Kei­ne Schwan­ger­schafts­di­ät!

Aus der For­schung

Mann reicht seiner schwangeren Partnerin Kuchen
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Un­ter­su­chun­gen der letz­ten Jah­re ha­ben ge­zeigt, dass eine mäs­si­ge Diät Al­te­rungs­pro­zes­se ver­lang­samt und so le­bens­ver­län­gernd wirkt. „Wäh­rend der Schwan­ger­schaft aber, ins­be­son­de­re in der ers­ten Hälf­te, stellt auch eine leich­te Re­duk­ti­on der En­er­gie­zu­fuhr eine Ge­fähr­dung für die ge­sun­de Ent­wick­lung des Baby-Ge­hirns dar“, fasst der Je­na­er Neu­ro­lo­ge Pro­fes­sor Mat­thi­as Schwab das Er­geb­nis ei­ner Stu­die zu­sam­men.

Dar­in un­ter­such­te ein Wis­sen­schaft­ler­team aus Neu­ro­lo­gen des Je­na­er Uni­ver­si­täts­kli­ni­kums, Ge­ne­ti­kern des Pri­ma­ten­for­schungs­zen­trums San An­to­nio und Fet­al­phy­sio­lo­gen der Uni­ver­si­tät San An­to­nio in Te­xas die vor­ge­burt­li­che Ge­hirn­ent­wick­lung von Pa­via­nen. Die Af­fen­müt­ter er­hiel­ten in der Schwan­ger­schaft 30% we­ni­ger Nah­rung, als sie vor­her zu sich ge­nom­men hat­ten. Nach der Hälf­te der Schwan­ger­schaft ver­gli­chen die Neu­ro­wis­sen­schaft­ler an­hand von im­mun­histo­che­mi­schen und mo­le­ku­lar­bio­lo­gi­schen Ana­ly­sen den ana­to­mi­schen und funk­tio­nel­len Ent­wick­lungs­stand der fe­ta­len Hirn­rei­fung mit dem der Kin­der nor­mal er­nähr­ter Pa­vi­an­müt­ter.

Ob­wohl sich das Ge­wicht der Ba­bys und ih­rer Ge­hir­ne nicht un­ter­schied, zeig­ten sich bei der Ent­ste­hung der Ner­ven­zel­len und beim Grad ih­rer Ver­net­zung De­fi­zi­te. „Die Ur­sa­che hier­für ist eine Ver­min­de­rung von Wachs­tums­fak­to­ren“, so Pro­fes­sor Schwab. „Dies schränkt die Ex­pres­si­on von Ge­nen und Pro­te­inen ein, die für die Hirn­ent­wick­lung we­sent­lich sind.“ Die Fol­ge ist eine ge­stör­te oder zu­min­dest ver­zö­ger­te Ent­wick­lung des fe­ta­len Ge­hirns.

Of­fen­sicht­lich kann der Kör­per der Mut­ter ei­nen Nah­rungs­man­gel nicht so gut kom­pen­sie­ren wie bis­her an­ge­nom­men. Hier­von ist der Wachs­tums- und Ent­wick­lungs­pro­zess von Ner­ven und Ge­hirn ins­be­son­de­re be­trof­fen, denn er for­dert die Hälf­te der En­er­gie, die der Fe­tus ver­braucht. Die Ver­min­de­rung der Bil­dung von Wachs­tums­fak­to­ren im Baby schützt mög­li­cher­wei­se auch die Ge­sund­heit der Mut­ter und ver­hin­dert, dass all ihre Re­ser­ven auf­ge­braucht wer­den. So wa­ren die man­gel­er­nähr­ten Müt­ter nur etwa 9% leich­ter.

Mo­de­ra­te Min­der­er­näh­rung in der Schwan­ger­schaft tritt so­wohl in Ent­wick­lungs- als auch in In­dus­trie­län­dern häu­fig auf. Ur­sa­chen sind ne­ben nied­ri­gem Ein­kom­men auch das heu­ti­ge Schlank­heits­ide­al der Frau­en oder eine Man­gel­funk­ti­on des Mut­ter­ku­chens wie z.B. bei Teen­ager-Schwan­ger­schaf­ten und bei äl­te­ren Müt­tern. Wie epi­de­mio­lo­gi­sche Stu­di­en zei­gen, ist ein nied­ri­ges Ge­burts­ge­wicht im spä­te­ren Le­ben häu­fig mit ver­min­der­ter In­tel­li­genz as­so­zi­iert. „Wir ver­mu­ten, dass die De­fi­zi­te in der struk­tu­rel­len Hirn­ent­wick­lung, die aus ei­ner Min­der­er­näh­rung der Müt­ter wäh­rend der Schwan­ger­schaft re­sul­tie­ren, die Hirn­funk­ti­on zeit­le­bens be­ein­flus­sen“, be­tont die Je­na­er Wis­sen­schaft­le­rin Iwa An­to­now-Schlor­ke. „In ei­ner Fol­ge­stu­die wer­den wir dies wei­ter ana­ly­sie­ren.“

Aus der For­schung: I. An­to­now-Schlor­ke et al.: PNAS; doi: 10.1073/pnas.1009838108 (2011)

Letzte Aktualisierung: 10.03.2021, BH

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