Dis­kri­mi­nie­rung von (wer­den­den) Müt­tern

Männer sprechen sich bei der Arbeit hinter dem Rücken einer Frau ab
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Ei­gent­lich spricht das Gleich­stel­lungs­ge­setz eine ein­deu­ti­ge Spra­che: "Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer dür­fen auf­grund ih­res Ge­schlechts we­der di­rekt noch in­di­rekt be­nach­tei­ligt wer­den, na­ment­lich nicht un­ter Be­ru­fung auf den Zi­vil­stand, auf die fa­mi­liä­re Si­tua­ti­on oder, bei Ar­beit­neh­me­rin­nen, auf eine Schwan­ger­schaft." Eben­so klar sind die Rech­te von Schwan­ge­ren am Ar­beits­platz, der Ge­sund­heits­schutz und die Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung ge­re­gelt. Frau­en, die ein Kind er­war­ten, soll­ten also kei­ne Be­nach­tei­li­gung be­fürch­ten müs­sen.

In­ter­view

Die Rea­li­tät weicht lei­der nicht sel­ten vom Ge­set­zes­text ab. Die Da­ten­bank der Fach­stel­len für Gleich­stel­lung in der Deutsch­schweiz lis­tet zahl­rei­che Fäl­le von Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund ei­ner Schwan­ger­schaft oder der fa­mi­liä­ren Si­tua­ti­on auf. Doch längst nicht jede Frau, die ei­nen Job nicht be­kommt, weil der Ar­beit­ge­ber be­fürch­tet, sie kön­ne in na­her Zu­kunft schwan­ger wer­den oder die nach Be­en­di­gung des Mut­ter­schafts­ur­lau­bes er­fährt, ihre Stel­le sei ei­ner Re­or­ga­ni­sa­ti­on zum Op­fer ge­fal­len, ge­langt an die Schlich­tungs­stel­le. Zu­wei­len ge­schieht die Dis­kri­mi­nie­rung auch auf sehr sub­ti­le Wei­se, zum Bei­spiel, in­dem ei­ner Mut­ter nur noch an­spruchs­lo­se Auf­ga­ben zu­ge­teilt wer­den oder in­dem der Vor­ge­setz­te die Ar­beits­leis­tung ei­ner Mit­ar­bei­te­rin über­kri­tisch be­ur­teilt, nach­dem sie ihre Schwan­ger­schaft an­ge­kün­digt hat. 

Das kön­nen Sie tun, um sich vor Dis­kri­mi­nie­rung zu schüt­zen oder da­ge­gen vor­zu­ge­hen: 

  • In­for­mie­ren Sie sich am bes­ten schon vor der Ge­burt über Ihre Rech­te und Pflich­ten. Zu vie­le Frau­en ver­las­sen sich in die­sen An­ge­le­gen­hei­ten auf In­for­ma­tio­nen aus zwei­ter Hand, an­statt sich ein­ge­hend da­mit aus­ein­an­der­zu­set­zen, was der Ar­beit­ge­ber darf und was nicht. Um­fas­sen­de In­fos fin­den Sie zum Bei­spiel in un­se­rem Be­reich "Kind und Be­ruf" oder auf in­fo­mut­ter­schaft.ch.

  • Nut­zen Sie die Zeit der Schwan­ger­schaft, um mit ih­rem Ar­beit­ge­ber die bes­te Lö­sung für die Be­rufs­tä­tig­keit nach der Ge­burt zu fin­den. Aus Angst vor ei­ner ne­ga­ti­ven Re­ak­ti­on zö­gern vie­le Frau­en die­se Be­spre­chun­gen weit hin­aus, so dass am Ende kei­ne Zeit mehr da ist, um eine für bei­de Sei­ten zu­frie­den­stel­len­de Lö­sung zu fin­den. ma­magen­da.ch un­ter­stützt wer­den­de El­tern und Ar­beit­ge­ber bei al­len or­ga­ni­sa­to­ri­schen Fra­gen rund um Schwan­ger­schaft und Ge­burt. 

  • Wenn Sie zu Ih­rem Recht kom­men wol­len, ist es wich­tig, dass Sie sach­lich blei­ben. Dies ist nicht im­mer ein­fach, erst recht nicht, wenn Ihre Ge­füh­le we­gen der Schwan­ger­schaft Ach­ter­bahn fah­ren. Ver­su­chen Sie trotz­dem, küh­len Kopf zu be­wah­ren und die Si­tua­ti­on zu ana­ly­sie­ren, denn nicht jede Un­ge­rech­tig­keit, die Ih­nen im Ar­beits­all­tag wi­der­fährt, ist auch tat­säch­lich dis­kri­mi­nie­ren­des Ver­hal­ten. 

  • Su­chen Sie das Ge­spräch mit an­de­ren, wenn Sie den Ein­druck ha­ben, Sie wür­den dis­kri­mi­niert. Fin­den Sie her­aus, ob an­de­re Mit­ar­bei­ter ähn­li­che Er­fah­run­gen ma­chen, oder ob sich ge­wis­se Din­ge ge­zielt ge­gen Sie rich­ten. 

  • Ge­hen Sie nicht im Al­lein­gang ge­gen die Dis­kri­mi­nie­rung vor, son­dern las­sen Sie sich von ei­ner Rechts­be­ra­tungs­stel­le oder ei­ner Ge­werk­schaft be­ra­ten.

  • Wen­den Sie sich an die kan­to­na­le Schlich­tungs­stel­le, die für Dis­kri­mi­nie­rungs­kon­flik­te mit dem Ar­beit­ge­ber zu­stän­dig ist. Dort hilft man Ih­nen, den Sach­ver­halt ge­nau ab­zu­klä­ren und eine für bei­de Sei­ten an­nehm­ba­re Lö­sung zu fin­den. Ziel des Schlich­tungs­ver­fah­rens ist, eine Ei­ni­gung zwi­schen den Kon­flikt­par­tei­en her­bei­zu­füh­ren, ohne dass es zu ei­nem Ge­richts­ver­fah­ren kom­men muss. Ge­naue In­fos zum Schlich­tungs­ver­fah­ren so­wie zum Ver­fah­rens­ab­lauf in Ih­rem Wohn­kan­ton fin­den Sie un­ter gleich­stel­lungs­ge­setz.ch. Üb­ri­gens: Auch Vä­ter kön­nen sich an die Schlich­tungs­stel­le wen­den, wenn sie sich am Ar­beits­platz auf­grund ih­rer fa­mi­liä­ren Si­tua­ti­on dis­kri­mi­nie­ren­dem Ver­hal­ten aus­ge­setzt se­hen. 

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11/25/2019
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Letzte Aktualisierung: 20.04.2020, TV