Die Hausgeburt

Eine Alternative zu einer Geburt im Spital oder in einem Geburtshaus.

Hebamme untersucht Neugeborenes auf dem Bett
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In Zusammenarbeit mit:
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Schweizerischer Hebammenverband

In der Schweiz kommen fast alle Babys im Spital zur Welt. Nur ein Prozent der werdenden Mütter entscheidet sich für eine geplante Hausgeburt. In anderen Ländern, wie etwa den Niederlanden, sind Hausgeburten mit 13 Prozent sehr viel häufiger.

Falls Sie Ihr Baby zu Hause gebären möchten, nehmen Sie am besten schon früh Kontakt auf zu einer Hausgeburtshebamme, die Sie in der Schwangerschaft betreut und Sie in Ihren Fragen rund um die Vorbereitung der Geburt berät.

Möchte ich mein Kind zu Hause gebären?


Es ist eine Frage der persönlichen Einstellung, ob eine Hausgeburt für Sie in Frage kommt oder nicht. Wünschen Sie sich zum Beispiel eine selbstbestimmte Geburt mit möglichst wenig Interventionen? Oder brauchen Sie die Gewissheit, dass für jeden Notfall vorgesorgt ist? Befürchten Sie, dass Sie sich nicht  ganz auf den Geburtsprozess einlassen können, wenn die Sicherheit des Spitals fehlt? Welche Bedürfnisse müssen für den Vater oder die Partner:in erfüllt ein?

Zweifel, ob das Spital nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre, haben während der Geburt zu Hause keinen Platz mehr, darum müssen Sie allfällige Unsicherheiten unbedingt im Voraus klären.

Voraussetzungen für eine Hausgeburt


Ob eine Hausgeburt möglich ist, entscheidet die verantwortliche Hausgeburtshebamme anhand der folgenden Kriterien:

  • Das Baby muss in Kopflage liegen.

  • Die werdende Mutter muss gesund sein und darf keine vorbestehenden Erkrankungen haben, welche den Geburtsverlauf beeinträchtigen könnten.

  • Die Schwangerschaft muss ohne Komplikationen verlaufen und das Baby, soweit in den Vorsorgeuntersuchungen erkennbar, gesund sein. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft ist eine Hausgeburt nicht möglich.

  • Eine Hausgeburt kann frühestens 3 Wochen vor (SSW 37/0) bis spätestens 2 Wochen nach dem errechneten Geburtstermin (SSW 41/7) stattfinden.

  • Die werdende Mutter muss in einem Spital angemeldet sein, in das sie verlegt werden könnte, falls sie medizinische Hilfe bräuchte.

  • Zwischen der Hebamme, der Gebärenden und den bei der Geburt Anwesenden muss ein Vertrauensverhältnis bestehen und alle beteiligten Personen müssen mit der Durchführung einer Hausgeburt einverstanden sein

  • Für die erste Zeit im Wochenbett brauchen Mutter und Kind zu Hause Unterstützung. Diese Aufgaben übernimmt häufig der Vater, die Partner:in, nahe Angehörige oder Freunde.

Vor- und Nachteile einer Hausgeburt


Wenn Sie sich mit dem Gedanken beschäftigen, zu Hause zu gebären, erkenn Sie vermutlich folgende Vorteile: Sie bringen Ihr Baby in Ihrem vertrauten Umfeld zur Welt und der Geburtsablauf wird nicht von äusseren Bedingungen bestimmt, auf die Sie kaum Einfluss nehmen können. Sie sind umgeben von den Menschen, die Ihnen nahestehen und betreut von einer Hebamme, die Sie bereits kennen und die bei Ihnen bleibt, auch wenn die Geburt länger dauert.

Viele Frauen schätzen es, die erste Zeit nach einer Hausgeburt in ihrem Zuhause und im eigenen Bett zu verbringen. Es gibt keine fixen Essenszeiten und sie können das essen, worauf sie Lust haben. Auch der Stillstart klappt nach einer Hausgeburt oft reibungsloser. Gründe hierfür sind die besonders schonende Geburtshilfe und die durchgehende Betreuung durch die verantwortliche Hebamme.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie und ihr Kind keinen Spitalkeimen ausgesetzt sind. Das schützt beide vor Infektionen und unterstützt den Aufbau des kindlichen Mikrobioms. Ausserdem werden Hausgeburten interventionsarm begleitet. Dammschnitte, schwere Geburtsverletzungen und Störungen im normalen Geburtsverlauf sind seltener als bei einer Geburt im Spital. Auch nach einer Verlegung kommt es sehr viel seltener zu einem Kaiserschnitt als bei den im Spital geplanten Geburten.

Bei den zahlreichen Vorteilen gibt es jedoch auch ein paar Punkte, die Sie genau bedenken sollten, wenn Sie sich mit dem Gedanken einer Hausgeburt beschäftigen. 

  • Bei der Geburt des ersten Kindes wird etwa jede vierte bis fünfte Schwangere von zu Hause in ein Spital verlegt. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um einen Notfall, sondern um einen langen oder ungünstigen Geburtsverlauf. Der Wunsch nach Schmerzmitteln oder der Bedarf nach einer Wehenunterstützung sind die häufigsten Gründe für eine Verlegung beim ersten Kind. Bei jedem weiteren Kind müssen nur 5 Prozent der Frauen mit einer Verlegung rechnen. 

  • Falls es zu einer sehr seltenen medizinischen Notsituation kommt, müssen Sie schnell ins Spital verlegt werden. Hausgeburten werden vor erfahrenen Hebammen geleitet, die darin geschult sind, Anzeichen für Komplikationen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren.

  • Hausgeburtskinder haben im Vergleich zu Kindern, die im Spital geboren werden, ein leicht erhöhtes Risiko, falls nach der Geburt Schwierigkeiten auftreten. Dies darum, weil es etwas länger dauert, bis ein Kinderarzt bei einem Notfall zu Verfügung steht. 

  • Im Geburtshaus oder auf der Wöchnerinnenstation werden Sie nach der Geburt rundum betreut und müssen sich in den ersten Tagen um nichts kümmern. So können Sie, der Vater oder Ihre Partern:in sich ganz auf das Neugeborenen konzentrieren. Natürlich haben Sie auch zu Hause liebe Menschen, die Sie umsorgen und unterstützen. Es fällt jedoch nicht allen Müttern gleich leicht, daheim die Arbeit anderen zu überlassen uns sich zu erholen.

Vielleicht liegen medizinische Gründe vor, die gegen eine Hausgeburt sprechen. Dies mag im ersten Moment eine grosse Enttäuschung sein, bedeutet jedoch nicht, dass Sie eine Geburt erleben müssen, die so gar nicht Ihren Vorstellungen entspricht. Auch in der Geburtshilfe im Spital werden Ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst genommen und soweit als möglich berücksichtigt; auch hier stehen Ihnen liebevoll eingerichtete Gebärzimmer, eine Gebärwanne, verschiedene Einrichtungen zum Wechseln der Geburtsposition sowie diverse Möglichkeiten der natürlichen Schmerzlinderung zur Verfügung.

Planung einer Hausgeburt


Es gibt gute Gründe, schon früh mit der Planung zu beginnen, wenn Sie Ihr Baby zu Hause gebären möchten:

  • Nur wenige frei praktizierende Hebammen führen auch Hausgeburten durch. In manchen Regionen kann sich die Suche deshalb schwierig gestalten.

  • Hausgeburtshebammen können nicht beliebig viele Schwangere gleichzeitig betreuen. Je eher Sie anfragen, desto grösser ist die Chance, dass die Hebamme Ihrer Wahl noch freie Kapazitäten hat.

  • Das Vertrauensverhältnis ist bei einer Hausgeburt besonders wichtig. Führt die Hebamme einen Grossteil der Vorsorgeuntersuchungen durch, kann dieses Verhältnis kontinuierlich wachsen. In der Regel betreut Sie die Hausgeburtshebamme deshalb schon während der Schwangerschaft. In einem Vorbereitungsgespräch haben auch Ihr Partner:in und andere bei der Geburt anwesende Personen die Gelegenheit, die Hebamme kennenzulernen und den Ablauf der Hausgeburt zu besprechen. 

  • Falls sich im Verlauf der Schwangerschaft herausstellt, dass eine Hausgeburt nicht in Frage kommt, haben Sie Zeit, mit Ihrer Hebamme nach einer passenden Alternative zu suchen.

Eine Hausgeburt kann drei Wochen vor dem errechneten Termin stattfinden. Damit alles bereit ist, wenn das Baby kommt, sollten Sie Ihre Vorbereitungen bis dahin abgeschlossen haben. Die Hebamme berät Sie, was Sie für die Geburt und das Wochenbett alles brauchen, worauf Sie bei der Einrichtung des Gebärzimmers achten sollten und wo Sie einen Geburtspool mieten können, falls Sie sich eine Wassergeburt wünschen. Vergessen Sie nicht, eine Kliniktasche zu packen, denn falls eine Verlegung nötig wären, müssten Sie sich darum nicht mehr kümmern.

Wenn Sie bereits Kinder haben, denken Sie daran, dass Sie eine Betreuungsperson brauchen, die auf Abruf bereitsteht. Auch in den ersten Tagen nach der Geburt werden Sie wahrscheinlich froh darum sein, Ihre Kinder gut betreut zu wissen, damit Sie sich erholen und ganz dem Neugeborenen widmen können. 

Ablauf einer Hausgeburt


Rufen Sie die Hebamme an, wenn die Wehen einsetzen. Sie wird nach ihrem Eintreffen untersuchen, wie weit die Geburt bereits vorangeschritten ist, die Herztöne des Babys abhören und seine Lage ertasten. Bei der Hausgeburt wird soweit als immer möglich auf Interventionen verzichtet, zur Schmerzlinderung stehen diverse natürliche Methoden zur Verfügung. Eine zweite Hebamme steht üblicherweise im Hintergrund auf Abruf bereit und kommt in der letzten Geburtsphase hinzu. Ist das Baby da, bleibt die Hebamme noch einige Stunden bei Ihnen, um zu überwachen, ob es Ihnen und dem Neugeborenen gut geht.

Falls unter der Geburt Ihre Kräfte nachlassen, eine Schmerzbehandlung nötig wird, die zu Hause nicht durchgeführt werden kann, oder die Geburt nicht wie erwartet voranschreitet, werden Sie ins Spital verlegt. Die Hebamme achtet darauf, Anzeichen dafür frühzeitig zu erkennen, damit bei einer allfälligen Verlegung keine Hektik aufkommt. Sollte ein Notfall eintreten, ist Ihre Hebamme entsprechend ausgerüstet, um Sie und Ihr Kind bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes oder des Kindernotarztes zu versorgen.

Was bezahlt die Krankenkasse bei einer Hausgeburt?


Die Kosten für die Hausgeburt sowie die Hausbesuche im Wochenbett werden vollumfänglich von der Krankenkasse getragen. Die Mietkosten für einen Geburtspool sind nicht durch die Grundversicherung gedeckt, werden aber oftmals ganz oder teilweise von der Zusatzversicherung übernommen.

Bei einer Hausgeburt leistet Ihre Hebamme Bereitschaftsdienst. Das heisst, dass sie rund um die Uhr auf Abruf für Sie da ist. Als Abgeltung für diesen Pikettdienst wird das sogenannte Pikettgeld erhoben. Die­se Kos­ten sind nicht durch die Grund­ver­si­che­rung ge­deckt. In manchen Kantonen werden sie von der Gemeinde übernommen, zuweilen sind sie auch über die Zusatzversicherung der Krankenkasse gedeckt. In vielen Fällen bezahlen jedoch die Eltern das Pikettgeld selbst. Ihre Hebamme beantwortet Ihnen alle Fragen rund um das Pikettgeld.

Letzte Aktualisierung: 15.06.2022, BH / TV