War­um soll man in der Schwan­ger­schaft nicht auf dem Rü­cken schla­fen?

Aus der For­schung

Schwangere in Seitenlage
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Eine Schlaf­po­si­ti­on auf dem Rü­cken er­höht ei­ner Fall-Kon­troll­stu­die im Bri­ti­schen Ärz­te­blatt zu­fol­ge in der Spät­schwan­ger­schaft das Ri­si­ko für eine Fehl­ge­burt. Auch bei ei­ner Rechts­sei­ten­la­ge war das Ri­si­ko leicht er­höht.

Schwan­ge­ren wird im­mer wie­der ge­ra­ten, nicht auf dem Rü­cken zu schla­fen. Grund­la­ge da­für ist die Theo­rie, dass die schwe­re Ge­bär­mut­ter dann auf die un­te­re Hohl­ve­ne (Vena cava) drückt. Das dann be­güns­tig­te so­ge­nann­te "aor­to­ca­va­le Kom­pres­si­ons­syn­drom" oder "Vena-Cava-Syn­drom" senkt über eine ver­min­der­te Vor­last die Herz­leis­tung. Da­durch kommt es zu ei­nem Ab­sin­ken des Blut­drucks (“su­pi­ne Hy­po­ten­si­on”) und folg­lich zu ei­ner Min­der­durch­blu­tung der Pla­zen­ta, was dann schlimms­ten­falls eine Fehl­ge­burt ver­ur­sa­chen kann. Als wei­te­rer Fak­tor könn­te die in Rü­cken­la­ge häu­fi­ge­re Schlaf-Apnoe (Atem­aus­set­zer im Schlaf) die Sauer­stoff­ver­sor­gung des Kin­des ge­fähr­den.

Die Theo­rie ist durch­aus plau­si­bel, muss des­halb aber noch lan­ge nicht stim­men. To­ma­si­na Stacey von der Uni­ver­si­tät Auck­land konn­te je­doch zei­gen, dass es sich nicht um ein mo­der­nes Am­men­mär­chen han­delt. Die Heb­am­men­aus­bil­de­rin hat 155 Teil­neh­me­rin­nen der Auck­land Still­birth Stu­dy ge­fragt, die nach der 28. Schwan­ger­schafts­swo­che eine Fehl­ge­burt er­lit­ten hat­ten: 111 Schwan­ge­re (72 Pro­zent) er­in­ner­ten sich dar­an, in der Nacht vor der Fehl­ge­burt beim Ein­schla­fen und beim Auf­wa­chen nicht auf der lin­ken Sei­te ge­le­gen zu ha­ben. In ei­ner Kon­troll­grup­pe wa­ren es nur 54 Pro­zent.

Stacey er­rech­net in ei­ner ad­jus­tier­ten Ana­ly­se eine Odds Ra­tio von 2,32, mit ei­nem 95-Pro­zent-Kon­fi­denz­in­ter­vall von 1,28 bis 4,19 eine si­gni­fi­kan­te As­so­zia­ti­on. Für Frau­en, die auf dem Rü­cken lie­gend ein­schlie­fen und er­wach­ten, be­trug die Odds Ra­tio so­gar 2,54 (1,04-6,18). In wei­te­ren Be­rech­nun­gen kommt Stacey zu dem Schluss, dass die Fehl­ge­bur­tra­te von 3,93 auf 1,96 pro 1000 Schwan­ger­schaf­ten ge­senkt wer­den könn­te, wenn alle Schwan­ge­ren sich beim Ein­schla­fen auf die lin­ke Sei­te le­gen und in die­ser Po­si­ti­on auf­wa­chen.

Dass auch Schwan­ge­re wäh­rend der Nacht re­gel­mäs­sig ihre Lie­ge­po­si­ti­on än­dern, wird da­bei über­se­hen. Pro­fes­sor Lucy Chap­pell vom King’s Col­le­ge Lon­don, die die­sen Ar­ti­kel im Bri­tish Me­di­cal Jour­nal gleich kom­men­tier­te, glaubt je­den­falls nicht, dass die Links­sei­ten­la­ge, wel­che die meis­ten Schwan­ge­ren oh­ne­hin au­to­ma­tisch in der Nacht be­vor­zu­gen, ein sehr we­sent­li­cher Fak­tor zur Ver­mei­dung von Fehl­ge­bur­ten wird. An­de­rer­seits sei es ein ge­fahr­lo­ser Rat­schlag und viel­leicht sei er ja hilf­reich ….

Aus der For­schung: T. Stacey et. Al. : BMJ 2011; 342: d3403

Letzte Aktualisierung: 08.03.2021, BH

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