Männerhaushalt!


Juanito steht ziemlich auf Pepe. Er sieht ihm ja auch unverschämt ähnlich. Und jeden Samstag, wenn Pepe Juanito besuchen kommt, ist der Kleine sogar in der Lage, sein ewiges „Ja!“ in ein jauchzendes „Yeah!“ umzuwandeln.

Nun gut, denke ich, wenn sich die beiden so gut verstehen, soll Pepe ruhig mal ein paar Tage länger bleiben. Denn ich bin ohnehin reif für die „Insel“.

Schon Tage bevor das Arrangement zu Stande kommt und Pepe mit Sack und Pack in sein Haus in Olten einzieht, welches er uns bei seinem Abgang zur Verfügung gestellt hat, freue ich mich auf meine freien Tage.

Ich packe meine Schreibutensilien zusammen, stopfe ein paar Kleider und die Zahnbürste in eine Tasche und mache Anstalten, zu gehen.

Aber oh weh, warum fliessen bloss die Tränen, wenn ich meinem kleinen Juanito für läppische drei, vier Tage „Tschüss“ sagen muss? Warum überlege ich mir plötzlich, ob ich nicht doch auch in Olten bleiben und Pepes Anwesenheit einfach ignorieren könnte?

Nein, mahne ich mich, du hast eine Verschnaufpause verdient. Und Pepe und Juanito sollen ruhig ein paar Tage selber haushalten, die werden dann schon sehen...

Nun gut, der erste Tag in der „Fremde“ ist okay, am zweiten treffe ich mich abends mit einer Freundin zum Essen und so langsam werde ich nervös, gucke alle paar Minuten aufs Handy, schaue, ob nicht vielleicht doch ein Notruf aus „meinem“ Männerhaushalt angekommen ist. Und am dritten Tag halte ich es kaum mehr aus: Ich habe Sehnsucht nach Juanito, rufe schon in der Früh an. Doch mein Prinz hat keine Zeit, um ans Telefon zu kommen. Zssss, das Leben mit Pepe muss ungemein spannend sein!

Ich höre bloss, wie der Kleine im Hintergrund unserem vier Wochen alten Kätzchen seine ziemlich unkontrollierte Zuneigung zeigt und wundere mich, dass - wenn’s Pepe schon nicht tut - wenigstens die Katzenmama eingreift.

Nach dem Mittagessen bei meiner Schwester wird’s dramatisch und so gegen vier Uhr setze ich mich ins Auto und fahre heimwärts.

Endlich angekommen, ist es nicht Juanito, der mich begrüsst, als wäre ich auf Weltreise gewesen, sondern Hund Akim. Danke!

Juanito hat Besseres zu tun.

Pepes stolzes Grinsen entgeht mir nicht und flugs schaue ich nach, ob wenigstens der Haushalt verludert ist. Pech gehabt. Ausser ein paar alten Zeitungen – Pepe ist ein Zeitungsjunkie – kann ich keine wirkliche Unordnung ausfindig machen. Geknickt harre ich aus, sehe, wie Eule Pepe gegen 20 Uhr Juanito zu Bett bringt und – haha, gleich mit einschläft. Das „bisschen Haushalt“ mit Kleinkind hat ihn ganz schön geschafft, auch wenn er meilenweit davon entfernt ist, dies einzugestehen.

Und als gegen Mitternacht Juanito weinend in mein Bett zügelt und mit ernstem Blick beginnt, meinen Bauch zu kraueln (ein Überbleibsel aus der langen Stillzeit) atme ich erleichtert auf. Meine Welt ist wieder in Ordnung!

Verena Zürcherist freie Journalistin und Autorin und lebt zusammen mit ihrem Sohn im Emmental.

Letzte Aktualisierung: 11.08.2016, VZ