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                              Kör­per und Atem­the­ra­pie in der Schwan­ger­schaft

                              In­ter­view mit Sa­rah Greil Baum­gart­ner

                              Schwangere festlich gekleidet, mit Perlenarmband
                              ©
                              Shutterstock

                              swiss­mom: Wie kön­nen sich wer­den­de Müt­ter bei Ih­nen ent­span­nen?

                              Sa­rah Greil: In der Re­gel ge­schieht der Atem un­be­wusst. Ge­ra­de aber in der Schwan­ger­schaft kann es vor­kom­men, dass sich Ge­füh­le, Ge­dan­ken und vor al­lem auch die kör­per­li­chen Ver­än­de­run­gen auf die At­mung und das Kör­per­ge­fühl aus­wir­ken. Ziel der Kör­per- und Atem­ar­beit ist es da, die na­tür­li­che Atem­re­ak­ti­on wie­der zu fin­den und Ver­span­nun­gen im kör­per­li­chen und see­lisch-geis­ti­gen Be­reich zu lö­sen. Kör­per­li­che Be­schwer­den, wie sie etwa im Kreuz­be­reich oder im Ver­lauf des Is­chi­as­nervs in der Schwan­ger­schaft häu­fig vor­kom­men, kön­nen mit ge­ziel­ten Atem­mas­sa­gen so­wie mus­kel- und ge­lenk­lö­sen­den sanf­ten Be­hand­lun­gen ge­mil­dert wer­den. Be­hand­lun­gen auf der Lie­ge oder auf dem Sitz­ball brin­gen auf sanf­te Art und Wei­se Ent­span­nung.

                              Vie­le Frau­en re­agie­ren in der Schwan­ger­schaft an­ders auf Be­rüh­run­gen und mö­gen kei­nen di­rek­ten Haut­kon­takt von aus­sen ste­hen­den Per­so­nen. Die­ser Tat­sa­che wird die Be­hand­lungs­wei­se über die Klei­der ge­recht und bie­tet die not­wen­di­ge re­spekt­vol­le Be­rüh­rungs­qua­li­tät. In der Kör­per- und Atem­the­ra­pie kön­nen sich die schwan­ge­ren Frau­en (und vor al­lem auch nach der Ge­burt) ei­nen Ru­he­mo­ment schaf­fen, wo es ganz al­lein um ihre Be­dürf­nis­se geht. Sie kann sich Raum für sich und das Baby neh­men. Ver­schie­de­ne Be­hand­lungs­ele­men­te wie Atem­mas­sa­ge oder me­di­ta­ti­ve Ent­span­nungs- und Atem­übun­gen sind in der Schwan­ger­schaft wohl­tu­en­de und en­er­gie­spen­den­de Wohl­ta­ten. Die Be­rüh­run­gen der Atem­mas­sa­ge wir­ken sich er­ho­lend auf Kör­per, See­le und Geist aus. Eben­so wohl­tu­end sind ent­stau­en­de oder Mo­bi­li­sa­ti­ons­be­hand­lun­gen wie auch eine sanf­te Be­cken­bo­den­ar­beit. Ich wen­de auch ge­ziel­te Übun­gen an, die sich auf die men­ta­le Ent­span­nung der Kli­en­tin aus­rich­ten. Sei es bei Angst­zu­stän­den, Ge­dan­ken­krei­sen oder Un­ru­he, die vor al­lem kurz vor der Ge­burt auf­tre­ten kön­nen.

                              Zur Per­son

                              Sarah Greil1

                              Sarah Greil Baumgartner wurde 1973 geboren und ist diplomierte Körper- und Atemtherapeutin sowie diplomierte Gesundheitstherapeutin. Sie hat eine eigene Praxis für Körper- und Atemtherapie in Stäfa (ZH). Als Mutter von 2 Mädchen kann sie Müttern und Schwangeren zusätzlich viele Tipps geben und weiss, wovon sie spricht.

                              swiss­mom: Wel­che Be­hand­lungs­ele­men­te bie­ten Sie an? Was be­wirkt ins­be­son­de­re die Atem­the­ra­pie?

                              Sa­rah Greil: Je nach In­di­ka­ti­on wer­den für die ent­spre­chen­den Kör­per­re­gio­nen, Mus­kel­ket­ten, Or­gan­sys­te­me und psy­chi­sche The­men un­ter­schied­li­che Be­hand­lungs­ele­men­te an­ge­wen­det. Das sind im spe­zi­fi­schen:

                              • Atem­mas­sa­ge (tak­ti­le Be­hand­lung er­folgt auf der Lie­ge über die Klei­dung oder mit Öl di­rekt auf der Haut)

                              • Ent­span­nen­de / an­re­gen­de Kör­per­ar­beit mit ein­fa­chen Be­we­gungs- und Hal­tungs­übun­gen

                              • Psy­cho­dy­na­mi­sche Me­ri­di­an­be­hand­lun­gen (Be­hand­lung ent­lang von Me­ri­dian­ver­läu­fen un­ter Ein­be­zug der mo­men­ta­nen Be­find­lich­keit und Da­seins­the­ma­tik)

                              • Ge­ziel­te Schmerz­be­hand­lun­gen 

                              • Atem- und Be­we­gungs­me­di­ta­tio­nen

                              • Ab­gren­zungs- / Raum­übun­gen (Stär­kung des Per­sön­lich­keits­raums und Ab­gren­zungs­fä­hig­keit)

                              • The­ra­peu­ti­sches Ge­spräch zur Be­glei­tung und In­te­gra­ti­on in den All­tag

                              • klas­si­sche Kör­per­mas­sa­ge (mit Öl di­rekt auf der Haut) mit In­te­gra­ti­on von Ele­men­ten der Atem­mas­sa­ge und Schröpf­mas­sa­ge   

                              Die At­mung ist mit al­len Vor­gän­gen im Or­ga­nis­mus ver­bun­den. Stress, Ge­dan­ken, Ge­füh­le und kör­per­li­che Ver­än­de­run­gen wir­ken sich auf die At­mung aus. Ziel der Atem­the­ra­pie ist die Stär­kung des ganz­heit­li­chen Wohl­be­fin­dens, Ak­ti­vie­rung und För­de­rung der ei­ge­nen Res­sour­cen, Stei­ge­rung der Leis­tungs­fä­hig­keit und Be­last­bar­keit. Die Atem­the­ra­pie eig­net sich auch sehr gut, den Ge­dan­ken­fluss zu be­ru­hi­gen und ge­wis­se Atem­mus­ter (bei­spiels­wei­se Hoch­at­mung oder Kurz­at­mig­keit) zu durch­bre­chen. Die atem­the­ra­peu­ti­sche Be­hand­lungs­wei­se ver­bes­sert die Atem­qua­li­tät, har­mo­ni­siert den Atem­rhyth­mus und stärkt die Atem­kraft. Be­son­de­rer Wert wird auf die In­te­gra­ti­on im All­tag und auf die Selbst­hil­fe ge­legt.

                              swiss­mom: Bei wel­chen An­wen­dungs­ge­bie­ten wen­den Sie Ihre psy­cho­dy­na­mi­sche Kör­per- und Atem­the­ra­pie LIKA an? Was be­wirkt die Atem­the­ra­pie?

                              Sa­rah Greil: Die Me­tho­de um­fasst ver­schie­de­ne An­sät­ze von Kör­per- und Atem­the­ra­pie so­wie der In­te­gra­ti­ven Kör­per­psy­cho­the­ra­pie. Dem un­trenn­ba­ren Zu­sam­men­wir­ken der kör­per­li­chen und der see­lisch-geis­ti­gen Ebe­ne wird in die­ser kom­ple­men­tärthe­ra­peu­ti­schen Me­tho­de hohe Be­ach­tung ge­schenkt. 

                              Die psy­cho­dy­na­mi­sche Kör­per- und Atem­the­ra­pie be­währt sich be­son­ders gut bei:

                              • Atem­be­schwer­den, Atem­fehl­ver­hal­ten. Ge­ra­de ge­gen Ende der Schwan­ger­schaft lei­den vie­le schwan­ge­re Frau­en un­ter Atem­not oder Atem­be­schwer­den

                              • Mus­kel­ver­span­nun­gen, Hal­tungs­feh­ler

                              • Rü­cken-, Ge­lenk-, Schul­ter-, Na­cken- oder Kopf­schmer­zen / Mi­grä­ne

                              • Un­ter­stüt­zung zur Er­hal­tung der Be­weg­lich­keit

                              • För­de­rung des Kör­per­be­wusst­seins und der Kör­per­wahr­neh­mung 

                              • Ent­span­nung, Los­las­sen vom All­tag

                              • Be­ru­hi­gung des Ge­dan­ken­flus­ses

                              • Ve­ge­ta­ti­ve Stö­run­gen wie Schlaf­lo­sig­keit, Kon­zen­tra­ti­ons­man­gel, Un­ru­he, Ner­vo­si­tät

                              • Stress, Er­schöp­fungs- und Span­nungs­zu­stän­de, Bur­nout, Trau­er

                              • De­pres­si­ve Ver­stim­mun­gen, Sinn­kri­sen, man­geln­de Leis­tungs­fä­hig­keit

                              • Angst­zu­stän­de, Pa­nik­at­ta­cken

                              • Stei­ge­rung des all­ge­mei­nen Wohl­be­fin­dens und der Aus­ge­gli­chen­heit

                              • Ver­bes­se­rung der Le­bens­qua­li­tät bei kör­per­li­chen Er­kran­kun­gen

                              • Ess­stö­run­gen

                              • Stär­kung der Aus­drucks- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit

                              • För­de­rung des Selbst­ver­trau­ens, der ei­ge­nen Fä­hig­kei­ten und Kraft­quel­len

                              • Un­ter­stüt­zung in der Schwan­ger­schaft und nach­ge­burt­li­chen Pha­se

                              • Postpar­ta­le De­pres­si­on

                              • Er­gän­zung zu psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Be­hand­lun­gen

                              swiss­mom: Frau­en mit postpar­ta­len De­pres­sio­nen fin­den auch Hil­fe bei Ih­nen? Wie kön­nen Sie in die­ser Si­tua­ti­on Ruhe in den All­tag der be­trof­fe­nen Frau­en brin­gen?

                              Sa­rah Greil: Ganz klar! Die psych­dy­na­mi­sche Kör­per- und Atem­the­ra­pie eig­net sich sehr gut zur Be­hand­lung postpar­ta­ler De­pres­sio­nen. Im Rah­men mei­ner drei­jäh­ri­gen Aus­bil­dung zur Kör­per- und Atem­the­ra­peu­tin habe ich mei­ne Di­plom­ar­beit über die Wir­kung die­ser The­ra­pie­art bei postpar­ta­ler De­pres­si­on ge­schrie­ben und konn­te vie­le po­si­ti­ve Schlüs­se zie­hen. Ich set­ze mich sehr da­für ein, dass die­se sanf­te The­ra­pie­me­tho­de bei be­trof­fe­nen Frau­en be­kannt ge­macht wird. Es ist wirk­lich sehr zu emp­feh­len. Nicht zu­letzt des­halb, weil die The­ra­pie­me­tho­de eine ganz­heit­li­che Ar­beits­wei­se um­fasst. Das heisst, nebst kör­per­li­chen Be­hand­lungs­ele­men­ten wird viel Wert auf den Ein­be­zug der see­li­schen und psy­chi­schen Sei­te ge­legt. Wäh­rend den The­ra­pie­stun­den kann die be­trof­fe­ne Frau eine be­wuss­te Aus­zeit nur für sich sel­ber ge­nies­sen und nut­zen. Es ist wie eine Ru­he­oa­se im All­tag. Der Frau wird in ih­ren ei­ge­nen, ak­tu­el­len Be­dürf­nis­sen be­geg­net und so kön­nen ganz ge­ziel­te Be­hand­lun­gen ab­ge­lei­tet wer­den. Be­reits die­se be­wuss­te Auf­merk­sam­keit kann schon sehr viel be­wir­ken. Es wird sehr viel Res­sour­cen­ar­beit be­trie­ben. Das heisst, dass ei­ge­ne Kraft­po­ten­zia­le er­kannt, ge­stärkt und aus­ge­schöpft wer­den. Es wird be­wusst auf Er­ho­lung, Kör­per­wahr­neh­mung, Re­ge­ne­ra­ti­on und Stär­kung des Ur­ver­trau­ens und in die ei­ge­nen Fä­hig­kei­ten hin­ge­ar­bei­tet, da­mit die Be­zie­hungs­fä­hig­keit zum Kind ei­gen­ver­ant­wort­lich und selbst­ver­ständ­lich wird. Die Er­schöp­fung und die Mü­dig­keit kön­nen in der The­ra­pie­stun­de zu­ge­las­sen wer­den. Die kör­per­li­che Be­rüh­rung kann See­len­nah­rung sein. Sich und dem Kör­per be­wuss­te Be­ach­tung schen­ken ist sehr er­hol­sam. Wich­tig im Zu­sam­men­hang ist auch das The­ma Am­bi­va­lenz. Bei be­trof­fe­nen Frau­en zeigt sich oft eine ge­wis­se Am­bi­va­lenz. Die un­ge­wohnt star­ke Nähe und Ab­hän­gig­keit zum Kind las­sen die na­tür­li­chen ei­ge­nen Gren­zen ver­schwin­den. Es ent­steht ein Kon­flikt mit Nähe und Ab­gren­zung bzw. Ei­gen­raum. Mit wun­der­ba­ren Grenz­übun­gen kann der re­spekt­vol­le Um­gang mit den Gren­zen des Kin­des und den ei­ge­nen Gren­zen er­fahr­bar ge­macht wer­den. Da­durch wird Er­ho­lung und Selbst­be­wusst­sein ge­för­dert. Dem Kind kann wie­der ein Ge­bor­gen­heits­raum ge­bo­ten wer­den, ohne da­für sei­ne ei­ge­nen Gren­zen und Rück­zugs­be­dürf­nis­se auf­zu­ge­ben.

                              swiss­mom: Geht es Frau­en bes­ser, ist es wich­tig, In­seln im All­tag zu be­hal­ten, was ra­ten Sie wer­den­den Müt­tern und Müt­tern mit Be­las­tun­gen und Auf­ga­ben im Kin­der-, Be­rufs- und Haus­frau­en­all­tag?

                              Sa­rah Greil: Als Mut­ter von zwei klei­ne­ren Kin­der weiss ich, dass die ei­ge­nen Be­dürf­nis­se trotz Mehr­fach­be­las­tun­gen und neu­er Le­bens­si­tua­ti­on nicht ganz ver­nach­läs­sigt wer­den dür­fen. Vie­le Frau­en er­schwe­ren sich die jun­ge Mut­ter­schaft mit An­sprü­chen, die sie mei­nen er­fül­len zu müs­sen. Das Bild der per­fek­ten Power­frau ent­steht meist im ei­ge­nen Kopf und wird kaum von je­mand an­de­rem ge­for­dert. Eine Fünf kann durch­aus mal ge­ra­de ste­hen ge­las­sen wer­den. Es tut gut, eine ge­wis­se Ge­las­sen­heit zu­zu­las­sen und sich Raum zum At­men ge­ben. Im All­tag ist es viel wert, ein­fach mal ein biss­chen Ar­beit ab­ge­ben zu kön­nen und wenn es die Be­treu­ungs­si­tua­ti­on zu­lässt, das Baby für eine Zeit be­treu­en zu las­sen. Sei es nur, um in Ruhe ein­kau­fen oder eine Freun­din be­su­chen zu ge­hen. Ich rate mei­nen Kli­en­tin­nen auch im­mer zu kör­per­li­cher Be­we­gung und Ent­span­nung. So kann viel En­er­gie ge­tankt wer­den und das na­tür­li­che Kör­per­ge­fühl wird ge­stärkt. Wenn das Kind tags­über schläft, sich auch eine Pau­se gön­nen. Eine fix ein­ge­plan­te Mit­tags­pau­se oder Nach­mit­tags­pau­se soll zum Ta­ges­ab­lauf ge­hö­ren. Wei­ter ist es wich­tig, mit ei­nem Baby den Tag nicht zu stark ver­pla­nen und sich ein zu vol­les Pro­gramm mit zeit­lich vor­ge­ge­be­nen Ter­mi­nen vor­zu­neh­men. Mit ei­nem Kind kann der Zeit- und Ta­ges­plan im­mer mal wie­der durch­ein­an­der kom­men. Zeit­puf­fer er­leich­tern den All­tag und man lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe und aus­ser Atem brin­gen.

                              Email: sa­rah­greil@­ko­er­per-atem­the­ra­pie.ch / Te­le­fon: 044 341 07 63

                              Letzte Aktualisierung: 03.08.2016, swissmom-Redaktion