Warum heisst es, in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft könne dem Kind am meisten passieren?

Im ersten Schwangerschaftsdrittel werden alle Organe des Kindes angelegt und zum Teil auch ausgebildet. Anschliessend reifen sie nur noch aus und bereiten sich auf die selbständige Funktion vor.

Die grösste Gefahr einer Schädigung des Kindes besteht zwischen dem 14. und 55 Tag nach der Empfängnis, also nach der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter. Mütterlicher und kindlicher Kreislauf werden zu diesem Zeitpunkt schon miteinander verbunden. Zwar gibt es die sogenannte Plazentaschranke, die schädliche Stoffe auf dem Weg zum Kind aufhalten soll. Und zusätzlich arbeitet der mütterliche Organismus sehr effektiv, um Schadstoffe abzubauen, bevor sie das Kind erreichen können. Aber bestimmte Stoffe im mütterlichen Blut (z.B. Drogen, Nikotin, Medikamente, Alkohol) können die Plazentaschranke trotzdem überwinden, die Organentwicklung stören und das Kind schädigen. In schweren Fällen kann es auch zur Fehlgeburt kommen.

Vor der Einnistung der befruchteten Eizelle, also in den ersten zwei Wochen nach der Befruchtung, gilt noch das „Alles-oder-Nichts-Gesetz“. Das bedeutet: Die Schädigung ist entweder so stark, dass der kleine Zellhaufen komplett zugrunde geht. Oder die Schädigung ist nur gering, sodass die Funktion beschädigter Zellen von gesunden Zellen ausgeglichen wird und sich ein gesundes Kind entwickelt .

Viele kindliche Anomalien lassen sich vorgeburtlich feststellen, manche sogar behandeln. Trotzdem wird es immer Behinderungen geben, die durch herkömmliche Untersuchungsmethoden nicht erkannt werden können. Deshalb ist nicht nur die Früherkennung, sondern auch die Vorsorge, also die möglichst umfassende Vermeidung von schädlichen Einflüssen, von enormer Wichtigkeit.

Letzte Aktualisierung: 21.10.2019, BH