Das "Baby dreh dich"-Programm

Schwangerschaftskolumne Woche 32 Dreh dich!
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mama.kritzelei

Kugelbauch-Kolumne Woche 32


Nun gut, unser „Muffin“ möchte noch nicht die ganze Zeit kopfüber in mir drin hängen. Das verstehe ich ja voll.

Frau Gynäkologin meinte letzte Woche, ich solle mich deswegen nicht sorgen, es bleibe dem Söhnchen ja noch Zeit, den Sitzstreik aufzugeben und mit dem Kopf in mein Becken zu rutschen. Im Nebensatz wurde dann noch kurz erwähnt, dass im Falle einer Beckenendlage beim ersten Kind der geplante Kaiserschnitt das Mittel erster Wahl wäre.

Danke, Frau Gynäkologin, nur passen die Worte „geplanter Kaiserschnitt“ und „keine Sorgen machen“ für mich leider nicht in ein und denselben Satz.

Mit aufmunterndem Blick versichert mir meine Beleghebamme drei Tage später, dass unser „Muffin“ auch im Falle einer Beckenendlage gut und gerne spontan zur Welt kommen könne. Sofern alles gut bleibe, werde sie uns gerne dabei begleiten. Die Zusprache unserer Beleghebamme lässt mich aufatmen und hoffen.

Ich weiss, ich könnte noch mehr tun als nur hoffen.

Ich könnte mich nun in den wildesten Turnübungen verrenken.

Ich könnte versuchen, unser „Muffin“ mittels Rauch eines Moxasticks zu einem halben Purzelbaum zu bringen.

Ich könnte geduldig mit einer Taschenlampe über meine Bauchdecke kreisen, in der Hoffnung, unser Sohn würde seinen Kopf dem Lichtlein nach in mein Becken strecken.

Ich könnte mich soagr im Handstand üben oder eine Hebamme suchen, die unser „Muffin“ mittels Handgriffen von aussen wendet.

Ja, ich könnte das volle „Baby dreh dich"-Programm durchziehen.

Ich könnte mich aber auch bereits jetzt darin üben, unserem Sohn zu vertrauen und daran zu glauben, dass er schon weiss, was gut für ihn ist. Ich könnte daran glauben, dass mein und sein Körper wissen, was sie tun. Denn nur die beiden kennen den Grund, warum unser „Muffin“ in meinem Bauch sitzen und nicht kopfüber liegen mag. Vielleicht ist da eine Nabelschnur unbequem gewickelt. Vielleicht ist da eine Plazenta im Weg. Unser „Muffin“ wird sich schon drehen, wenn es denn geht. Und wenn nicht, dann muss die Mama bereits jetzt lernen, dass ihr Kind seinen eigenen Weg geht und es dafür seine eigenen Gründe hat.

Boah, mich in genau diesem Vertrauen zu üben, das nenne ich mal echte Geburtsvorbereitung.

Die Kolumnistin

Schwangerschaftskolumne_Portrait_Giulietta

Giulietta Martin ist Hebamme, Mama von drei kleinen Kindern und lebt im Berner Oberland. Unter mama.kritzelei veröffentlicht sie auf Instagram regelmässig humorvolle Szenen aus dem Familienalltag.

Letzte Aktualisierung: 30.01.2020, GM