Scheidenentzündung
Wird das saure Milieu der gesunden Vaginalflora mit seiner Schutzfunktion gestört, können verschiedenste Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze u.a.) sich ungestört vermehren und zu einer Scheidenentzündung (Kolpitis, Vaginitis) führen.
Wie kommt es zur Scheidenentzündung?
Am häufigsten ist die bakterielle Scheidenentzündung (bakterielle Vaginose) und die Pilzinfektion (Candidiasis). Zu den bakteriellen Krankheitserregern zählen Staphylokokken, Streptokokken, Gonokokken, Koli-Bakterien, Chlamydien, Gardnerella vaginalis und Mykoplasmen. Daneben können Viren wie die verschiedenen Typen der Herpes-Viren eine Scheidenentzündung verursachen. Die dritte Erregergruppe besteht aus Spross- und Hefepilzen (häufig: Candida albicans). Daneben können auch andere Mikroorganismen wie das Geisseltierchen Trichomonas vaginalis eine Infektion verursachen, die so genannte Trichomoniasis.
Einige dieser Erreger gehören zur normalen Scheidenflora der Frau, andere werden von außen eingeschleppt. Dies geschieht häufig beim Geschlechtsverkehr. Zu den Erregern so genannter Geschlechtskrankheiten, die eine Scheidenentzündung hervorrufen können, zählen Gonokokken (Gonorrhö), Herpes simplex (Herpes), Humane Papillomaviren und Trichomonas vaginalis (Trichomoniasis).
Was begünstigt eine Scheidenentzündung?
Immunschwäche
Hormonschwankungen in Pubertät und Schwangerschaft
Hormonmangel, z. B. in den Wechseljahren
allergische Reaktionen (z. B. auf Latex)
Veränderung des pH-Wertes (z. B. durch Intimkosmetika, übertriebene Hygiene, Blutung)
Fremdkörper (z. B. vergessener Tampon, Diaphragma)
Antibiotikatherapie
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Stress oder seelische Belastungen
gut- oder bösartige Geschwülste der Scheide und der Gebärmutter
Welches sind die typischen Symptome ?
Die typischen Symptome einer Scheidenentzündung sind
verstärkter Ausfluss
Juckreiz und/oder Brennen
Rötungen
Schwellungen
Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr.
Je nach Erreger nimmt der Vaginalfluor eine wässrige, schleimige, eitrige, schaumige, krümelige oder blutige Konsistenz an und kann, wie z. B. bei der bakteriellen Vaginose, durch einen unangenehmen, fischigen Geruch gekennzeichnet sein. Bei solchen Veränderungen des Ausflusses sollten Sie sich unbedingt gynäkologisch untersuchen lassen.
Wie sieht die Behandlung aus?
Die Behandlung einer Scheideninfektion ist vom jeweils nachgewiesenen Erreger abhängig und erfolgt mit Antibiotika, die sich gegen Bakterien oder mit Antimykotika, die sich gegen Pilze richten. Sie werden entweder in Form von Scheidenzäpfchen oder Cremes lokal in der Scheide angewandt oder als Tabletten oral oder Spritzen in die Vene gegeben. In manchen Fällen kann eine Mitbehandlung des Partners sinnvoll sein. Es sollten auch keine Tampons oder Scheidenspülungen verwendet werden. Außerdem empfiehlt es sich, Unterwäsche und Handtücher täglich zu wechseln. Die Therapie sollte nicht vorzeitig abgebrochen werden, auch wenn keine Beschwerden mehr auftreten. Sonst besteht die Gefahr, dass die Infektion zurückkehrt.
Sind die Keime abgetötet, zielt in hartnäckigen Fällen eine Nachbehandlung darauf, das normale Scheidenmilieu wiederherzustellen. Dazu verwendet man Präparate, die direkt in die Scheide eingebracht werden und Milchsäurebakterien und/oder Östrogene enthalten. Hat eine Allergie den vermehrten Ausfluss ausgelöst, sollte dieser Stoff gemieden werden.
Kann man einer Scheideninfektion vorbeugen?
Vorbeugend kann eine Verbesserung bzw. Stärkung des sauren Scheidenmilieus wirken, z.B. durch Sitzbäder mit verdünntem Apfelessig oder Zitronensaft, einigen Tropfen Teebaumöl, einem Aufguss von Kamille, Schafgarbe, Zinnkraut, Eichenrinde, Hammamelis und Rosmarin. Zur Behandlung einer Infektion ist die Ansäuerung aber nicht geeignet: Apfelessig verhindert zusätzlich das Wachstum der für die Wiederherstellung des Scheidenmilieus wichtigen Laktobazillen. Es gibt in der Apotheke spezielle Milchsäurezäpfchen, die ein saures Scheidenmilieu stärken können.
Ein viel diskutiertes Hausmittel gegen Scheidenpilz ist Joghurt. Die enthaltenen Milchsäurebakterien sollen den pH-Wert verbessern und ausserdem eine angenehm kühlende Wirkung haben. Allerdings können im Joghurt Keime und Bakterien enthalten sein, die zu einer zusätzlichen bakteriellen Infektion in der Scheide führen können, weshalb Fachleute eher davon abraten.
Honig und Teebaumöl wird eine antibakterielle Wirkung nachgesagt. Kokosöl soll die angegriffene, trockene Haut wieder geschmeidig machen. Auch hier ist eine eindeutige Wirkung aber nicht erwiesen.
Wichtig zur Vorbeugung ist es, einen feuchten Wärmestau im Intimbereich zu verhindern. Also besser keine synthetische Kleidung und Unterwäsche sowie luftdichte Slipeinlagen, sondern Baumwollunterwäsche, die luft- und feuchtigkeitsdurchlässig ist und bei höheren Temperaturen gewaschen werden kann.
Übertriebene Intimhygiene bringt nicht nur die Haut aus dem Gleichgewicht, sondern auch die empfindliche Scheidenflora. Scheidenspülungen, Badeschaum oder Intimpflegeprodukte sind unnötig bzw. sogar gefährlich. Lauwarmes Wasser und evtl. eine pH-neutrale Seife reichen völlig aus.
Quelle: Frauenärzte im Netz