Wie häufig sind Zwillinge?

Mehrlinge können zufällig entstehen, die Vererbung spielt aber oft auch eine Rolle. Welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit für eine Zwillingsschwangerschaft erhöhen.

Zwillingsmädchen küssen den Babybauch ihrer schwangeren Mutter
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Beim Menschen sind Mehrlingsschwangerschaften eher selten. Zwillinge sieht man im Ultraschall bei ungefähr einer von vierzig Schwangerschaften im ersten Schwangerschaftsdrittel. Da aber einer der Feten häufig nicht überlebt, endet letztlich nur eine von ungefähr 80 Zwillingsschwanger-schaften ohne vorhergehende Hormonbehandlung in einer Zwillingsgeburt. Drillinge werden normalerweise (ohne Hormonbehandlung) nur bei einer von ca. 7.000 Schwangerschaften geboren und Vierlinge einmal unter 500.000.

Zufall oder vererbt?


Eineiige Zwillinge sind ein Zufallsprodukt der Natur. Bei zweieiigen Zwillingen sieht das etwas anders aus. Denn da gibt es schon eine gewisse erbliche Komponente. Dass in bestimmten Familien häufiger mehreiige Zwillinge geboren werden, liegt allerdings nicht an einem „Zwillings-Gen“, sondern an einer familiären Neigung zu einem doppelten Eisprung.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Frau, zweieiige Zwillinge zu bekommen, ist einfach etwas grösser, wenn sie selbst ein Zwilling ist oder es in ihrer Familie schon irgendwann einmal Zwillinge gab. Zum Beispiel hat die Schwester einer Zwillingsmutter eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, ebenfalls Zwillinge zu bekommen. Der Bruder einer Zwillingsmutter kann nur sein Gen weitergeben – seine Tochter hat eine höhere Chance auf eine Zwillingsschwangerschaft. Die Söhne einer Mutter mit der Anlage zu Zwillingsgeburten haben nicht öfter Zwillinge als andere Männer, die Töchter dieser Söhne aber bekommen tatsächlich oft wieder Zwillinge. Dabei kann sich auch ein "Generationensprung" zeigen. Väter haben also nur indirekt einen Einfluss auf die Zwillingsentstehung. 

Was erhöht die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge?


Je mehr Kinder eine Frau schon hat und je grösser sie ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, zweieiige Zwillinge zu bekommen. Auch die Einnahme von Folsäure schon vor der geplanten Schwangerschaft, wie sie von Fachleuten zur Verhinderung eines Neuralrohrdefekts empfohlen wird, erhöht die Zwillingsrate ganz leicht.

Aus der Forschung


Alter und Hormone


Der wichtigste Faktor ist jedoch das mütterliche Alter. Die Regulation des Hormons FSH (follikelstimulierendes Hormon) funktioniert mit zunehmendem Alter nicht mehr so gut. Seine Konzentration steigt, und es reifen zwei Eizellen statt einer heran, die dann auch beide befruchtet werden können. Eine mögliche biologische Begründung ist, dass mit dem Alter der Mutter das Risiko einer Fehlgeburt oder einer Fehlbildung steigt und dass die Natur durch ein zweites befruchtetes Ei die Chance erhöht, doch noch ein gesundes Kind zur Welt zu bringen

Auf diesen Effekt ist auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Zwillinge nach Hormonbehandlungen zurückzuführen. Dabei werden Medikamente eingesetzt, die den Eisprung auslösen sollen, oder es wird eine künstliche Befruchtung mit Einsetzen mehrerer befruchteter Eizellen durchgeführt. So ist in den USA die Zahl der Zwillingsgeburten während der letzten 20 Jahre um die Hälfte angestiegen. Die Zahl der Drillingsgeburten hat sich im selben Zeitraum sogar vervierfacht. Auch in Deutschland ist inzwischen schätzungsweise schon jede 50. Geburt eine Mehrlingsgeburt.

Häufige Fragen zum Thema

Die Wahrscheinlichkeit, dass im Rahmen einer In-Vitro-Fertilisation Zwillinge entstehen, liegt bei der Übertragung von zwei Embryonen bei ca. 22–25 %. Wenn ein Transfer von zwei Embryonen höchster Qualität (Blastozysten) durchgeführt wurde, kommt es in 35 % der Fälle zu Zwillingen. Man kann eine Zw…

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