Fol­säu­re im Mehl ver­mei­det Herz­feh­ler

Aus der For­schung

Teig
©
GettyImages

Die An­rei­che­rung von Mehl mit Fol­säu­re hat in Ka­na­da nicht nur zu ei­nem Rück­gang der Neural­rohr­de­fek­te ge­führt. Nach ei­ner Un­ter­su­chung im Bri­ti­schen Ärz­te­blatt ist auch die Zahl der an­ge­bo­re­nen Herz­feh­ler ge­sun­ken.

In Ka­na­da wird das Mehl seit De­zem­ber 2008 mit Fol­säu­re an­ge­rei­chert. Wie er­war­tet und im Jahr 2007 ver­öf­fent­licht, kam es da­nach zu ei­nem Rück­gang der Neural­rohr­de­fek­te bei Neu­ge­bo­re­nen um 46 Pro­zent, denn ein Fol­säu­re­man­gel gilt als wich­ti­ger Ri­si­ko­fak­tor für die­se Fehl­bil­dung. Tier­ex­pe­ri­men­tel­le Stu­di­en las­sen ver­mu­ten, dass Fol­säu­re auch für die ge­sun­de Ent­wick­lung des Herz­mus­kels be­nö­tigt wird. Ob eine zu­sätz­li­che Ein­nah­me von Fol­säu­re je­doch ei­ner Ent­ste­hung von Herz­feh­lern vor­beu­gen kann, war noch um­strit­ten.

Die Grup­pe um Loui­se Pi­lo­te von der der McGill Adult Unit for Con­ge­ni­tal Heart Di­sea­se Ex­cel­lence (MAU­DE) in Mont­re­al hat jetzt die Häu­fig­keit ei­ni­ger schwe­rer an­ge­bo­re­ner Herz­feh­ler un­ter­sucht, die in der Re­gel eine ärzt­li­che Be­hand­lung/Ope­ra­ti­on er­for­dern und des­halb sel­ten un­er­kannt blei­ben. Dazu ge­hör­ten die Fal­lot-Te­tra­lo­gie, En­do­kard­kis­sen­de­fek­te, uni­ven­tri­ku­lä­re Her­zen und ein Trun­cus ar­te­rio­sus com­mu­nis. Die Prä­va­lenz die­ser vier an­ge­bo­re­nen Herz­feh­ler war in der ka­na­di­schen Pro­vinz Que­bec in den 90er-Jah­ren im Durch­schnitt um 0,8 Pro­zent pro Jahr ge­stie­gen. Seit­dem das Mehl mit Fol­säu­re an­ge­rei­chert wird, ist es zu ei­nem Rück­gang um 4,6 Pro­zent pro Jahr (6,2 Pro­zent, wenn das letz­te Jahr 2005 ein­be­zo­gen wird) ge­kom­men. Wie lan­ge die­ser Trend noch an­hält, ist un­klar.

Die Er­geb­nis­se dürf­ten den Druck auf eu­ro­päi­sche Ent­schei­dungs­trä­ger er­hö­hen, die sich bis­her ei­ner „Zwangs­an­rei­che­rung“ von Mehl wi­der­setzt ha­ben. Be­grün­det wird dies mit po­ten­zi­el­len Ri­si­ken (etwa der Ver­schleie­rung ei­ner Vit­amin B12-Man­gel­er­kran­kung bei äl­te­ren Men­schen) und dem Hin­weis, eine ge­ziel­te Fol­säu­re­prä­ven­ti­on bei Schwan­ge­ren könn­te den glei­chen Ef­fekt er­zie­len.

Dies scheint aber ein Trug­schluss zu sein, da vie­le Schwan­ger­schaf­ten nicht recht­zei­tig ent­deckt wer­den, eine Fol­säu­re­sub­sti­tu­ti­on aber nur in der Früh­schwan­ger­schaft sinn­voll ist, da die Fehl­bil­dun­gen wäh­rend der Em­bryo­nal­pha­se ent­ste­hen. Die Emp­feh­lung alle Frau­en im ge­bär­fä­hi­gen Al­ter zu be­han­deln, stösst er­fah­rungs­ge­mäss auf ge­rin­ge Zu­stim­mung. 

Aus der For­schung: Io­nes­cu-Ittu, R. et al.: BMJ 338; b1673, 2009

Letzte Aktualisierung: 06.04.2021, BH

Mehr zum The­ma

Ak­tu­el­les

kurz&bündigkurz&bündig
6/4/2023
Kinder unterwegs

Schul­weg ist wert­voll

El­tern, die ihre Kin­der nicht zur Schu­le be­glei­ten, sind manch­mal be­sorgt, dass auf dem Weg dort­hin et­was pas­sie­ren …

Neu­es­te Ar­ti­kel

Unsere Partner