Wickel mit Heilerde

Heilerde
©
iStock

Heilerde ist ein sehr vielfältig verwendbares Naturheilmittel. Sie verschafft Linderung bei Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Entzündungen wie z.B. Halsschmerzen, hilft bei Akne und Hautbeschwerden und kühlt bei Insektenstichen und Hautausschlägen.

Was ist Heilerde?


Heilerde besteht aus den natürlichen Mineralien Silikat, Kalkspat, Dreischichttonmineralen, Feldspat und Dolomit. Sie enthält in den Mineralien gebunden Silizium, Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium und Natrium sowie Spurenelemente wie Kupfer, Mangan, Selen und Zink. Da Heilerde sehr fein ist, kann sie mit anderen Stoffen in Wechselwirkung treten und diese ad- und absorbieren (anlagern und aufsaugen). So bindet sie unter anderem Bakterien und deren schädliche Stoffwechselprodukte und Gifte (z.B. Insektengifte). Erhältlich ist sie in Apotheken und Drogerien als Substanz unter dem Namen Bentonit. Es gibt auch verschiedene Fertig-Produkte.

Allgemeine Hinweise zur Anwendung von Heilerde


Heilerde lässt sich mit Wasser zu einem streichfähigen Brei mischen. Je nach Anwendung können Essigwasser, Kräutertee, aufgelöste Schüssler-Salze oder einige Tropfen ätherisches Öl beigegeben werden.

Dazu werden 2 Esslöffel Heilerde mit 7 Esslöffel kaltem oder warmem Wasser (38 Grad Celsius) zu einem Brei gemischt.

Der Heilerde-Brei kann direkt auf die Haut aufgetragen und der zu behandelnde Bereich straff mit einem feuchten Leinentuch umwickelt werden. Er kann auch auf ein Wickeltuch (z. B. Gazewindel, «Nuscheli») gestrichen werden. Dieses wird mit einem luftdurchlässigen Leinen- oder Baumwoll-Aussentuch fixiert. Der Patient ruht am besten in Decken gehüllt, bis der Wickel ausgetrocknet ist. Zur Linderung von Insektenstichen, Akne, Mitessern und Hautausschlägen wird der Brei direkt aufgetragen, nicht abgedeckt und nach dem Eintrocknen (nach ca. 15-20 Minuten) mit kaltem Wasser abgewaschen.

Grundsätzlich gilt: Je grösser die zu behandelnde Fläche ist, desto dünner wird der Brei aufgetragen. Fingerdick bei kleineren Flächen, bleistiftdick bei mittleren Flächen wie Wade oder Unterarm und messerrückendick bei grösseren Flächen wie z. B. Rücken.

Kalte Anwendungen von Heilerde


Bei den folgenden Beschwerden kommen kalte Heilerde-Wickel zum Einsatz:

  • Verstauchungen

  • Insektenstichen

  • Unreine Haut und Akne

  • Grippe (Waden-Wickel hergestellt mit Essigwasser, z.B. 25 ml Apfelessig gemischt mit 75ml Wasser)

  • nicht offene, leichte kleinflächige Verbrennungen (Grad 1, das heisst leichte Rötung der Haut)

  • entzündliche Gelenkbeschwerden

  • oberflächliche Venen- und Lymphgefässentzündungen (Krampfadern)

Die Zimmertemperatur sollte bei der kalten Anwendung nicht tiefer als 20° C liegen. Man lässt den Heilerde-Brei solange wirken, bis er vollkommen trocken ist. Dies dauert etwa 1-2 Stunden bei Wickeln und Auflagen, bei Pflastern und Gesichtsmasken etwa 20 Minuten. Die Anwendungsdauer hängt natürlich auch von der Dicke der Heilerde-Schicht ab.
 Beginnt die Heilerde abzubröckeln, deutet dies darauf hin, dass sie trocken ist.

Achtung: Brechen Sie die Behandlung ab, wenn der Patient oder die Patientin fröstelt und sorgen Sie mit einer Wärmflasche oder mit Rotlicht für Wärmezufuhr.

Wie wirken kalte Heilerde-Wickel?


  • Durch den Kältereiz und den Eigendruck des feuchten Heilerde-Breis auf den behandelten Bereich werden die Blutgefäße verengt und Muskelspannungen gemindert.

  • Der Stoffwechsel im betroffenen Gewebe verlangsamt sich, Entzündungen werden gedämpft und Schmerzen meist rasch gelindert. Schwellungen können sich auf schonende Weise zurückbilden.

  • Beim Trocknen des Heilerde-Breis tritt eine erhebliche Saugwirkung auf. Mit dem Flüssigkeitsstrom von innen nach außen kann überschüssige Gewebsflüssigkeit entfernt werden, die bei verletzungsbedingtem Gewebserguss entsteht.

  • Nach dem Abtrocknen der Heilerde kommt es in Folge zu einer wohltuenden Erwärmung auch des tieferen Gewebes. Die Nervenfunktionen werden unterstützt, Kreislauf und Stoffwechsel werden angeregt. Nässende Wunden trocknen leichter ab. Durch die Absorptionsfähigkeit werden Zellgifte, Bakterien und deren Zersetzungsprodukte an die Heilerde gebunden und so z.B. von der unreinen Haut entfernt.

  • Üblicherweise rötet sich die Haut als Zeichen einer verstärkten Durchblutung und es tritt ein angenehmes Wärmegefühl auf. Man spricht auch von „Heilwärme“, die auch die tiefer gelegenen Schichten des Körpers (Muskeln, Gelenke) erreicht.

Warme Anwendungen von Heilerde


Bei folgenden Beschwerden kommen warme Heilerde-Wickel zum Einsatz

  • bei Halsschmerzen als Halswickel, der Heilerde-Brei wird mit Schüssler-Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum hergestellt (10 Tabletten in 1/2 Liter Wasser)

  • bei Husten als Brustwickel bei Husten (Brei mit 2-3 Tropfen Thymian-Öl gemischt oder 1 EL Thymianblätter mit heissem Wasser 5-10 Minuten ziehen lassen, abseihen und Sud körperwarm mit der Heilerde vermischen)

  • bei Unterleibsschmerzen (anstatt Wasser den Heilerde-Brei mit Kamillenblütentee herstellen: Dazu 2 TL Kamillenblüten mit 1/2 Liter abgekochtem Wasser ansetzen, 10 Minuten ziehen lassen, ab sieben und körperwarm mit der Heilerde vermischen und auftragen)

  • bei Hexenschuss (Ischias)

  • bei Quetschungen, Verrenkungen und Zerrungen

  • bei chronischen nicht rheumatischen Schmerzen

  • bei Nervenentzündungen

Die Heilerde wird mit ungefähr 38-grädigem Wasser angerührt und nach der Temperaturkontrolle auf der Arm-Innenseite (es darf nicht brennen!) direkt auf die Haut aufgetragen, danach mit Stoff abgedeckt. So kann sich die Wirkung entfalten. Lässt die Wärme nach und beginnt der Patient zu frieren, wird der Wickel entfernt. Die Heilerde-Wickel können 1–2-mal täglich angebracht werden.

Geeignet: Für Kinder ab 1 Jahr.

Faustregel:

  • Kalte Wickel werden verwendet, wenn Wärme entzogen werden soll. Zum Beispiel bei Fieber oder einer akuten Entzündung wie einer Verstauchung oder einem Insektenstich.

  • Warme Wickel hingegen helfen, wenn Wärme (Energie) zugeführt werden soll, wie z.B. bei Bauchschmerzen und Verkrampfungen.

Achtung: Es gibt Grenzen der Selbstbehandlung wie bei allen Hausmitteln. Besonders bei kleinen Kindern sollten Sie immer eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, wenn Sie sich unsicher fühlen. Tritt in wenigen Stunden keine Besserung ein, hat das Kind plötzlich hoch Fieber oder anhaltende Schmerzen, sollten Sie Kontakt mit einer Fachperson aufnehmen.

Akute und chronische Entzündungen wie Sehnenscheidenentzündung sowie Venenleiden (Krampfadern) dürfen nicht mit warmen Wickeln behandelt werden. Hierfür kommen ausschliesslich Kaltanwendungen in Frage.

Letzte Aktualisierung: 26.03.2020, AS