The Place to be, wenn das Baby kommt

„Wir soll­ten be­spre­chen, wo ich ge­bä­ren wer­de“, drän­ge ich nach dem Abend­essen. Wir ha­ben uns in­for­miert, uns äus­serst de­tail­ge­treue Ge­burts­be­rich­te von Be­kann­ten an­ge­hört, Gy­nä­ko­lo­gin und Heb­am­me aus­ge­fragt und ein Sam­mel­su­ri­um an Mei­nun­gen, nicht aber an Ori­en­tie­rung ge­won­nen.

„Die Fak­ten ha­ben wir zu­sam­men­ge­tra­gen. Nun soll­ten wir in uns hin­ein hö­ren“, sage ich aus­drucks­voll. „Habe ich da über­haupt ein Mit­spra­che­recht?“, er­wi­dert er grin­send. „Si­cher doch! Ich brau­che dich mit im Boot“, ant­wor­te ich erns­ter und reis­se vier Stück Haus­halts­pa­pier von der Rol­le.

Auf ei­nes kritz­le ich un­ser Wohn­zim­mer. Sanf­ter Ker­zen­schein, ich im Ge­burts­pool, er im Schlaf­an­zug da­ne­ben. Alle ti­efen­ent­spannt. Er zeich­net un­se­re Nach­ba­rin sor­gen­voll im Ne­ben­zim­mer. Mei­ne nächs­te Zeich­nung soll ei­nen Ge­bär­saal dar­stel­len. Eine Ärz­tin und ein Spi­tal­bett. Thea­tra­lisch krit­zelt er eine rie­si­ge Sprit­ze dazu. Ich skiz­zie­re er­neut eine Kli­nik, dies­mal hält die Be­leg­heb­am­me mei­ne Hand. Er zeich­net die Not­fall­me­di­zin ne­ben­an. Auf die letz­te Ser­vi­et­te zeich­ne ich ein Ge­burts­haus. Eine Ba­de­wan­ne und ganz viel Heb­am­men­power. Er zeich­net die Am­bu­lanz in den Hin­ter­grund.

Es ist spät ge­wor­den und wir ge­hen schla­fen. Be­vor ich das Licht lö­sche, wer­fe ich ei­nen letz­ten Blick auf un­se­re Zeich­nun­gen. Bei wel­cher füh­le ich mich si­cher? Wel­cher An­blick macht mir Angst? Was regt sich in mei­nem Kör­per, wenn ich die Bil­der be­trach­te?

Als mein We­cker klin­gelt, möch­te ich ihm von mei­ner Ent­schei­dung er­zäh­len, doch er ist schon aus­ser Haus. Auf dem Kü­chen­tisch un­se­re Zeich­nun­gen vom Vor­abend. Eine Tas­se Kaf­fee auf sei­ner Lieb­lings­zeich­nung. Auch er hat sich ent­schie­den. Bes­tes Ge­fühl ever, wenn bei­de in sich hin­ein und doch das­sel­be hö­ren.