Von schwie­ri­gen Fra­gen und gu­ten Ant­wor­ten

Prä­na­tal­dia­gnos­tik ist so kom­plex, wie sie klingt. Me­di­zi­ni­sche, ethi­sche und per­sön­li­che As­pek­te spie­len mit und die Ent­schei­dung, wel­che vor­ge­burt­li­chen Un­ter­su­chun­gen sinn­voll sind, kann echt her­aus­for­dernd sein.

Kugelbauch Kolumne Thema 4 Untersuchungen
©
Giulietta Martin

„Soll ich Ih­nen das Ge­schlecht ver­ra­ten?“, fragt die Gy­nä­ko­lo­gin, wäh­rend sie den Schall­kopf ge­konnt über mei­nen Bauch glei­ten lässt. Ich schütt­le den Kopf. You may say, I’m a dre­a­­mer, aber ich wün­­­sche mir so sehr eine Welt, in der das Ge­­schlecht ei­nes Kin­des kei­­ne Rol­­le spielt, dass ich wort­wört­lich im Klei­nen da­mit an­fan­gen möch­te.

„Wie schön wäre es, wenn auf­­grund des bio­lo­gi­schen Ge­schlechts kei­­ner­lei Cha­rak­­ter­ei­gen­­schaf­­ten er­war­tet wür­den“, murm­le ich vor mich hin. Die Ärz­tin meint tro­cken, dass Gen­der-Stu­dies nicht ihr Spe­zi­al­ge­biet sei­en und un­ter­sucht wei­ter.

„Der Ent­wick­lungs­stand in­ter­es­siert Sie eher?“, möch­te sie wis­sen. Ich ni­cke. Na­tür­lich ist uns die Ge­sund­heit sehr wich­tig. Haupt­sa­che ge­sund, wird doch im­mer be­tont. Doch was, wenn nicht? Was, wenn nicht ge­sund? Selbst­ver­ständ­lich wün­­­sche ich un­­­se­­rem Baby alle Ge­­sun­d­heit die­­ser Welt. 

Doch durf­­te ich in mei­­nem Le­­ben schon vie­­le Leu­­te ken­­nen­­ler­­nen, die nicht den her­kömm­li­chen me­di­zi­ni­schen Stan­dards nach ge­­sund und trot­z­­dem von Her­­zen glück­­lich sind. Also doch eher: Haupt­­sa­che glück­­lich? Da­mit möch­te ich mei­ner Gy­nä­ko­lo­gin jetzt nicht kom­men. Be­stimmt ist das Glück un­se­res Kin­des auch nicht ihr Spe­zi­al­ge­biet.

„Was wol­len Sie denn kon­kret wis­sen?“, fragt sie wei­ter. Mir fällt kei­ne Ant­wort ein. Was soll­te ich denn kon­kret wis­sen wol­len? Auf dem Mo­ni­tor er­scheint ein Ul­tra­schall­bild des süs­ses­ten Ba­bys der Welt. Ich bin schock­ver­liebt! Mein Ge­dan­ken­ka­rus­sell stoppt ab­rupt. „Un­ter­su­chen Sie, was auch im­mer Sie wis­sen müs­sen, um mich gu­ten Ge­wis­sens mei­ne Schwan­ger­schaft ge­nies­sen zu las­sen. Soll­te es et­was ge­ben, was wir jetzt schon für un­ser Kind tun kön­nen, las­sen Sie es uns wis­sen. Den Rest dür­fen Sie ger­ne für sich be­hal­ten.“

So geht Spe­zi­al­ge­biet!

Die Ko­lum­nis­tin

Schwangerschaftskolumne_Portrait_Giulietta

Giulietta Martin ist Hebamme, Mama von drei kleinen Kindern und lebt im Berner Oberland. Unter mama.kritzelei veröffentlicht sie auf Instagram regelmässig humorvolle Szenen aus dem Familienalltag.

Letzte Aktualisierung: 14.08.2023, swissmom-Redaktion