Cytomegalie - Gefahr für Schwangere

Alles über die Cytomegalie-Infektion: Wie Sie erkennen, ob Sie immun sind - und wie Sie vorbeugen sollten, wenn Sie es nicht sind!

Schwangere liegt auf der Wiese
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Eine Cytomegalie (auch Zytomegalie oder CMV-Infektion) im Erwachsenenalter ist relativ häufig und verläuft meist unauffällig. Erreger aus der Familie der Herpesviren werden über Schmier-, Speichel- und Tröpfcheninfektion, also über Urin, Tränen, Speichel, Blut, Muttermilch, Samen- und Vaginalflüssigkeit übertragen. Die Inkubationszeit beträgt 4 bis 12 Wochen.

Die Viren überdauern danach lebenslang im Körper. Man ist jedoch nicht lebenslang für andere ansteckend, sondern nur in der Phase der akuten Infektion bzw. während einer Reaktivierung. Deshalb sind Kinder in den ersten drei Lebensjahren die häufigste Ansteckungsquelle.

Die Symptome einer Infektion


Die meisten Menschen, die die Viren in sich tragen, bemerken nichts davon. Die einzigen Symptome sind eine leicht erhöhte Temperatur und - seltener - geschwollene Lymphknoten. Bei immungeschwächten Personen kann es jedoch sehr schwere Verläufe geben.

Problematisch wird CMV, wenn sich Frauen erstmals kurz vor oder in der Schwangerschaft infizieren. Die Zytomegalie ist die am häufigsten übertragene vorgeburtliche Erkrankung - häufiger als Röteln oder Toxoplasmose! Oft bemerken die werdenden Mütter nicht, dass sie sich angesteckt haben. Sie fühlen sich vielleicht ein wenig matt und erschöpft – in der Schwangerschaft nichts Ungewöhnliches. Bei über 80 Prozent der Schwangeren bleibt die Infektion deshalb unbemerkt. Für ihr Kind sind die Viren, die über die Plazenta übertragen werden, jedoch eine ernste Bedrohung. Viele Frauen erleiden eine Fehlgeburt. Geht die Schwangerschaft weiter, kann eine schwere Embryopathie/Fetopathie entstehen, die häufig tödlich verläuft. Bei den lebend geborenen Kindern kommt es oft zu dauerhaften Organschäden.

Woher weiss ich, ob ich schon einmal eine Infektion hatte?


Fachleute finden es sinnvoll, schon vor oder zu Beginn der Schwangerschaft zu kontrollieren, ob CMV-spezifische IgG-Antikörper vorliegen, d.h. eine Erkrankung schon stattgefunden hat. Dann ist man in der Schwangerschaft vor einer Primärinfektion relativ sicher. Für eine Reinfektion mit einem anderen Virusstamm oder eine Reaktivierung (s.u.) bleibt allerdings ein Restrisiko. Falls die Antikörper-Untersuchung ergibt, dass die Schwangere (oder die Frau mit Kinderwunsch) noch nie eine CMV-Erkrankung durchgemacht hat, wird sicherheitshalber eine Kontrolluntersuchung später in der Schwangerschaft (20.-24. Woche) durchgeführt. Optimal wäre eine wiederholte Testung alle sechs bis acht Wochen.

Erstinfektion - Zweitinfektion?


Ungefähr die Hälfte aller Schwangeren hat - meist ohne es zu merken - schon einmal eine Zytomegalie durchgemacht und hat CMV-Antikörper. Daraus resultiert jedoch nur eine Immunität gegen denselben Virusstamm. Das Virus bleibt nach der Erstinfektion lebenslang in den Körperzellen und wird noch längere Zeit mit allen Körpersekreten ausgeschieden. Es kann selten reaktiviert werden. Der wichtigste Risikofaktor ist dabei ein enger Kontakt zu Kleinkindern unter drei Jahren. So haben Mütter von Kleinkindern in Krippenbetreuung ein ca. 10-fach höheres Risiko und Kleinkinderzieherinnen (Kinderkrippen) ein ca. 4-fach erhöhtes Risiko für eine Reaktivierung.

Auch kann es zu einer erneuten Infektion mit einem anderen, genotypisch unterschiedlichen CMV kommen. Hierbei wird aber das Risiko für eine Infektion des werdenden Kindes und vor allem für eine Schädigung als sehr gering angenommen. Denn in nur 1% aller Fälle überträgt sich der Erreger bei einer Zweitinfektion auf das noch ungeborene Kind und nimmt in einem winzigen Bruchteil negativen Einfluss auf seine geistige und körperliche Entwicklung. Im Fall dieser Re-Infektion lässt sich bei der Antikörper-Untersuchung eine "Serokonversion" feststellen, d.h. es wird eine akute Infektion (IgM-Antikörper) und nicht die länger zurückliegende Infektion (IgG-Antikörper) angezeigt.

Bitte beachten Sie!

Die beste Prävention sind gute Hygienemassnahmen, insbesondere eine konsequente Händedesinfektion.

>> Mehr Tipps zur Vorbeugung

Welche Folgen hat die CMV-Infektion für das ungeborene Kind?


Grundsätzlich muss gesagt werden, dass bei einer Ansteckung mit dem CM-Virus nur ein geringes Risiko für das Kind besteht. Etwa 1% aller Neugeborenen sind damit infiziert, davon zeigen die weitaus meisten aber keine Krankheitssymptome. Nur eins von 4.000 Babys (das sind in der Schweiz ca. 20 pro Jahr) kommt mit einer schweren Zytomegalie-Infektion zur Welt.

Zu den Symptomen gehören verringertes Geburtsgewicht, Trinkschwäche, Vergrösserung von Leber und Milz, Gelbsucht, Anämie (Blutarmut), Blindheit, Taubheit, verminderten Kopfumfang (Mikrozephalie), Verkalkungen im Gehirn, Krampfanfällen und nachfolgender Entwicklungsverzögerung. Ernste Folgen sind bei einer Ansteckung des Ungeborenen im ersten Schwangerschaftsdrittel wahrscheinlicher als am Ende der Schwangerschaft. Und: So schwer erkrankt ein Ungeborenes nur dann, wenn seine Mutter in der Schwangerschaft zum ersten Mal eine CMV-Infektion durchmacht. Zweitinfektionen (s.o.), die auch selten einmal vorkommen können, scheinen dem Kind nicht zu schaden.

Das Tückische an der CMV-Infektion ist, dass Kinder, die sich im Mutterleib angesteckt haben und zunächst gesund zur Welt kommen, im Laufe der ersten Lebensjahre Krankheitszeichen wie zum Beispiel eine Hörminderung entwickeln können. Eine gute Nachsorge bei diesen Kindern ist unerlässlich, um mögliche Folgen der Infektion frühzeitig festzustellen und zu behandeln.

Die Übertragung erfolgt normalerweise über die Plazenta, aber auch noch nach der Geburt über Muttermilch und Speichel. Dann sind besonders sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1000 g gefährdet.

Ist eine vorgeburtliche Diagnose möglich?


Eine CMV-Infektion kann in manchen Fällen bereits vor der Geburt durch Auffälligkeiten im Ultraschallbild erkennbar werden, zum Beispiel wenn das Baby zu klein ist, es Wasseransammlungen im Körper hat oder einen zu kleinen Kopf mit evtl. Verkalkungen im Gehirn. Auch zuviel Fruchtwasser (Polyhydramnie) kann ein Hinweiszeichen sein. Wenn der Verdacht besteht, dass Ihr Kind sich angesteckt haben könnte, werden als zuverlässigster Hinweis die CMV-Antikörper im mütterlichen und dann sogar ggf. im fetalen Blut nachgewiesen. Oder der Arzt weist die Virus-DNA (d.h. das Erbgut des Virus) im Fruchtwasser, in den Chorionzotten oder im Nabelschnurblut nach.

Wie wird die Infektion behandelt?


Da es nicht möglich ist, Schwangere mit den herkömmlichen Medikamenten, sogenannten Virostatika, zu behandeln, wird werdenden Müttern mit Erstinfektion eine passive Immunisierung mit Immunglobulinen (Hyperimmunglobulin) empfohlen. Die Hyperimmunglobuline werden aus dem Plasma von Blutspendern gewonnen, das wegen der weiten Verbreitung der Viren häufig Antikörper gegen CMV enthält. Dabei fangen Antikörper die Cytomegalie-Viren ab und machen sie unschädlich. Da Immunglobuline durch die Plazenta wandern, kann gleichzeitig auch das ungeborene Kind therapiert werden. Eine neue Studie aus den USA (https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1913569) zieht den Nutzen der teuren Präparate jedoch in Zweifel.

Ist eine Vorbeugung gegen die Ansteckung mit Cytomegalie möglich?


Seronegative Schwangere, also Frauen, bei denen keine Antikörper im Blut nachweisbar sind, haben ein erhöhtes Ansteckungsrisiko, wenn sie häufig engen Kontakt mit Kindern haben, z. B. auf Kinderstationen in Spitälern oder in Kindertagesstätten und Kindergärten. Bei Kleinkindern ist die Ausscheidungsquote in Urin und Speichel mit 10 bis 30 Prozent besonders hoch, ohne dass bei ihnen Krankheitszeichen sichtbar wären, und sie scheiden die Viren auch besonders lange aus.

Werdende Mütter sollten deshalb einige einfache Hygieneregeln beachten, mit denen das Risiko einer Zytomegalie-Ansteckung um die Hälfte reduziert werden kann:

  • Regelmässiges gründliches Händewaschen (für 15 bis 20 Sekunden) mit warmem Wasser und Seife, z. B. nach Windelwechsel, Füttern, Naseputzen oder Kontakt mit Speichel. Herpesviren, wozu das CMV gehört, vertragen Seifen und fettlösende Mittel schlecht, da sie die Virushülle zerstören.

  • Tassen, Löffel, Gläser, Handtücher, Waschlappen, Zahnbürsten etc. möglichst nicht gemeinsam mit Kindern benutzen

  • Säuglinge und Kleinkinder möglichst nicht auf Mund und Wangen küssen

  • Heruntergefallene Nuggis nicht in den Mund nehmen, sondern abspülen

  • Gegenstände wie Spielzeug und Oberflächen, die mit Urin und Speichel von Kleinkindern in Kontakt kamen, am besten in die Spülmaschine oder Waschmaschine oder gut mit Seifenlauge reinigen. Die CM-Viren können auf unterschiedlichen Oberflächen (Holz, Metall, Plastik) in Form von Tröpfchen mehrere Stunden infektiös bleiben.

Frauen mit erhöhtem Risiko einer CMV-Infektion am Arbeitsplatz


Alle Schwangeren bzw. Frauen, die eine Schwangerschaft nicht ausschliessen können, sollten über die Wichtigkeit von Hygienemassnahmen informiert sein. Wenn möglich, sollte ein enger beruflicher Kontakt von Schwangeren mit Kindern < 3 Jahre vermieden werden. In den Einrichtungen sollten Einmalhandschuhe und Händedesinfektionsmittel zu Verfügung stehen für alle Tätigkeiten mit potentiellem Kontakt zu Körperflüssigkeiten (Wickeln, Füttern, Nase/Mund abwischen). Wenn die Hygienemassnahmen aus betrieblichen Gründen nicht eingehalten werden können, kann ein Beschäftigungsverbot (Nichteignung gemäss Mutterschaftsverordnung) durch den betreuenden Arzt / Ärztin ausgesprochen werden. Ein generelles Beschäftigungsverbot wie auch eine generelle Krankschreibung wird in der Schweiz nicht empfohlen.

In Deutschland geht man weiter: Laut Biostoffverordnung vom 12. Februar 2007 sollen sich Cytomegalie-seronegative Schwangere in der vorschulischen Kinderbetreuung nur mit Kindern über drei Jahren beschäftigen und dabei engen Körperkontakt und den Kontakt zu Urin, Speichel und Tränenflüssigkeit meiden. Auch die Centers for Disease Control and Prevention in den USA geben eine ähnliche Empfehlung heraus.

Letzte Aktualisierung: 12.08.2020, BH