Gefahr durch bleibendes Schwangerschaftsfett

Aus der Forschung

Mutter mit Säugling im Maxicosi trainiert auf dem Velo
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Erstmals konnte in einer US-amerikanischen Studie nun belegt werden, was Geburtshelfer seit langem vermuten. Frauen mit Übergewicht entwickeln während einer Schwangerschaft häufiger Komplikationen und gefährden dadurch Gesundheit und Leben ihres Kindes. Schon wenige Kilo mehr sind bereits gefährlich. Nach der Entbindung sollte das Gewicht also bald wieder runter - sonst drohen Komplikationen bei der nächsten Schwangerschaft.

In den USA sind 28 % der Frauen im gebärfähigen Alter übergewichtig, in Schweden sogar schon 36 %. Die erforderlichen Studiendaten lieferte deshalb das schwedische Geburtenregister mit mehr als 150.000 Frauen, die zwischen 1992 und 2001 ein erstes und ein zweites Kind zur Welt brachten. Bei der zweiten Schwangerschaft hatten die Frauen ihren Body Mass Index (BMI) um durchschnittlich 0,7 Punkte gesteigert, wobei vor allem junge Frauen mit niedrigem Bildungsstand an Gewicht zunahmen und diejenigen, die bereits während der ersten Schwangerschaft adipös waren.

Frauen, die zwischen den Schwangerschaften 3 oder mehr BMI-Punkte zugelegt hatten, erkrankten signifikant häufiger an Präeklampsie, an Schwangerschaftshypertonie oder an einem Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes). Die Kinder wurden häufiger per Kaiserschnitt entbunden und das Risiko von Totgeburten und sehr grossen, aber unreifen Kindern war erhöht.

Der Zusammenhang war sehr direkt, das heisst je deutlicher die Gewichtszunahme, desto grösser die Risiken. Es gab keinen untersten Schwellenwert. Auch Frauen mit einem normalen BMI hatten bei der zweiten Schwangerschaft häufiger Komplikationen, wenn sie zugenommen hatten, selbst wenn sie die Grenze zum Übergewicht noch nicht erreicht hatte. Als Beispiel nennen die Autoren eine Frau mit einem BMI von 23 vor der ersten Schwangerschaft. Wenn der BMI bis zur zweiten Schwangerschaft auf 24 gestiegen ist, erhöht sich das Risiko eines Gestationsdiabetes um mehr als 30 %. Wenn der BMI auf 25 gestiegen ist, verdoppelt sich das Risiko eines Gestationsdiabetes, auch wenn sie mit einem BMI von 25 erst die untere Grenze zum Übergewicht erreicht hat. Im Vergleich dazu hatten Frauen, die zwischen zwei Geburten Gewicht verloren oder nur wenig zunahmen, ein niedrigeres Komplikationsrisiko.

Nicht selten beginnt das Gewichtsproblem mit dem Ende der ersten Schwangerschaft. Viele Frauen haben sich an die vermehrte Kalorienzufuhr während Schwangerschaft und Stillzeit gewöhnt, und es gelingt ihnen später nicht, ihr früheres Körpergewicht wieder zu erreichen.

Aus der Forschung: Villamor, E. et al.: Lancet 368, S. 1164-70, 2006

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