Übergewichtige Kinder durch zu wenig Schlaf

Aus der Forschung

Müdes Kind sitz am Tisch vor einem Tablet
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Kinder, die weniger als neun Stunden schlafen, sind doppelt so anfällig für Übergewicht wie die Elf-Stunden-Schläfer. Schlafen sie hingegen zwischen neun und zehn Stunden, erhöht sich das Risiko um den Faktor 1,3. Neben Bewegungslosigkeit und ungesundem Essen steht somit auch die Schlafdauer im engen Zusammenhang mit dem Körpergewicht, zeigt die von der EU geförderte Studie "IDEFICS" (Identifikation und Prävention von ernährungs- und lebensstilbedingten Gesundheitsfaktoren bei Kleinkindern und Kindern) bei über 16.000 Kindern im Alter zwischen zwei bis neun Jahren. Unter anderem werden die Auswirkungen verschiedener Lebensstile auf das Gewicht der Kinder untersucht. 

Die Schlafdauer der Kinder Europas variiert sehr stark, wobei sie in Süd- und Osteuropa grundsätzlich kürzer ist als im Norden. Estnische Kinder schlafen neun bis zehn Stunden, belgische mehr als elf. Die Schlaflänge wird jedoch kaum von Jahreszeit, Tageslänge, Bildungsstand der Eltern, Lebensstil oder bereits bestehendem Übergewicht beeinflusst. Denkbar - jedoch nicht von IDEFICS untersucht - ist, dass Kultur- und Umweltfaktoren mitspielen, wie etwa unstrukturierte und flexible Bettgehzeiten.

Für die Frage, warum zu wenig Schlaf das Gewicht von Kindern nach oben treiben kann, gibt es bisher nur indirekte Hinweise. "Plausibel ist am ehesten der Umstand, dass Schlafmangel Stoffwechsel-Veränderungen auslöst und dabei die hormonelle Regulation der Energiebalance stört. Schläft jemand ständig zu wenig, lässt die zuckersenkende Wirkung des Insulins nach, was Insulinresistenz und in weiterer Folge Diabetes und auch Übergewicht begünstigen kann", erklärt IDEFICS-Koordinator Wolfgang Ahrens von der Universität Bremen.

Schlaf ist freilich nur einer von vielen Faktoren, die bei Kindern zum Übergewicht beitragen. Unter den anderen Verhaltensweisen fielen den Forschern besonders die passiven Beschäftigungen ins Auge, die wenig Energie verbrauchen. Kaum verwunderlich, dass sich das Sitzen vor dem Bildschirm ungünstig auswirkt. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Dauer der vor dem Computer oder Fernseher verbrachten Zeit und dem Übergewicht der Kinder. Hier ist jedoch nicht eindeutig geklärt, ob die fehlende Bewegung oder die gekoppelte Nahrungsaufnahme die Hauptschuld trägt - sieht doch jedes zweite Kind zumindest manchmal beim Essen fern oder isst beim Fernsehen, und zwar vor allem fett- und zuckerreiche Speisen. Zudem verbringen besonders Jungen fehlende Schlafenszeit in der Regel vor dem Fernseher.

Ahrens rät den Eltern, ihren Kindern die Voraussetzungen für ausreichend Schlaf zu bieten, das Essen vor dem Bildschirm auf ein Minimum reduzieren und dabei Obst, Gemüse sowie ungesüsste Tees oder Wasser – anstelle von Softdrinks – den kalorienreicheren Snacks vorzuziehen. Ein entsprechender Verzehr lässt sich fördern, indem diese Lebensmittel vermehrt in Kindergarten, Schule und zuhause verfügbar gemacht werden. Gesundes Verhalten müsse eingeübt und auch durch Vorbilder näher gebracht werden, wobei die Verantwortung jedoch klar über die Eltern hinausgeht: "Auch Lehrer, Aufsichtspersonen, Politiker und Städteplaner haben für eine Umgebung zu sorgen, die Bewegung und richtige Ernährung fördert." Kinder müssen ausreichend sichere und einladende Räume zum Bewegen und Spielen wie Spielplätze, Grünflächen und Spielstrassen haben. Wo solche Strukturen nicht vorhanden sind, können Eltern bei der Gemeinde die Ausrichtung von Spielstrassen in der Nachbarschaft beantragen.

Aus der Forschung: www.ideficsstudy.eu

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