Kei­ne Dro­gen­sucht nach ADHS-Be­hand­lung

Aus der For­schung

Kind mit Medikamenten in der Hand
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Die häu­fig ge­äus­ser­te Sor­ge, dass die Be­hand­lung der Auf­merk­sam­keits­de­fi­zit-/Hy­per­ak­ti­vi­täts­stö­rung (ADHS) mit Wirk­stof­fen wie Me­thyl­phe­ni­dat (z.B. Rita­lin®) die Kin­der spä­ter in die Dro­gen­sucht treibt, ist nach den Er­geb­nis­sen ei­ner pro­spek­ti­ven Be­ob­ach­tungs­stu­die un­be­grün­det.

Jo­seph Bie­der­man, der Lei­ter ei­nes Be­hand­lungs­zen­trum für ADHS am Mas­sa­chu­setts Ge­ne­ral Hos­pi­tal in Bos­ton, ver­tritt da­ge­gen die An­sicht, dass die Me­di­ka­men­te das Ri­si­ko ei­ner Dro­gen­kar­rie­re eher sen­ken, wo­für er in frü­he­ren Un­ter­su­chun­gen auch Hin­wei­se ent­deckt zu ha­ben glaub­te. Sei­ne Stu­die zeigt je­doch we­der ei­nen Ef­fekt in die eine noch in die an­de­re Rich­tung.

Die Stu­die um­fasst 112 Jun­gen, von de­nen 82 frü­her und 25 ge­gen­wär­tig ein ADHS-Me­di­ka­ment ein­neh­men. Die Pa­ti­en­ten wa­ren zu Be­ginn der Be­hand­lung zwi­schen sechs und 17 Jah­re alt. Die Nach­be­ob­ach­tungs­zeit be­trägt zehn Jah­re. Die meis­ten Pa­ti­en­ten ha­ben in­zwi­schen das Er­wach­se­nen­al­ter er­reicht und die sen­si­ble Pha­se der Spät­pu­ber­tät, in der die An­fäl­lig­keit für Dro­gen be­son­ders hoch ist, über­stan­den. Bie­der­man konn­te kei­ne sta­tis­tisch si­gni­fi­kan­te Ver­bin­dung zwi­schen der Ein­nah­me von ADHS-Me­di­ka­men­ten und ei­nem Dro­gen­kon­sum er­mit­teln. Auch die Nei­gung zur Ni­ko­tin- oder Al­ko­hol­ab­hän­gig­keit wer­de nicht ge­för­dert. Dies gel­te un­ab­hän­gig vom Al­ter der Kin­der zu Be­ginn der The­ra­pie und der Dau­er der The­ra­pie.

Die­se An­ga­ben gel­ten al­ler­dings nur nach Aus­schluss von ver­schie­de­nen an­de­ren Ein­fluss­fak­to­ren wie v.a. Ver­hal­tens­stö­run­gen, die häu­fig der An­lass für die ADHS-Dia­gno­se sind. Ver­hal­tens­stö­run­gen – ob be­han­delt oder un­be­han­delt - sind sehr wohl mit ei­nem spä­te­ren Dro­gen­kon­sum as­so­zi­iert.

Aus der For­schung:  Bie­der­man, J. et al.: Ame­ri­can Jour­nal of Psych­ia­try, on­line pu­bli­ziert am 3.3.2008

Letzte Aktualisierung: 13.04.2021, BH