Impfungen für Kinder
Der offizielle Schweizer Impfplan des Bundesamtes für Gesundheit empfiehlt in den ersten zwei Lebensjahren eine feste Abfolge von Impfungen gegen 11 verschiedene Krankheiten.
Bei der Geburt haben Babys einen gewissen natürlichen "Nestschutz". Abwehrstoffe gegen viele Krankheiten werden von der Mutter durch die Plazenta übertragen, sogenanntem Immunglobuline oder Antikörper. Danach versorgt die Muttermilch, besonders die Vormilch, das Kind mit diesen wertvollen Schutzstoffen. Spätestens nach wenigen Monaten muss sich der kleine Organismus ein eigenes Abwehrsystem aufbauen. Dies kann man ihm erleichtern, indem man ihn durch eine Impfung zur Abwehrreaktion stimuliert.
- Aktive und passive Impfung
- Der Schweizerische Impfplan
- Die Sechsfachimpfung (DPTHPH)
- Pneumokokken-Impfung (PCV13)
- Neue Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV)
- Varizellen-Impfung (Windpocken)
- Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV)
- Meningokokken-Impfung (MCV-C)
- Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
- Weitere empfohlene Impfungen
- Was Sie ausserdem bei Impfungen beachten sollten
- Aus der Forschung
Aktive und passive Impfung
Eine aktive Schutzimpfung bringt den Körper bewusst mit einem bestimmten abgetöteten (Totimpfstoff) oder abgeschwächten (Lebendimpfstoff) Krankheitserreger in Kontakt. Die Erreger können in diesem Zustand selbst keine ernsthaften Erkrankungen mehr verursachen. Der Körper wird nun selber aktiv und wappnet sich gegen eine echte Infektion mit dem betreffenden Erreger, indem er Antikörper dagegen produziert. Wird der Mensch zukünftig mit Erregern dieser Krankheit angesteckt, können diese Antikörper schnell aktiv werden und die Krankheit abwehren.
Impfungen mit Lebendimpfstoffen halten meist lebenslänglich an und müssen nicht aufgefrischt werden. Immunisierungen mit Totimpfstoffen dagegen verlieren mit der Zeit Ihre Wirksamkeit und müssen regelmässig aufgefrischt werden (z.Bsp. FSME, Tetanus).
Bei einer passiven Immunisierung werden die Antikörper gegen bestimmte Erreger direkt verabreicht. Der Schutz wird dadurch sehr schnell aufgebaut. Diese Art der Impfung ist notwendig, wenn der Körper schon angesteckt ist und zu wenig Zeit hatte, sich den Schutz selbst aufzubauen.
Der Schweizerische Impfplan
Im Bezug auf Kinder umfasst der Schweizerische Impfplan
empfohlene Basisimpfungen, die für die individuelle und öffentliche Gesundheit unerlässlich sind. Ausserdem bieten Sie einen Schutz für das Wohlbefinden der Bevölkerung.
empfohlene ergänzende Impfungen, die einen optimalen individuellen Schutz bieten und für Personen bestimmt sind, die sich gegen klar definierte Risiken schützen wollen.
Alter | Basis-Impfung | Ergänzungs-Impfung |
---|---|---|
2 Monate | DPTHPH, Pneumokokken | |
4 Monate | DPTHPH, Pneumokokken | |
9 Monate | MMRV (neu ab 2023) | |
12 Monate | DPTHPH, Pneumokokken, MMRV (neu ab 2023) | |
2 Jahre | Meningokokken | |
11-14/15 Jahre | Varizellen*, Diphterie*, Tetanus*, HBV*, HPV | Meningokokken* |
15-26 Jahre | HPV* |
*wenn nicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt geimpft
Die Sechsfachimpfung (DPTHPH)
Dieser Impfstoff gegen Diphterie, Pertussis (Keuchhusten), Tetanus (Wundstarrkrampf), Haemophilus influenzae (Hirnhaut- und Kehlkopfentzündung), Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Hepatitis B wird in einer einzigen Spritze verabreicht. Der Impfplan sieht diese Schutzimpfung für Babys im Alter von 2 Monaten vor, sie wird im 4. und 12. Monat wiederholt.
Mit 4 bis 7 Jahren (in der Regel bei der Einschulungsuntersuchung) wird eine Diphtherie-, Tetanus-, Pertussis-Impfung zusammen mit einer Polio-Impfung wiederholt.
Mit 11 bis 15 Jahren wird eine wiederholte Diphtherie- (reduzierte Dosis) und Tetanus-Impfung, sowie eine Auffrischimpfung gegen Pertussis empfohlen.
Pneumokokken-Impfung (PCV13)
Auch die Pneumokokken-Impfung wird mit 2 Monaten erstmals verabreicht und im 4. und 12. Lebensmonat wiederholt. Diese Impfung wird als Spritze verabreicht und kann gleichzeitig mit der Sechsfachimpfung durchgeführt werden.
Neue Vierfach-Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV)
Mit 9 und 12 Monaten erfolgt die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und seit 2023 auch Windpocken (Varizellen). Auch diese Impfung wird als Injektion verabreicht. Wichtigstes Ziel des Schweizerischen Impfplans ist, dass alle Kinder unter zwei Jahren gegen Masern geimpft sind.
Varizellen-Impfung (Windpocken)
Die Impfung gegen Varizellen ist für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen im Alter von 13 Monaten bis 39 Jahre empfohlen, wenn sie noch nicht an Varizellen erkrankt sind und noch nicht im Rahmen des Impfplans insgesamt zwei Impfdosen erhalten haben.
Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV)
Allen Mädchen und auch Jungen zwischen 11 und 14 Jahren wird die HPV-Impfung als Vorsorge gegen Genitalwarzen und durch humane Papillomaviren verursachte Krebserkrankungen empfohlen. Am sinnvollsten ist eine Impfung vor Beginn der sexuellen Aktivität und somit vor einer möglichen Infektion mit HPV-Viren. Für einen optimalen Schutz sind vor dem 15. Geburtstag zwei Injektionen im Abstand von sechs Monaten notwendig.
Auch für 15- bis 26-Jährige, welche noch nicht HPV-geimpft sind, kann diese Impfung Sinn machen, weshalb sie als Nachhol- bzw. ergänzende Impfung in drei Dosen innerhalb eines halben Jahres empfohlen wird.
Für Mädchen und Frauen ist die Impfung krankenkassenpflichtig. Bei Knaben und Männern wird die Impfung ebenfalls von der Krankenkasse übernommen, sofern sie im Rahmen eines kantonalen Impfprogramms verabreicht wird.
Meningokokken-Impfung (MCV-C)
Ab 2 Jahren wird eine Impfung gegen Meningokokken, die gefährlichen Erreger der Hirnhautentzündung, mit einer Nachholimpfung bis zum 5. Geburtstag empfohlen. Diese Impfung wird als Spritze verabreicht.
Wurde diese Impfung als Kind nicht durchgeführt, kann Sie mit 11 bis 15 Jahren verabreicht werden. Eine Nachholimpfung bis zum 20. Geburtstag vervollständigt den Impfschutz.
Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird durch den Speichel von Zecken übertragen. Seit 2019 gilt die ganze Schweiz mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin als FSME-Risikogebiet. Die Impfung wird allen Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten, empfohlen.
Bei Kindern unter 6 Jahren sind schwere Erkrankungen selten. Daher muss die Situation von Kindern im Alter von ein bis fünf Jahren individuell geprüft werden.
Die FSME-Impfung ist eine Spritze und wird in drei Dosen verabreicht. Die zweite Dosis erfolgt nach 3 und die dritte je nach Impfstoff nach 6 bzw. 10 Monaten. Auch ein Kurzimpfschema ist für die FSME-Impfung möglich. Dieses verabreicht die 2. Dosis bereits nach 14 Tagen und die dritte nach einem Jahr.
Weitere empfohlene Impfungen
Hepatitis B bei Kindern und Jugendlichen von 11 bis 15 Jahren, welche noch nicht mittels Sechsfachimpfung dagegen geimpft sind.
Eine Impfung gegen Keuchhusten (Pertussis) wird allen Schwangeren empfohlen. Ausserdem auch allen Kontaktpersonen von Säuglingen unter 6 Monaten, deren letzte Pertussis-Impfung länger als 10 Jahre zurückliegt.
Was Sie ausserdem bei Impfungen beachten sollten
Sollten Sie mit Ihrem Kind in andere Länder verreisen, besprechen Sie die dort bestehenden Empfehlungen für Reiseimpfungen mit Ihrem Kinderarzt. Dazu könnte je nach Alter des Kindes auch eine BCG-Impfung gegen Tuberkulose gehören.
Es gibt nur wenige Gründe, eine Schutzimpfung zu verschieben. Vor sogenannten Impf-Lücken brauchen Sie keine Angst zu haben, es gibt keine zu grossen Abstände zwischen den Impfungen. Jede Impfung gilt! Auch eine für viele Jahre unterbrochene Grundimmunisierung braucht nicht wieder neu begonnen zu werden.
Lassen Sie sich den Impftermin am Anfang der Woche geben. So können Sie die Praxis gut erreichen, falls Ihr Kind unter unerwarteten Nebenwirkungen leiden sollte.
Gegen einige Krankheiten kann man den Körper lebenslang immunisieren. Bei anderen Infektionskrankheiten muss der Schutz von Zeit zu Zeit aufgefrischt werden.
In der Schweiz gibt es keine generelle Impfpflicht. Nur einzelne Kantone verlangen die Impfungen gegen Diphtherie (GE, NE).