Verschiedene Betreuungsmöglichkeiten

Mutter verabschiedet ihr Kind
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Wer betreut unser Kind? - Diese Frage sollten Sie sich schon zu Beginn der Schwangerschaft stellen. Und zwar ganz egal, ob Sie an mehreren Tagen pro Woche auf familienergänzende Betreuung angewiesen sind oder ob Sie Ihr Baby nur ab und zu für ein paar Stunden in der Obhut anderer lassen möchten. 

Wie ist die Betreuungssituation in der Schweiz?


Im Zusammenhang mit dem Impulsprogramm des Bundes wurden in der Schweiz zwischen 2003 und 2021 rund 65'000 zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen. Das Geld floss nicht ausschliesslich in die Schaffung von Kitaplätzen. Gefördert wurden auch schulergänzende Betreuungseinrichtungen, Projekte im Bereich Tagesfamilie sowie die Einführung von Betreuungsgutscheinen in einzelnen Gemeinden. Das Impulsprogramm läuft noch bis 2023; zurzeit gibt es im Parlament Bestrebungen, dieses in eine stetige Unterstützung zu überführen.

Für viele Eltern ist es inzwischen einfacher geworden, eine gute Lösung für die familienergänzende Betreuung zu finden. Allerdings gibt es weiterhin Verbesserungspotential:

  • Während in das Angebot in den Städten gut ausgebaut ist, kann sich die Suche nach einem Betreuungsplatz in ländlichen Regionen weiterhin schwierig gestalten. Untersuchungen zeigen, dass auf dem Land ein gewichtiger Anteil der Kinderbetreuung von den Grosseltern geleistet wird. 

  • Die meisten Kitas bieten eine begrenzte Anzahl an Betreuungsplätzen für Babys bis zum Alter von 18 Monaten an. Dies, weil die Betreuung aufwendiger ist und in kleineren Gruppen stattfindet. Einen Kitaplatz für ihren Säugling zu finden, bleibt daher für viele Eltern eine Herausforderung.  

  • Wie stark die Kosten für die Kinderbetreuung das Familienbudget belasten, hängt stark vom Wohnort ab. In manchen Gemeinden sind fast alle Betreuungsplätze subventioniert, in anderen hingegen tragen die Eltern den Grossteil der Kosten selber. Auch die kantonalen Vorgaben variieren beträchtlich.

  • Im Hinblick auf die Qualität gibt es ebenfalls grosse Unterschiede. Einen Anhaltspunkt bietet das Label QualiKita. Basierend auf wissenschaftlichen Standards wird die pädagogische und betriebliche Qualität von Kindertagesstätten erfasst und transparent gemacht. Selbstverständlich erbringen aber auch viele Betriebe ohne Label eine hervorragende Leistung. Ob mit oder ohne Label: Ein ausgiebiger Schnupperbesuch und das Lesen des pädagogischen Konzepts sind wichtig, damit sich Eltern ein umfassendes Bild machen können. 

Was Sie bei der Wahl des Betreuungsmodells beachten sollten


Am stressfreisten und kostengünstigsten ist es natürlich, wenn Sie sich als Eltern die Arbeitszeiten so einteilen können, dass Sie möglichst wenig auf Fremdbetreuung angewiesen sind. Aber längst nicht immer lassen sich die Bedürfnisse der Familie und die Anforderungen im Job so einfach in Einklang bringen. Zudem profitiert Ihr Kind davon, wenn es neben Mama und Papa weitere enge Bezugspersonen hat und mit anderen Kindern in Kontakt kommt. 

Schon zu Beginn der Schwangerschaft sollten Sie sich mit der Betreuungssituation auseinandersetzen: Welche Einrichtungen und Angebote gibt es vor Ort?  Gibt es freie Plätze oder besteht eine Warteliste? Wann muss das Baby spätestens angemeldet werden, damit der Betreuungsplatz garantiert ist? Wie sieht es mit subventionierten Tarifen aus? Existiert allenfalls eine Betriebskita oder bietet der Arbeitgeber sonstige Unterstützung? Überzeugt Sie die Qualität des bestehenden Angebots? Können alle Betreuungszeiten abgedeckt werden oder müssen für Randzeiten beispielsweise die Grosseltern einspringen? Etc. 

Auch später werden Sie immer wieder überprüfen müssen, ob das Modell noch passt. Sei es, weil Sie feststellen, dass Ihr Kind mit der gewählten Betreuungsform überfordert ist. Sei es, weil es in den Kindergarten kommt und sich somit die benötigten Betreuungszeiten stark verändern. 

Kita, Tagesfamilie oder Grosseltern - Betreuungsmodelle im Überblick


Grosseltern und andere Verwandte

Die erweiterte Familie leistet in der Kinderbetreuung einen unschätzbaren Einsatz. Gemäss Angaben des Bundesamts für Statistik passten 2018 40 % der Grosseltern mindestens einmal pro Woche auf ihre Enkel auf. 18 % waren mindestens einmal pro Monat im Hüte-Einsatz, weitere 14 % seltener, beispielsweise während der Schulferien. 

Diese Betreuungsform bietet viel Nähe und Geborgenheit, ist flexibel und belastet das Familienbudget kaum oder gar nicht. Allerdings gibt es auch ein gewisses Konfliktpotential, wenn unterschiedliche Auffassungen bestehen. Wichtig ist zudem, dass Sie gemeinsam den Rahmen feststecken: Wie oft können und möchten die Grosseltern im Einsatz sein? Können Sie Ihnen eine Gegenleistung bieten für den Dienst, den Sie Ihnen erweisen? Ist es für die Grosseltern in Ordnung, auch mal spontan einzuspringen oder möchten sie das lieber nicht? Diese Absprachen braucht es, denn nicht alle Grosseltern schätzen es gleichermassen, so stark eingespannt zu sein.

Kita

In Kindertagesstätten werden Babys und Kleinkinder bis zum Kindergarteneintritt von pädagogisch ausgebildetem Personal in kleinen Gruppen betreut. Nach einer Eingewöhnungszeit besucht das Kind die Einrichtung regelmässig an mindestens einem Tag pro Woche. Das Tagesprogramm beinhaltet geführte Aktivitäten, freies Spiel, gemeinsame Mahlzeiten und Ruhepausen. Je nach Trägerschaft sind die Tarife einkommensabhängig oder für alle Eltern gleich. Die Betreuung von Babys ist in der Regel etwas teuerer, da diese aufwendiger ist. 

Tagesfamilie

Tageseltern haben oft eigene Kinder, die sie gemeinsam mit den Tageskindern betreuen. Da eine Tagesfamilie nicht an fixe Öffnungszeiten gebunden ist, bietet dieses Modell etwas mehr Flexibilität. Kinder, die in grösseren Gruppen überfordert sind, fühlen sich im familiären Umfeld meist besser aufgehoben. Am besten suchen Sie sich eine Tagesfamilie, die einer Tagesfamilienorganisation angeschlossen ist. Dort sind die Tarife klar festgelegt, es finden regelmässig Standortgespräche statt, die Tageseltern sind zur Weiterbildung verpflichtet und stützen sich in ihrer Arbeit auf ein pädagogisches Konzept. Zudem haben Sie eine Anlaufstelle, sollte es zu Unstimmigkeiten kommen. 

Schulergänzende Betreuung

Kommt das Kind in den Kindergarten, brauchen Sie nur noch während der Schulferien eine Ganztagesbetreuung. Viele Kitas bieten zusätzlich einen Hort an, sodass Ihr Kind innerhalb der gleichen Institution in eine andere Gruppe wechselt. Öffentliche Tagesschulen, in denen die Kinder über Mittag und nach dem Unterricht betreut werden, sind in der Deutschschweiz noch sehr selten. Auch Kinderhorte sind nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Mancherorts existiert lediglich ein Mittagstisch; für die Betreuung vor und nach der Schule sowie während der Schulferien müssen sich die betroffenen Eltern privat organisieren. 

Nanny 

Eine Nanny verfügt in der Regel über eine Ausbildung im pädagogischen Bereich. Sie oder er betreut die Kinder bei Ihnen zu Hause und erledigt je nach Arbeitsvertrag auch gewisse Hausarbeiten. Diese Betreuungsform ist besonders geeignet, wenn sich Arbeitszeiten und Kita-Öffnungszeiten schlecht miteinander vereinbaren lassen. Sie gewinnen dadurch viel Flexibilität - sind jedoch auch Arbeitgeber, was Verpflichtungen und administrative Arbeiten mit sich bringt. 

Au-pair

Auch ein Au-pair betreut das Kind bei Ihnen zu Hause, was Ihnen etwas mehr Flexibilität gibt. Die junge Frau oder der junge Mann lebt im Haus und ist Teil der Familie. Dies kann eine grosse Bereicherung sein, bringt für Sie als Gasteltern aber auch Verpflichtungen mit sich. So muss beispielsweise während mindestens der Hälfte der Arbeitszeit ein Elternteil zu Hause sein. Zudem sind die jungen Menschen oft noch unerfahren und haben ein Anrecht darauf, in ihrer Arbeit angeleitet zu werden. Kinderbetreuung durch ein Au-pair ist daher vor allem eine Option, wenn Sie selbständig sind oder viel im Homeoffice arbeiten und sich Ihre Arbeitszeiten relativ flexibel einteilen können.

Babysitter & Co. - Kinderbetreuung für zwischendurch


Vielleicht können Sie sich Ihren Familien- und Berufsalltag so einrichten, dass Sie nicht auf familienergänzende Betreuung angewiesen sind. Doch auch dann gibt es immer wieder Gelegenheiten, bei denen Sie froh sind, wenn jemand zu Ihrem Kind schauen kann. Sei es, weil Sie endlich wieder mal ein wenig Zeit zu zweit verbringen möchten, weil Sie einen Kurs besuchen oder weil Sie mit einem Kind notfallmässig zum Arzt müssen und das andere nicht mitnehmen können.  

Babysitter

Die Menschen in Ihrem Umfeld, denen Sie Ihr Baby bedenkenlos für ein paar Stunden anvertrauen können, sind Gold wert. Halten Sie den Kreis dieser Menschen so gross, dass Sie im Notfall sicher jemanden haben - und so klein, dass Ihr Baby zu allen eine vertrauensvolle Beziehung hat und sich nicht auf einmal mit einer ihm nahezu fremden Person wiederfindet. Damit alles rund läuft, muss die Babysitterin oder der Babysitter die Bedürfnisse und den Tagesablauf Ihres Kindes kennen: Was braucht es, damit es gut schlafen kann? Wann und was isst es? Womit beschäftigt es sich gerne? Was ist im Notfall zu tun?
Vor dem ersten Einsatz sind natürlich auch die Fragen rund um Stundenlohn, Unfallversicherung, Sozialabgaben, Einsatzzeiten etc. zu klären. Sozialversicherungsbeiträge müssen auch für Babysitterdienste abgerechnet werden, sofern die Person älter als ist 25 Jahre und mehr als Fr. 750.- im Jahr verdient. Springen Verwandte oder Nachbarn ohne Bezahlung ein, läuft das alles natürlich etwas informeller. Doch auch sie freuen sich, wenn sie als Entschädigung hin und wieder mehr als nur ein knappes Danke erhalten. 

Gegenseitige Hilfe

Eine gute (und kostenlose) Option ist es, sich mit anderen Eltern zusammenzuschliessen und das Babysitting auf Gegenseitigkeit zu organisieren. Es kann eine Weile dauern, bis ein solches Netzwerk geknüpft ist, insbesondere beim ersten Kind, wenn Sie noch nicht so viele Bekannte mit Kindern haben. Vielleicht findet sich unter Ihren Kontakten aus den Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskursen eine Familie, die in der Nähe wohnt und ein ähnliches Anliegen hat. Auch Eltern-Kind-Angebote, die von Quartiertreffs und Vereinen organisiert werden, bieten die Möglichkeit, andere Eltern kennenzulernen. Bei solch informellen Arrangements sind genaue Absprachen allerdings ein Muss. Sonst hüten auf einmal die Eltern, die am meisten zu Hause sind, gratis das halbe Quartier. 

Notfallbetreuung

Zuweilen muss ganz spontan jemand einspringen, beispielsweise, weil Ihr Kind krank ist und Sie einen Termin nicht verschieben können oder weil Sie selber im Bett liegen und sich nicht um Ihr Kind kümmern können. Es ist sicher gut, wenn Sie für solche Fälle in Ihrem privaten Umfeld einige Notfallkontakte haben, auf die Sie zurückgreifen können. Doch auch das klappt nicht immer. In diesen Fällen organisiert das Rote Kreuz so rasch als möglich eine Kinderbetreuung, die Ihnen unter die Arme greift. Die Tarife richten sich nach der Familiengrösse und Ihrem monatlichen Nettoeinkommen.

Letzte Aktualisierung: 03.02.2022, PvE / BH / TV