Zu vie­le Gift­un­fäl­le in der Schweiz

Aus der For­schung

Kind sitzt vor dem Putzmittelschrank
©
GettyImages

Ge­fah­ren­sym­bo­le von che­mi­schen Pro­duk­ten wer­den zu we­nig be­ach­tet. Je­des Jahr pas­sie­ren in Schwei­zer Haus­hal­ten über 50'000 Un­fäl­le mit che­mi­schen Pro­duk­ten, ob­wohl die­se Pro­duk­te mit Ge­fah­ren­sym­bo­len ge­kenn­zeich­net sind. Vor al­lem bei Kin­dern sind Ver­gif­tun­gen im Haus­halt nicht sel­ten. Schwei­zer Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten be­ach­ten Sym­bo­le, die auf ge­fähr­li­che Che­mi­ka­li­en in Haus­halt­pro­duk­ten hin­wei­sen, sel­ten und ken­nen sie häu­fig nicht ein­mal, wie eine Stu­die im Auf­trag des Bun­des­am­tes für Ge­sund­heit (BAG) zeigt.

In je­dem Haus­halt fin­den sich Wasch­pul­ver, Im­prä­gnier­mit­tel oder Fle­cken­spray, die Che­mi­ka­li­en mit ge­fähr­li­chen Ei­gen­schaf­ten ent­hal­ten. Bis 2005 wa­ren die­se Pro­duk­te in Gift­klas­sen ein­ge­teilt. Seit­her wei­sen schwarz ge­druck­te Pik­to­gram­me auf oran­ge­far­bi­gem Grund auf die Ge­fah­ren hin. Sie klä­ren auf, ob ein Pro­dukt bei­spiels­wei­se gif­tig, rei­zend oder ät­zend ist. Zu­sätz­lich wird mit Ge­fah­ren­hin­wei­sen und Si­cher­heits­sät­zen (R- und S-Sät­zen) be­schrie­ben, wel­che kon­kre­ten Ge­fah­ren von den Pro­duk­ten aus­ge­hen und wie sich Un­fäl­le ver­mei­den las­sen.

Die vom BAG in Auf­trag ge­ge­be­ne Stu­die zeigt, dass die Ge­fah­ren­sym­bo­le von den Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten sel­ten be­ach­tet wer­den. Die Be­frag­ten be­ur­teil­ten die Pro­duk­te nicht auf­grund der In­for­ma­tio­nen auf der Pa­ckung, son­dern se­lek­tiv wie bei­spiels­wei­se an­hand ei­nes auf­ge­druck­ten Schrift­zu­ges oder der Ver­pa­ckungs­far­be. So wird ein grün ver­pack­tes Mit­tel als nicht so ge­fähr­lich an­ge­se­hen, auch wenn es mit ei­nem Ge­fah­ren­sym­bol ver­se­hen ist.

Rund die Hälf­te der Be­frag­ten war zu­dem der An­sicht, dass nach wie vor die Gift­klas­sen das of­fi­zi­el­le Kenn­zeich­nungs­sys­tem sei­en. Die Mehr­heit die­ser Per­so­nen er­ach­tet Pro­duk­te ohne Gift­klas­sen­kenn­zeich­nung als un­ge­fähr­lich, auch wenn die­ses Ge­fah­ren­sym­bo­le auf­wei­sen. Das ist vor al­lem in der Selbst­be­die­nung und für Kin­der sehr ge­fähr­lich. Das neue Pik­to­gramm-Sys­tem ist noch zu­we­nig be­kannt und muss des­halb bei den Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten bes­ser ver­an­kert wer­den.

An­de­re Ar­gu­men­te zur Ein­schät­zung der Ge­fah­ren sind der Kauf­ort wie etwa Su­per­markt oder Fach­markt. Ge­ne­rell wer­den Pro­duk­te, die in Selbst­be­die­nung er­hält­lich sind, als un­ge­fähr­lich an­ge­se­hen, ob­wohl auch sie zum Bei­spiel für Kin­der be­son­ders ge­fähr­lich sein könn­ten. Auf­grund die­ser Re­sul­ta­te stellt sich die Fra­ge, ob auch künf­tig be­son­ders ge­fähr­li­che Pro­duk­te nur in Be­die­nung und ge­gen Be­ra­tung ab­ge­ge­ben wer­den müss­ten.

Die Stu­die stellt je­doch fest, dass die Be­ra­tung zu wün­schen üb­rig lässt. So be­rie­ten nur die Hälf­te der Ver­käu­fe­rin­nen und Ver­käu­fer aus ei­ge­nem An­trieb die Kund­schaft. Kaum eine Ver­kaufs­per­son wies auf die spe­zi­el­len Ge­fah­ren ei­nes Pro­duk­tes, auf die not­wen­di­gen Schutz­mass­nah­men und die kor­rek­te Ent­sor­gung hin. Die grund­le­gen­den An­for­de­run­gen an das Ver­kaufs­per­so­nal wur­den so­mit nicht er­füllt. Auf­grund die­ser Er­geb­nis­se ge­lang­te das BAG an die Fach­ver­bän­de. Die­se wer­den auf­ge­for­dert, Mass­nah­men zur Ver­bes­se­rung ein­zu­lei­ten.

Als Ge­gen­mass­nah­me über­legt sich das BAG, ob Pro­duk­te, die ein Ge­fah­ren­pik­to­gramm be­nö­ti­gen, nur noch von spe­zi­ell da­für aus­ge­bil­de­tem Per­so­nal ver­kauft wer­den soll. Die­se Ver­ord­nungs­än­de­rung müss­te der Bun­des­rat aber vor­neh­men.

Quel­le: Bun­des­amt für Ge­sund­heit (BAG) - http://www.bag.ad­min.ch

Letzte Aktualisierung: 15.03.2021, BH