Tipps für den Kinderarztbesuch

So verläuft der Termin in der Kinderarztpraxis möglichst stress- und angstfrei.

Eltern mit zwei Kindern beim Kinderarzt
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Ärztinnen, Ärzte und das Praxisteam unternehmen viel, damit sich die kleinen Patienten gut aufgehoben fühlen. Dennoch sehen Kinder und vielleicht auch Eltern den Untersuchungen und dem Impfen zuweilen mit Bangen entgegen. Mit guter Vorbereitung gelingt es besser, die Sache entspannt anzugehen. 

Stressfrei zum Arzttermin


Weder Ihr Kind noch sie können Hektik gebrauchen, wenn ein Termin bei der Kinderärztin ansteht. Planen Sie darum vor und nach dem Arztbesuch genügend Zeit ein. So können Sie in aller Ruhe alles Nötige bereitlegen und ohne Zeitdruck in die Praxis fahren. Und Sie geraten auch nicht in Stress, wenn Sie mal etwas länger warten müssen. Notieren Sie sich zu Hause die Fragen und Beobachtungen, die Sie besprechen möchten, damit Ihnen nicht erst auf dem Heimweg wieder einfällt, was Sie eigentlich wissen wollten. Zudem sollten Sie alles bereitlegen, was Sie brauchen werden:

  • Gesundheitsbüchlein und Impfausweis

  • Ersatzkleidung und Windeln

  • Etwas zum Trösten und / oder Ablenken für Ihr Kind, z. B. ein Kuscheltier, ein kleines Spielzeug oder ein Bilderbuch. Die meisten Kinderarztpraxen sind zwar bestens ausgerüstet mit solchen Dingen. In einer fremden Umgebung sind jedoch viele Babys und Kleinkinder froh um etwas Vertrautes, das ihnen Sicherheit gibt. 

  • Stift und Notizpapier, damit Sie sich aufschreiben können, was Ihnen zur Behandlung des Kindes geraten wird. 

  • Evtl. Getränke und Snacks für den Heimweg

Ziehen Sie Ihrem Kind Kleider an, die sich leicht an- und ausziehen lassen. Falls eine Impfung ansteht, ist für Babys eine Hose mit Gummizug ideal, da die Spritze in den Oberschenkel verabreicht wird. Grössere Kinder sollten zum Impfen den Oberarm freimachen können, ohne sich ausziehen zu müssen. Ein Oberteil mit kurzen oder weiten Ärmeln ist daher empfehlenswert. 

Bereiten Sie Ihr Kind seinem Alter entsprechend auf die Untersuchungen vor. Erklären Sie ihm, was der Kinderarzt untersuchen wird und warum dies wichtig ist. Falls es eine Spritze bekommen soll, sagen Sie ihm offen und ehrlich, dass dies ein wenig schmerzhaft sein könnte, dass Sie ihm aber helfen werden, die Situation gut zu überstehen. Versprechen Sie nämlich, dass es "überhaupt nicht wehtun wird", verliert es das Vertrauen in Ihre Zusicherungen, wenn's dann eben doch schmerzt. Verzichten Sie auch auf Zusicherungen wie "Heute bekommst du ganz bestimmt keinen Piks". Falls die Kinderärztin nämlich sicherheitshalber doch eine Blutprobe nimmt, fühlt sich das Kind verschaukelt.  

Welche Informationen sind für die Arztpraxis wichtig?


Bei Routineuntersuchungen braucht das Praxisteam in der Regel keine vorgängigen Informationen. Liegt eine akute Erkrankung vor, gibt es jedoch einige Punkte, die Sie bei der Terminvereinbarung ansprechen sollten:

  • Bei einer vermutlich ansteckenden Krankheit (Kinderkrankheit) sollten Sie dies vorher anmelden. Die Praxisassistentin wird Ihnen dann sagen, was Sie zu tun haben, um andere Kinder im Wartezimmer nicht anzustecken.

  • Bei starken Schmerzen kündigen Sie an, dass Sie mit einem evtl. schreienden Kind kommen und fragen Sie nach der ungefähren Wartezeit.

  • Hat Ihr Kind Durchfall, erkundigen Sie sich, ob Sie die letzte Stuhlwindel mitbringen sollen. 

Wenn Ihr Kind krank ist, haben Sie möglicherweise schon einige allzu kurze Nächte hinter sich. Dann ist es zuweilen besonders schwierig, alles Wichtige im Kopf zu behalten. Notieren Sie sich deshalb zu Hause, wie die Krankheit bisher verlief: Seit wann hat es Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Fieber? Wie hoch war das Fieber morgens, mittags und abends? Hat es Medikamente bekommen und wenn ja, welche? Etc. 

Dos and Don'ts beim Kinderarztbesuch


Wenn es um die Gesundheit des eigenen Kindes geht, liegen die Nerven bei den meisten Eltern blank. Sich an die Gepflogenheiten des guten Zusammenlebens zu halten, ist dann nicht immer einfach. Das ist zwar verständlich, aber nicht hilfreich an einem Ort, wo ein tägliches Kommen und Gehen von kranken und gesunden Kindern mit ihren mehr oder weniger besorgten Eltern herrscht. Damit die Ärztinnen und Ärzte mit ihrem Praxisteam den ganz unterschiedlichen Bedürfnissen der kleinen Patienten gerecht werden können, sollten Sie Ihren Beitrag zu einem möglichst reibungslosen Ablauf leisten: 

Erscheinen Sie pünktlich zum Termin

Zwar lassen sich längere Wartezeiten in einer Praxis, in der Notfälle behandelt werden, nicht immer vermeiden. Wenn Sie jedoch einfach mal "vorsorglich" zu spät kommen, damit Sie nicht allzu lange im Wartezimmer sitzen müssen, bringen Sie damit den Tagesplan ganz schön durcheinander.

Drängen Sie sich nicht vor

Es mag in Ihren Augen unfair erscheinen, dass eine Familie, die nach Ihnen angekommen ist, vor Ihnen drankommt. In der Regel gibt es jedoch einen triftigen Grund dafür. Und falls Sie tatsächlich mal den Eindruck haben, man hätte Ihr Kind vergessen: Fragen Sie freundlich nach - die meisten Fehler passieren nicht aus Bösartigkeit. 

Bleiben Sie beim ursprünglichen Anliegen

Wenn Sie beim Arzt sind, weil Ihr Kind seit einer Woche hartnäckig hustet, reicht das reservierte Zeitfenster nicht, um gleich noch seine Einschlafschwierigkeiten und Ihre Fragen zur Sprachentwicklung zu thematisieren. Sie dürfen aber selbstverständlich fragen, ob Sie dafür einen zusätzlichen Termin vereinbaren sollen oder ob diese Themen bis zur nächsten Vorsorgeuntersuchungen warten können. 

Essen und Trinken: Weder im Wartezimmer noch in den Behandlungsräumen

Dies ist aus hygienischen Gründen unangebracht und das Praxisteam hat Wichtigeres zu tun, als Krümel und Saftflecken aufzuwischen. 

Fordern Sie Belohnungen nicht ein

In vielen Praxen bekommen Kinder nach der überstandenen Untersuchung eine Kleinigkeit geschenkt. Das Praxisteam entscheidet jedoch selber, ob sich alle Kinder etwas aussuchen dürfen oder nur diejenigen, die eine besonders grosse Herausforderung zu bestehen hatten. 

Wie führen wir unser Kind ans Thema heran?


Kinder haben oft ein brennendes Interesse an allem, was im Spital oder in der Kinderarztpraxis vor sich geht. Entsprechend gerne löchern sie ihre Eltern mit Fragen. Diese wiederum empfinden zuweilen ein gewisses Unbehagen bei dem Thema und wissen nicht so recht, was sie alles erklären sollen und was sie besser unerwähnt lassen. Zum Glück gibt es eine Fülle von ausgezeichneten Bilderbüchern, in denen Kindern erklärt wird, wie ein Besuch bei der Kinderärztin oder im Kinderspital abläuft und welche Untersuchungen wichtig sind. Grössere Kinder schätzen einen Doktorkoffer, in dem sie alles vorfinden, was sie brauchen, um den Teddy gesund zu pflegen. Mit Spielfiguren und Rettungswagen spielen sie gerne aufregende Szenen aus dem Spitalalltag nach. 

Hilfreich ist es zudem, wenn Ihr Kind nicht nur dann mit Ärzten zu tun hat, wenn es "ernst" gilt. Sofern die Möglichkeit besteht, sollte es darum auch mal dabei sein dürfen, wenn bei Eltern oder Geschwistern eine Untersuchung ansteht. So kann es die Dinge beobachten, ohne selbst direkt davon betroffen zu sein. 

E-Book: Kinderärztliche Hinweise für Eltern

Buchtipp

Ein kleiner Ratgeber für Eltern, Grosseltern und andere Betreuungspersonen von Neugeborenen, Babys und Kindern von Dr. med. Daniel Bracher. Link zum Download.

Was hilft, wenn das Kind Angst hat? 


Ängste lassen sich nicht immer vermeiden - obschon Arztpraxen mit kinderfreundlicher Einrichtung und einfühlsamem Personal enorm viel tun, damit Kinder den Arzttermin nicht fürchten müssen. Sagen Sie Ihrem Kind, dass es okay ist, wenn ihm mulmig zumute ist und dass Tränen sein dürfen. Erzählen Sie ihm, wie Sie als Kind mit Angstgefühlen umgegangen sind und wie Sie es geschafft haben, diese zu überwinden. Einem ängstlichen Kind sollten Sie jedoch keine Schauergeschichten von schwierigen Erfahrungen erzählen. Dadurch werden seine Sorgen nur noch grösser. 

Die Furcht lässt sich leichter überwinden, wenn Sie den Arztbesuch mit einem Ritual verbinden. Das Rosinenbrötchen aus der Lieblingsbäckerei, das es immer nach überstandener Untersuchung bekommt, hat schon so manchem Kind geholfen, auf die Zähne zu beissen. Eine solche Belohnung sollte jedoch niemals zum Druckmittel werden, z. B., indem Sie sagen: "Wenn du weinst, bekommst du nichts." Und natürlich sollte sie auch der Herausforderung angemessen sein. Ein riesiges Geschenk, bloss weil das Kind bei der Impfung stillgehalten hat, wäre des Guten zu viel. 

Falls Sie selber schlechte Erfahrungen gemacht haben, fällt es Ihnen möglicherweise schwer, diese aus den Kinderarztbesuchen Ihres Kindes herauszuhalten. Manchen Eltern hilft es, diesen Bereich ganz an den anderen Elternteil abzugeben. Andere hingegen haben dann erst recht Mühe damit, Vertrauen zu fassen. In diesem Fall ist es wichtig, dass Sie einen guten Umgang mit Ihren eigenen Ängsten finden. Sind Sie nämlich immer angespannt, wenn ein Besuch bei der Kinderärztin ansteht, färbt dies auch auf Ihr Kind ab

Letzte Aktualisierung: 17.08.2022, BH / TV