Schild­drü­sen­über­funk­ti­on und Schwan­ger­schaft

Eine Hy­per­t­hy­reo­se hat un­güns­ti­ge Aus­wir­kun­gen auf die Schwan­ger­schaft, des­halb muss die Hor­mon­si­tua­ti­on aus­ge­gli­chen wer­den.

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse bei einer Frau
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Men­schen mit ei­ner Hy­per­t­hy­reo­se, d.h. Schild­drü­sen­über­funk­ti­on (durch Mor­bus Ba­se­dow oder ein au­to­no­mes Ade­nom), zei­gen auf­fäl­li­ge Sym­pto­me wie ge­stei­ger­ter Ap­pe­tit ohne Ge­wichts­zu­nah­me, Ner­vo­si­tät, er­höh­ter Blut­druck, schnel­ler Puls­schlag, Schweiss­aus­brü­che und Herz­rhyth­mus­stö­run­gen.

Wel­che Aus­wir­kun­gen hat zu viel Schild­drü­sen­hor­mon auf die Schwan­ger­schaft?


Frau­en mit ei­nem sol­chen - un­be­han­del­ten - Krank­heits­bild ge­lingt es et­was sel­te­ner, schwan­ger zu wer­den, das heisst Ihre Frucht­bar­keit ist her­ab­ge­setzt. Zwar ver­bes­sert sich ihr Zu­stand nach er­folg­ter Emp­fäng­nis häu­fig, aber den­noch ist ein sehr sorg­fäl­ti­ger Aus­gleich der Hor­mon­stö­rung für Mut­ter und Kind ex­trem wich­tig. Der Schwan­ger­schafts­ver­lauf kann sonst pro­ble­ma­tisch sein. Fehl­ge­bur­ten, Früh­ge­bur­ten, vor­zei­ti­ge Pla­zen­ta­lö­sung und Prä­eklamp­sie sind bei hy­per­t­hy­reo­ten Schwan­ge­ren häu­fi­ger. Und die Kin­der ha­ben ein er­höh­tes Ri­si­ko, mit ei­ner kör­per­li­chen Fehl­bil­dung ge­bo­ren zu wer­den.

Bei etwa ei­ner von 1.000 Frau­en kommt es auf ein­mal wäh­rend der Schwan­ger­schaft zu ei­ner leich­ten Schild­drü­sen­über­funk­ti­on, die be­han­delt wer­den muss, der Cho­ri­ongo­na­do­tro­pin-be­ding­ten Hy­per­t­hy­reo­se. Sie heilt fast im­mer spon­tan nach der Ent­bin­dung aus. Auch eine Hy­per­t­hy­reo­se in Zu­sam­men­hang mit ei­ner sehr star­ken Schwan­ger­schafts­übel­keit, der Hy­pere­me­sis gra­vi­dar­um, ist be­kannt; sie geht in der Re­gel bis zur 20. Schwan­ger­schafts­wo­che vor­über.

Wie kann eine Hy­po­thy­reo­se in der Schwan­ger­schaft be­han­delt wer­den? 


Die Hy­per­t­hy­reo­se wird mit Me­di­ka­men­ten, so­ge­nann­ten Thy­reo­sta­ti­ka, be­han­delt, wel­che die Jod­auf­nah­me und den Ein­bau des Spu­ren­ele­ments in die Schild­drü­se vor­über­ge­hend be­gren­zen. Der Wirk­stoff Pro­pyl­thiou­ra­cil (PTU) galt lan­ge Zeit als Mit­tel der ers­ten Wahl bei Kin­der­wunsch, da es nicht im Ver­dacht steht, Fehl­bil­dun­gen zu ver­ur­sa­chen. Heu­te ist man da eher zu­rück­hal­tend, weil sehr sel­ten bei mit PTU be­han­del­ten Pa­ti­en­ten eine Le­ber­schä­di­gung auf­tre­ten kann.

Die al­ter­na­ti­ve The­ra­pie mit Carbi­ma­zol/Thi­a­ma­zol soll­te hin­ge­gen auch sorg­fäl­tig und mög­lichst nied­rig do­siert wer­den, da sehr sel­ten nach der Ge­burt Fehl­bil­dun­gen beim Kind be­ob­ach­tet wur­den. Die­se sind ver­mut­lich do­sis­ab­hän­gig. Nach ei­ner Be­hand­lung mit Thi­a­ma­zol/Carbi­ma­zol im ers­ten Schwan­ger­schafts­drit­tel soll­te eine de­tail­lier­te Ul­tra­schall­un­ter­su­chung an­ge­bo­ten wer­den. Im letz­ten Schwan­ger­schafts­drit­tel wird dann be­son­ders auf so­no­gra­phi­sche Ver­än­de­run­gen der fe­ta­len Schild­drü­se (fe­ta­le Stru­ma) ge­ach­tet.

Für alle Thy­reo­sta­ti­ka gilt zu­dem, dass zu­sätz­lich zur Über­wa­chung der Schild­drü­sen­wer­te eine ge­naue Un­ter­su­chung des Neu­ge­bo­re­nen 14 Tage nach der Ge­burt durch­ge­führt wer­den soll­te.

Zur lang­fris­ti­gen Be­hand­lung bzw. wenn hor­mon­pro­du­zie­ren­de "heis­se" Kno­ten vor­lie­gen, wird eine Ra­dio­jod-The­ra­pie bzw. die ope­ra­ti­ve Ent­fer­nung der Kno­ten emp­foh­len. Nach ei­ner sol­chen Strah­len­the­ra­pie soll­ten Frau­en mit Kin­der­wunsch etwa ein Jahr war­ten, bis sie ver­su­chen, schwan­ger zu wer­den.

Letzte Aktualisierung: 14.12.2022, BH/AS

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