Das Blut­grup­pen­sys­tem und der Rhe­sus­fak­tor

Wenn Sie bis­her nicht wuss­ten, wel­che Blut­grup­pe und wel­chen Rhe­sus­fak­tor Sie ha­ben, wird das spä­tes­tens jetzt in der Schwan­ger­schaft fest­ge­stellt.

Blutgruppen
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Je­der Mensch hat ein be­stimm­tes, in­di­vi­du­el­les Blut­grup­pen­mus­ter. Ver­ant­wort­lich da­für sind Ei­weis­se und an­de­re Mo­le­kü­le auf der Ober­flä­che der ro­ten Blut­kör­per­chen (Ery­thro­cy­ten).

Das Blut­grup­pen­sys­tem


Nach dem klas­si­schen AB0-Blut­grup­pen­sys­tem, das in zwei Ober­flä­chen­mo­le­kü­len A und B aus­ge­drückt ist, gibt es vier ver­schie­de­ne Blut­grup­pen. Feh­len bei­de Merk­ma­le, wird von der Blut­grup­pe 0 (Null) ge­spro­chen. Mög­lich ist aus­ser­dem noch die Blut­grup­pe A, B und eine Mi­schung aus bei­den, AB. Die Blut­grup­pe wird zu Be­ginn der Schwan­ger­schaft im so­ge­nann­ten di­rek­ten Coombs-Test fest­ge­stellt.

MutterVaterKindKindKindKindDas bedeutet...
1++ (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)alle Kinder sind Rh+
2++ (Rh+)+- (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)alle Kinder sind Rh+
3++ (Rh+)-- (rh-)+- (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)alle Kinder sind Rh+
4+- (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)++ (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)alle Kinder sind Rh+
5+- (Rh+)+- (Rh+)++ (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)-- (rh-)1/4 der Kinder sind rh -
6+- (Rh+)-- (rh-)+- (Rh+)+- (Rh+)-- (rh-)-- (rh-)1/2 der Kinder sind rh -
7-- (rh-)++ (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)alle Kinder sind Rh+
8-- (rh-)+- (Rh+)+- (Rh+)+- (Rh+)-- (rh-)-- (rh-)1/2 der Kinder sind rh -
9-- (rh-)-- (rh-)-- (rh-)-- (rh-)-- (rh-)-- (rh-)alle Kinder sind rh -

Blut­grup­pen-An­ti­kör­per


Schwan­ge­re kön­nen An­ti­kör­per ge­gen Blut­grup­pen­ei­gen­schaf­ten des wer­den­den Kin­des bil­den. Des­halb wird ein Such­test auf ir­re­gu­lä­re Blut­grup­pen­an­ti­kör­per (in­di­rek­ter Coombs) durch­ge­führt. Die­se stam­men meist aus dem Rhe­sus-Sys­tem, sel­te­ner auch Kell, Duffy oder Kidd.

Der Rhe­sus­fak­tor D ist wie die Blut­grup­pen­merk­ma­le ein Be­stand­teil der Zell­mem­bran der ro­ten Blut­kör­per­chen. Men­schen, die die­sen Fak­tor be­sit­zen, sind Rhe­sus po­si­tiv (Rh+), die üb­ri­gen - ca. 15% - sind Rhe­sus ne­ga­tiv (rh-). Ist die Schwan­ge­re Rhe­sus-ne­ga­tiv, ihr Kind aber Rhe­sus-po­si­tiv, kann es bei Blut­kon­takt zu ei­ner Un­ver­träg­lich­keits­re­ak­ti­on kom­men. In be­son­ders schwe­ren Fäl­len kann es zu Blut­ar­mut oder ei­ner schwe­re Neu­ge­bo­re­nen­gelbsucht beim Kind kom­men.

Das Merk­mal wird nach dem au­to­so­mal-do­mi­nan­ten Erb­gang von den El­tern an ihr Kind wei­ter­ge­ge­ben, wo­bei Rh+ do­mi­nant und rh- re­zes­siv ver­erbt wird. Je­der Mensch hat zwei "of­fe­ne Stel­len" für das Rhe­sus­merk­mal, je­weils eine wird von der Mut­ter und eine vom Va­ter be­setzt (+) oder auch nicht (-). 

Ist eine Mut­ter Rhe­sus ne­ga­tiv (rh -), kann sie durch­aus Rhe­sus po­si­ti­ve Kin­der be­kom­men, ab­hän­gig da­von, wel­che Rhe­sus-Kon­stel­la­ti­on ihr Part­ner zeigt. Nur im Fall 7 und 8, d.h. Frau rh - und Mann Rh+, be­steht je­doch ein Ri­si­ko für die Rhe­sus-Un­ver­träg­lich­keit beim Kind.

Throm­bo­zy­ten-An­ti­kör­per


Die müt­ter­li­chen An­ti­kör­per kön­nen auch ge­gen die Blut­plätt­chen (Throm­bo­zy­ten) des Un­ge­bo­re­nen ge­rich­tet sein, wel­che für die Blut­ge­rin­nung zu­stän­dig sind. Man spricht dann von ei­ner fe­ta­len und ne­o­na­ta­len Al­lo­im­mun­throm­bo­zy­to­pe­nie (FNAIT). In schwe­ren Fäl­len kann es zu ei­nem Man­gel an Blut­plätt­chen kom­men, der Hirn­blu­tun­gen, Tod oder le­bens­lan­ge Be­hin­de­run­gen des Kin­des ver­ur­sa­chen kann. 

The­ra­pie nach früh­zei­ti­ger Dia­gno­se


Bei früh­zei­ti­ger Er­ken­nung kön­nen sol­che Un­ver­träg­lich­kei­ten auf­grund müt­ter­li­cher An­ti­kör­per vor­ge­burt­lich be­han­delt wer­den, z.B. mit in­trau­te­ri­nen Trans­fu­sio­nen und der Gabe von Im­mun­glo­bu­li­nen in Kom­bi­na­ti­on mit Ste­roi­den. Wich­tig ist, bei er­höh­tem Ri­si­ko die Blut­grup­pen­merk­ma­le des Kin­des schon in der Schwan­ger­schaft zu er­mit­teln. Frü­her muss­te dazu eine Punk­ti­on der Na­bel­schnur mit Blut­ent­nah­me er­fol­gen. Neue Tech­ni­ken er­mög­li­chen es, alle re­le­van­ten fe­ta­len Blut­grup­pen­merk­ma­le nicht-in­va­siv im müt­ter­li­chen Blut­plas­ma zu be­stim­men.

Letzte Aktualisierung: 01.09.2022, BH

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