sehr viel häufiger nach der Brust verlangt, weil es einen Wachstumsschub durchmacht oder weil es gerade ein grosses Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit hat.

5. Wie kann ich die Milchbildung anregen?


Beim Stillen regelt die Nachfrage das Angebot, je öfter Sie Ihr Baby anlegen, desto mehr Milch wird produziert. Wenn sie also das Gefühl haben, die Milch fliesse zu spärlich, bieten Sie Ihrem Kind so oft wie möglich die Brust an. Daneben gibt es noch einige weitere Dinge, die Sie tun können, um die Milchproduktion anzuregen:

  • Trinken Sie täglich zwei grosse Tassen Stilltee und achten Sie auch sonst darauf, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Alkoholfreies Bier und Rivella sollen zur Steigerung der Milchmenge besonders geeignet sein.

  • Lassen Sie das Baby bei jeder Mahlzeit auf beiden Seiten trinken.

  • Sorgen Sie für viel Hautkontakt mit Ihrem Kind.

  • Regen Sie den Milchfluss mit wärmenden Auflagen und Brustmassagen an.

  • Pumpen Sie nach der Stillmahlzeit mit einer elektrischen Doppelmilchpumpe, um die Milchbildung zusätzlich anzuregen.

  • Bitten Sie Ihr Umfeld um Unterstützung und Entlastung. Stress kann sich negativ aufs Stillen auswirken.

6. Was ist Clusterfeeding?


Von Clusterfeeding spricht man, wenn das Baby innerhalb von kurzen Abständen immer wieder nach der Brust verlangt. Dies ist oftmals in den Abendstunden der Fall. Im Halbstundentakt zu stillen ist sehr anstrengend und viele Mütter sorgen sich, ihr Baby werde von der Muttermilch nicht satt und wolle deshalb so häufig trinken. Der Stillmarathon hat aber durchaus seinen Sinn, denn dadurch wird die Milchbildung angeregt. Das Dauernuckeln an der Brust hat zudem eine beruhigende Wirkung auf das Baby. Damit das lange abendliche Stillen für Sie selbst nicht zu belastend wird, sollten Sie es sich möglichst bequem machen. Eine gemütliche Stillecke mit Snacks, Getränken und leichter Unterhaltung ist die perfekte Umgebung, um Ihrem Baby zu geben, was es braucht.

7. Das Baby schläft beim Trinken immer ein - was kann ich tun?


Ein bisschen trinken, eindösen, dann wieder ein bisschen trinken: Für Babys ist dieser Zustand wunderbar, doch für Sie als Mutter wird dies auf Dauer ganz schön mühsam. Damit das Trinken nicht zu ermüdend wird, ist es wichtig, dass Ihr Baby richtig angelegt ist und die Milch gut fliesst. Um den Milchfluss anzuregen, können Sie die Brust vor der Mahlzeit mit einem warmen Umschlag vorwärmen.

Bei manchen Kindern genügt schon ein sanftes Streicheln der Wange, um sie aufzuwecken und zum Weitertrinken zu motivieren. Andere werden erst wieder wach, wenn sie zwischendurch für ein "Görpsli" hochgenommen oder gewickelt werden. Es gibt jedoch auch Babys, bei denen all dies nicht hilft. Überlegen Sie sich in diesem Fall, ob das Stillen im Tragetuch eine Option für Sie wäre. Das braucht zwar ein wenig Übung, kann aber sehr entlastend sein, weil Ihr Baby dann trinken kann, wenn es wach genug ist, ohne dass Sie immer wieder Ihre Tätigkeiten unterbrechen müssen.

8. Nimmt unser Baby mit Muttermilch genügend zu?


Nach der Geburt verliert ein Neugeborenes erst einmal bis zu 10 % seines Geburtsgewichts. Ab dem 5. Lebenstag geht es dann aufwärts mit dem Gewicht und bis zum 14. Lebenstag sollte es wieder gleich schwer sein wie bei der Geburt. Danach verläuft die Gewichtsentwicklung in Stufen.

Weil Muttermilch dünner ist als Schoppenmilch, machen sich Eltern oft Gedanken, ob diese auch wirklich genügend nahrhaft sei. Sofern Ihr Baby ein rosiges Aussehen hat, aktiv und aufmerksam ist und gut gedeiht, brauchen Sie sich darüber keine Sorgen zu machen. Auch der Inhalt der Windeln gibt Aufschluss darüber, ob Ihr Baby genug Milch bekommt: In den ersten vier bis sechs Wochen haben die meisten Stillkinder täglich Stuhlgang und sechs bis acht nasse Windeln. Das regelmässige Wiegen nach dem Trinken ist nicht nötig. Es reicht, wenn das Gewicht bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert wird.

9. Muss ich abstillen, wenn ich wieder zur Arbeit gehe?


Wie lange Sie stillen, bestimmen Sie und Ihr Baby - das gilt auch, wenn der Mutterschaftsurlaub zu Ende ist. Als stillende Mutter haben Sie im ersten Lebensjahr Ihres Kindes Anrecht auf bezahlte Stillpausen. Dies unabhängig davon, ob Sie im Betrieb stillen oder dazu nach Hause gehen. Bei einer Arbeitszeit bis zu 4 Stunden stehen Ihnen 30 Minuten zum Stillen oder Abpumpen zu, ab 4 Stunden Arbeitszeit 60 Minuten, ab 7 Stunden 90 Minuten. Zudem gelten für stillende Mütter ähnlich wie in der der Schwangerschaft gewisse Schutzbestimmungen.

Wie einfach oder kompliziert es für Sie ist, nach dem Wiedereinstieg weiter zu stillen, ist jedoch von Situation zu Situation unterschiedlich: Können Sie zum Füttern nach Hause gehen, oder bringt jemand das Baby zu Ihnen? Klappt das Abpumpen und Aufbewahren von Muttermilch am Arbeitsplatz? Trinkt Ihr Baby überhaupt abgepumpte Milch aus dem Schoppen? Können Sie bereits einige Milchmahlzeiten mit Beikost ersetzen, sodass Ihr Baby während Ihrer Abwesenheit vielleicht sogar ohne Muttermilch auskommt?

Sofern der Stress für Sie nicht zu gross wird, lohnt es sich auf jeden Fall, nach dem Mutterschaftsurlaub weiterhin zu stillen, denn Muttermilch ist auch für etwas grössere Babys ausgesprochen wertvoll.

10. Ich möchte abstillen - wie gehe ich das am besten an?


Wenn Sie nicht mehr stillen möchten, gibt es zwei Wege, dies zu tun: das schnelle Abstillen mit Medikamenten oder das allmähliche Abstillen, bei dem die Muttermilch nach und nach mit Schoppen oder Brei ersetzt wird. Möchte die Mutter von Anfang an nicht stillen, wird die Milchbildung medikamentös unterbunden.

Wenn Sie die Stillzeit allmählich ausklingen lassen und Ihrem Kind den Abschied von der Brust leicht machen wollen, empfiehlt sich das langsame Abstillen. Dies gelingt am besten, indem Sie jede Woche eine weitere Stillmahlzeit weglassen, bis Ihr Baby nur noch mit Schoppen und Brei satt wird. Um die Milchbildung zu drosseln, können Sie Salbei- und Pfefferminztee trinken, einen straff sitzenden BH tragen sowie die Brust mit einem Cold-Pack kühlen und bei Bedarf leicht ausstreichen.

Ob Sie nun schnell oder langsam abstillen - kontrollieren Sie Ihre Brust danach während mehrerer Monate gut, denn es kann auch später noch zu einer Brustentzündung oder einem Abszess kommen.

Letzte Aktualisierung: 17.09.2021, TV