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                              Starker Rücken – starkes Kind

                              Interview mit Dr. med. Christian Larsen

                              Kind im Wald läuft Treppe hinauf

                              swissmom: Glücklicherweise kommen die allermeisten Babys mit gesundem Rücken zur Welt. Was gilt es für frischgebackene Eltern zu beachten?

                              Dr. med. Christian Larsen: Pflicht eins: Routineuntersuchungen beim Arzt des Vertrauens einhalten. Die Rückengesundheit eines Neugeborenen kann nur eine Fachperson feststellen. Deshalb werden alle Babys nach der Geburt in mehreren Abständen gründlich untersucht. Diese Untersuchungen sind ein absolutes MUSS. Darauf müssen sich Eltern verlassen können. Pflicht zwei: Das Baby herzen und lieben und füttern, pflegen und sich bewegen lassen. So bleibt es gesund und glücklich.

                              Zur Person

                              Dr. med Christian Larsen ist Leiter des Spiraldynamik® Med Center Zürich. Sein Leitspruch:„Wie ein Bildhauer bearbeitet der Mensch seinen Körper - ein Leben lang. Nur verwendet er Bewegung und Bewusstsein statt Hammer und Meissel.“ Christian Larsen studierte Medizin in Basel. Danach Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Auf ausgedehnten Studienreisen in Alaska, Tibet, Japan, China, in der Sahara und anderen Ländern erforschte er die Heilmethoden anderer Kulturen. Die Begegnung mit der französischen Physiotherapeutin Yolande Deswarte legte den Grundstein zur Spiraldynamik®, die er in zwanzigjähriger Tätigkeit als Forscher und Arzt zum Erfolg führte.

                              swissmom: Erste Schritte in die Selbständigkeit. Was hilft dem Körper, sich automatisch und physiologisch korrekt einzustellen?

                              Dr. med. Christian Larsen: Möglichst wenig Bewegungseinschränkung - natürlich immer unter dem Aspekt bestmöglicher Sicherheit: bestmöglich - nicht grösstmöglich. Es gibt Sicherheits-Untugenden, die das Kind enorm einschränken. Babys werden stundenlang in irgendwelchen Haltegeräten festgezurrt. Wie Paschas thronen sie in Sicherheitssitzen auf dem Tisch. Da ist keine Bewegung gefragt, um alles mitzubekommen! Dabei ist die Neugierde des Babys ein hervorragender Bewegungsmotivator - jeder Bewegung wird nachgeschaut, jedem Geräusch sich entgegengedreht. Das geht nur mit genügend Bewegungsfreiheit. Es geht nichts über die Strampeldecke auf dem Fussboden - da gelingt die erste Drehung schwungvoll. Thronartige Sicherheitssitze gehören ins Auto. Wipp-Liegen sind auch ein spezielles Kapitel. Zum Füttern oder für eine unbeaufsichtigte Minute können sie sinnvoll sein - für längere Einsätze sind sie Bewegungs-, Erfahrungs- und somit Entwicklungs-einschränkend.

                              swissmom: Kleinkinder lieben Bewegung. Wie können Eltern dies unterstützen?

                              Dr. med. Christian Larsen: Wie schon gesagt: Strampeln und experimentieren lassen, wenn immer möglich und, wenn es die Temperaturen erlauben, auch unbekleidet. So ein experimentierendes Strampelchen lebt uns Bewegungsfreude vor! Bei Neugeborenen kann es vorkommen, dass die Bewegungen etwas hektisch werden und das Baby zu weinen beginnt: Nehmen Sie es hoch und kuscheln Sie es an sich - es hat sich in der Schwerkraft verloren und vermisst das warme, dämpfende Wasser. Deshalb sprach man früher von Wickelkindern: Sie wurden rundum eingewickelt, wie man es auf den Bildern von Wilhelm Busch noch sehen kann. Wie in den heutigen Snugglies und Tragetüchern kann das dem Neugeborenen noch Sicherheit vermitteln, bis es sich an die Schwerkraft gewöhnt hat - danach ist Bewegungsfreiheit gefragt. 

                              swissmom: Nach dem Zahnwechsel bildet sich das Hohlkreuz nicht mehr spontan zurück. Was können Eltern für die Beweglichkeit und Körperwahrnehmung ihres Kindes tun?

                              Dr. med. Christian Larsen: Viel Bewegung vorleben und erleben lassen. Das kräftigt die Muskeln und lässt die Wirbelsäule wirbeln: Durch das geübte Gehen (vom Trippeln hin zum dynamischen Gehen mit rhythmischem Arm-Gegenschwung) schaukelt sich die Wirbelsäule in ihre künftige Form, mit gegenseitiger Verschraubung des Thorax und natürlich gesunder S-Form der Wirbelsäule. Wichtig ist die Bewegungs-Vielfalt mit tanzen, hüpfen, springen, purzeln, klettern, hangeln... Gehen Sie mit gutem Beispiel voraus. Und gehen Sie auch längere Strecken mit ihrem Kind. Es müssen ja nicht die immer gleichen Sonntags-Spaziergänge sein. Planen Sie Ausflüge bewusst unter dem Bewegungsaspekt. Dann gibt es noch die Bewusstseinskomponente im Sinne der Wahrnehmung. Spielen Sie mit dem Körper: Wahrnehmungsübungen eignen sich auch zur Überbrückung von Wartezeiten beim Auto- oder Zugfahren, in Wartehallen auf Flughäfen oder wo immer Sie sind. Integrieren Sie den Körper ebenso konsequent wie Sie den Intellekt Ihres Kindes fördern.

                              swissmom: Mit der Pubertät wird alles anders. Durchhängen, cool sein, sich bestimmt nichts sagen lassen, schon gar nicht Aussagen wie „Halt dich gerade“ akzeptieren. Wachstumsschübe, Gewichtszunahme können das Körperbewusstsein beeinträchtigen. Was hilft, die Teenager in Bewegung zu bringen?

                              Dr. med. Christian Larsen: Das ist sehr individuell. Oft funktioniert das gute Vorbild: Wenn Bewegung für die Eltern selbstverständlich ist, gehört sie auch für Kinder und Teenager zum Alltag. Das können Pfadfinder oder Sportvereine sein. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind besonders mag. Jungs haben es eher mit Kraft als mit Grazie. Mädchen gehen oft gerne Tanzen - das muss nicht Ballett sein. Auch Hip-Hop oder Jugendtheater bringen bewegte Zeiten. Wichtig ist, die Kinder von Bildschirmen und Monitoren weg zu bringen. Solche Interessengebiete sollten - wenn immer möglich - vor der Pubertät gefunden sein. Während der Pubertät haben Eltern oft schlechte Karten. Andere Bezugspersonen werden wichtig. Sollte das in Sachen Bewegung nicht wunschgemäss laufen, ist Geduld gefragt: Nach wenigen Jahren findet sich das Kind als junger Erwachsener wieder und identifiziert sich nicht mehr mit Rebellion, sondern mit anderen gesellschaftlichen Werten. Eitelkeit kann da eine grosse Hilfe sein! Jungs wollen Muskeln, Mädchen Grazie - das ist mit sportlicher bzw. tänzerischer Betätigung zu bewerkstelligen! 

                              swissmom: Wenn das Kind über Rückenschmerzen klagt, sollen das Eltern ernst nehmen? 

                              Dr. med. Christian Larsen: Unbedingt und immer, es muss ja nicht etwas Bedrohliches sein. Der Gang zum Arzt ist in solchen Situationen Pflicht, wenn Sie selbst nicht sicher sind. Handelt es sich um einen Muskelkater oder um eine Nackenstarre durch Verkühlung - z.B. wenn sich das Kind nach dem Schwimmen oder nach starkem Schwitzen irgendwelchem Durchzug ausgesetzt hat, können Ruhe und Zuwendung reichen. Alles Unbekannte gehört zum Arzt. 

                              swissmom: Und zuletzt zu den Grossen, was gilt für Eltern? Wie sollen die zu sich Sorge tragen?

                              Dr. med. Christian Larsen: Vergessen Sie die Vorurteile des armen schonungsbedürftigen Rückens. Erlernen Sie die Gebrauchsanweisung - das ist keine höhere medizinische Kunst, sondern eine einleuchtende Sache, die entdeckt werden will. Und halten auch Sie sich in Bewegung - mit viel Stabilität im Kreuz, Flexibilität in der Brustwirbelsäule und Länge im Nacken. Lernen Sie sich und Ihren Körper kennen - selbst wenn Sie ein Bewegungsmuffel sind: Erlernen Sie die Gebrauchsanweisung für den Körper - das ist in jedem Fall eine hervorragende Investition in die zweite Lebenshälfte.

                              Letzte Aktualisierung: 05.11.2019, AS