Frühkindliche Essstörungen

Aus der Forschung

Kind sitzt vor dem Teller, mag nicht essen
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Wenn kleine Kinder nicht essen wollen, geraten Eltern schnell in Panik. Sie fürchten gesundheitlichen Schaden, wenn ihr Kind zu dünn ist und nicht zu gedeihen scheint. Das kann zu abnormem elterlichen Verhalten beim Füttern führen. Manche bieten nachts Essen an, versuchen ständig das Kind zu füttern nach dem Motto „jeder Bissen zählt“, lenken das Kind während des Fütterns durch Spielzeug oder Fernsehen ab oder füttern, in ihrer Not, unter Druck und Zwang.

Möglicherweise kommt der Kinderarzt oder die Kinderärztin nach gründlichem Ausschluss einer organischen Ursache zur Diagnose „frühkindliche Anorexie“. Hier beginnt die Nahrungsverweigerung zwischen dem 9. Lebensmonat und dem dritten Lebensjahr. Das Kind zeigt kaum Hungersignale oder Interesse an Nahrung. Es spielt lieber oder redet statt zu essen. Die Nahrungsverweigerung steht weder im zeitlichen Zusammenhang mit einem traumatischen Auslöser noch hat sie eine körperliche Ursache. Die kindliche Entwicklung ist in der Regel normal.

Diese Kinder haben häufig eine starke Sehnsucht nach elterlicher Stimulation und Aufmerksamkeit sowie geringe Hungergefühle. Konkret sollten die Eltern kleine Essensportionen anbieten, um weitere Portionen erbitten lassen zu können. Der Fokus sollte bei der Mahlzeit bleiben. Allerdings darf das Kind nicht gezwungen werden, die gesamte Menge zu sich zu nehmen. Auch auf die beliebte Frage „Bist Du fertig bzw. satt“ sollte verzichtet werden. Wichtig ist, dass das Kind, sobald es selbständig isst, so lange am Tisch sitzen bleibt, bis auch die Eltern mit dem Essen fertig sind, sprich „bis der Bauch von Mama und Papa voll ist“. So lernen die Kinder ein Völlegefühl und innere Sättigungssignale kennen.

Quelle: springermedizin.de basierend auf: Kroll M. Fütter- und Essstörungen im Kleinkind- und Vorschulalter. 110. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), 13.09.2014, Leipzig

Letzte Aktualisierung: 23.01.2020, BH