Haus­auf­ga­ben

Wie vie­le Haus­auf­ga­ben zu­mut­bar sind und wie Sie un­ter­stüt­zen kön­nen, wenn Ihr Kind sie nicht selbst­stän­dig er­le­di­gen kann.

Kind bei den Hausaufgaben
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In den ers­ten Schul­wo­chen kön­nen die Kin­der nicht ge­nug da­von be­kom­men, doch je län­ger sie die Schul­bank drü­cken, umso lau­ter wird das Seuf­zen über die­se ewi­gen "Ufz­gi". Nicht nur für die Kin­der, auch für die El­tern kön­nen Haus­auf­ga­ben zu ei­ner re­gel­rech­ten Be­las­tung wer­den. Ein gu­ter Um­gang mit dem The­ma ist also wich­tig, da­mit das Fa­mi­li­en­le­ben oder die Be­zie­hung zur Schu­le nicht lei­den.

War­um über­haupt "Ufz­gi"?


Die­se Fra­ge stel­len sich nicht nur Kin­der, son­dern auch El­tern. Ziel von Haus­auf­ga­ben soll sein, dass die Kin­der das im Un­ter­richt Ge­lern­te üben, ver­tie­fen und er­wei­tern. Auch das selb­stän­di­ge Ar­bei­ten soll ge­übt wer­den. Gibt die Lehr­per­son die Haus­auf­ga­ben als Wo­chen­plan auf, der bis Ende der Wo­che zu er­le­di­gen ist, ler­nen die Kin­der zu­dem, ihre Auf­ga­ben ein­zu­tei­len. Schliess­lich sol­len Haus­auf­ga­ben den El­tern Ein­blick in das Ge­sche­hen in der Schu­le und in den Lern­stoff ge­ben.

Sinn­vol­le Haus­auf­ga­ben er­fül­len die fol­gen­den Kri­te­ri­en:  

  • Die Kin­der müss­ten in der Lage sein, die Haus­auf­ga­ben selb­stän­dig zu lö­sen.

  • Das Ziel der Auf­ga­be muss klar er­kenn­bar sein.

  • Die Haus­auf­ga­ben sol­len Teil des­sen sein, was in der Schu­le ak­tu­ell er­ar­bei­tet wird. 

  • Haus­auf­ga­ben müs­sen in der Schu­le kon­trol­liert wer­den. Be­kom­men die Kin­der kei­ne Rück­mel­dun­gen, kön­nen sie nicht be­ur­tei­len, ob sie rich­tig ge­ar­bei­tet ha­ben, oder ob sie beim nächs­ten Mal eine an­de­re Lö­sungs­stra­te­gie an­wen­den müs­sen. 

  • Haus­auf­ga­ben sind nicht dazu da, um Schul­stoff nach­zu­ho­len, für den im Un­ter­richt kei­ne Zeit mehr ge­blie­ben ist. 

  • In der 1. und 2. Klas­se soll­ten Kin­der nicht län­ger als 15 Mi­nu­ten pro Tag an den Haus­auf­ga­ben ar­bei­ten, in der 3. und 4. Klas­se soll­ten es höchs­tens 30 Mi­nu­ten sein, in der 5. und 6. Klas­se 30 bis 45 Mi­nu­ten, von der 7. bis zur 9. Klas­se 45 bis 60 Mi­nu­ten pro Tag. Sitzt das Kind re­gel­mäs­sig be­deu­tend län­ger an den Haus­auf­ga­ben und wird trotz kon­zen­trier­tem Ar­bei­ten nicht fer­tig, soll­ten Sie es nicht dazu zwin­gen, al­les fer­tig zu ma­chen, son­dern der Lehr­per­son mit­tei­len, wie lan­ge das Kind ge­ar­bei­tet hat und wie weit es ge­kom­men ist. 

  • Die meis­ten Schu­len ken­nen zu­min­dest in der Pri­mar­schu­le die Re­ge­lung, dass über das Wo­chen­en­de kei­ne Haus­auf­ga­ben auf­ge­ge­ben wer­den und auch wäh­rend der Schul­fe­ri­en soll­ten die Kin­der kei­ne "Ufz­gi" ha­ben. 

Lei­der sieht es in der Pra­xis oft ganz an­ders aus: Das Kind brü­tet stun­den­lang über den Haus­auf­ga­ben, ver­fügt nicht über das nö­ti­ge Wis­sen, um die Auf­ga­ben selb­stän­dig zu lö­sen oder weiss nicht so rich­tig, was zu tun ist. Fra­gen Sie an­de­re El­tern, ob sie das Pro­blem mit der Über­for­de­rung eben­falls ken­nen, oder ob dies nur Ihr Kind be­trifft. Su­chen Sie auf alle Fäl­le das Ge­spräch mit der Lehr­per­son, be­vor das The­ma Haus­auf­ga­ben zur Be­las­tung wird. Da­mit das Ge­spräch mit der Lehr­per­son kon­struk­tiv ver­läuft, ist es wich­tig, nicht gleich mit Vor­wür­fen ins Haus zu fal­len, son­dern die Si­tua­ti­on sach­lich zu schil­dern und sich auch die Mei­nung der Lehr­per­son an­zu­hö­ren. 

So un­ter­stüt­zen Sie Ihr Kind bei den Haus­auf­ga­ben


Vor al­lem, wenn ein Kind sich schwer­tut mit den Haus­auf­ga­ben, ist die Ver­su­chung gross, ihm die Lö­sun­gen lie­fern zu wol­len oder Feh­ler zu kor­ri­gie­ren. Da­mit er­wei­sen El­tern ih­rem Kind ei­nen Bä­ren­dienst, denn ei­ner­seits lernt es nicht, die Auf­ga­ben selb­stän­dig zu lö­sen, an­de­rer­seits er­hält die Lehr­per­son den Ein­druck, das Kind habe al­les ver­stan­den und brau­che kei­ne wei­te­re Hil­fe. Wie aber kön­nen Sie Ihr Kind rich­tig un­ter­stüt­zen? Im Fol­gen­den ei­ni­ge wich­ti­ge Grund­sät­ze: 

  • Es sind nicht Ihre Haus­auf­ga­ben, son­dern die Haus­auf­ga­ben Ih­res Kin­des. Hel­fen Sie also nur, wenn es aus­drück­lich um Hil­fe bit­tet oder gar nicht mehr wei­ter­kommt. Sie soll­ten auch nicht wäh­rend der gan­zen Zeit da­ne­ben sit­zen und es über­wa­chen, son­dern dann da sein, wenn es Sie braucht. 

  • Das Kind braucht ei­nen sau­be­ren hel­len und ru­hi­gen Ar­beits­platz, an dem Stif­te, Pa­pier und an­de­re zur Er­le­di­gung der Auf­ga­ben be­nö­tig­te Din­ge be­reit lie­gen. Nicht alle Kin­der schät­zen es, die Haus­auf­ga­ben in ih­rem ei­ge­nen Zim­mer zu er­le­di­gen, son­dern möch­ten dies lie­ber in dem Raum tun, in dem Sie sich auf­hal­ten. Dann ist es erst recht wich­tig, dass der Ar­beits­platz nicht mit an­de­ren Din­gen über­stellt ist und dass im Zim­mer kein dau­ern­des Kom­men und Ge­hen herrscht. 

  • Fra­gen Sie nach, wel­che Auf­ga­ben das Kind hat und räu­men Sie ihm ge­nü­gend Zeit ein, die­se zu er­le­di­gen. Las­sen Sie sich vom Kind er­klä­ren, was es zu tun hat. So kön­nen Sie auch fest­stel­len, ob es die Auf­ga­ben­stel­lung be­grif­fen hat. 

  • Ei­ni­ge Kin­der brau­chen zu­erst eine Pau­se, ehe sie nach der Schu­le mit den Haus­auf­ga­ben an­fan­gen mö­gen, an­de­re wol­len es gleich hin­ter sich brin­gen, wie­der an­de­re ar­bei­ten bes­ser, wenn sie die Haus­auf­ga­ben in "Por­tio­nen" auf­tei­len kön­nen. Es mag eine Wei­le dau­ern, bis der rich­ti­ge Rhyth­mus ge­fun­den ist, dann aber ist es wich­tig, ei­nen be­stimm­ten Ab­lauf ein­zu­hal­ten, da­mit es nicht im­mer aufs Neue zu Dis­kus­sio­nen kommt.

  • Un­ter­stüt­zen Sie Ihr Kind da­bei, sei­ne Zeit rich­tig ein­zu­tei­len. Dies ist be­son­ders wich­tig, wenn es zu Be­ginn der Wo­che ei­nen Wo­chen­plan be­kommt, der bis Ende der Wo­che zu er­le­di­gen ist.

  • Sach­bü­cher, gute Kin­der­zeit­schrif­ten und Apps sind eine wert­vol­le Un­ter­stüt­zung, die Ih­rem Kind hel­fen, Lern­in­hal­te zu üben und zu fes­ti­gen so­wie sich neu­es Wis­sen an­zu­eig­nen.   

  • Eine grund­sätz­lich po­si­ti­ve Hal­tung ge­gen­über der Schu­le und der Lehr­per­son ist wich­tig, da­mit das Kind gut ar­bei­ten kann. Su­chen Sie Kon­takt zur Lehr­per­son, wenn Sie mit ei­ner Sa­che nicht ein­ver­stan­den sind, zie­hen Sie Ihr Kind aber nicht in die An­ge­le­gen­heit mit hin­ein. 

  • Wenn Ihr Kind in ei­nem Punkt trotz Er­klä­run­gen nicht wei­ter­kommt oder be­deu­tend län­ger an den Haus­auf­ga­ben sitzt als für sein Al­ter emp­foh­len, bre­chen Sie die Übung ab. Schrei­ben Sie der Lehr­per­son eine Mail oder eine No­tiz und tei­len Sie ihr mit, wes­halb das Kind die Haus­auf­ga­ben nicht (fer­tig) ge­löst hat. So er­spa­ren Sie Ih­rem Kind Är­ger we­gen nicht ge­lös­ter Haus­auf­ga­ben und die Lehr­per­son weiss Be­scheid, dass wei­te­re Er­läu­te­run­gen zum The­ma nö­tig sind. 

  • Wenn es Ih­nen zum Bei­spiel we­gen Ih­rer Ar­beits­zei­ten nicht mög­lich ist, Ihr Kind beim Er­le­di­gen der Haus­auf­ga­ben zu un­ter­stüt­zen, er­kun­di­gen Sie sich, ob in Ih­rer Wohn­ge­mein­de eine Haus­auf­ga­ben­hil­fe an­ge­bo­ten wird. Auch wenn es in der Fa­mi­lie re­gel­mäs­sig zu Span­nun­gen we­gen der Haus­auf­ga­ben kommt, kann es sinn­voll sein, das Kind wäh­rend ei­ni­ger Zeit bei der Haus­auf­ga­ben­hil­fe an­zu­mel­den.

Aus der For­schung


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9/26/2016
Kinder mit Trottinette und Skate Board

Nicht zu lan­ge still sit­zen!

Schul­kin­der sit­zen täg­lich eine lan­ge Zeit: in der Schu­le, beim Er­le­di­gen der Haus­auf­ga­ben und beim Es­sen, oft sit­zen …
Letzte Aktualisierung: 12.07.2022, TV