War­um? – Kin­der fra­gen und fra­gen

Fragendes Kind am Strand
©
GettyImages

War­um schme­cken Spa­ghet­ti bes­ser als Broc­co­li? War­um ha­ben Re­gen­wür­mer kei­ne Bei­ne? War­um reg­net es? Al­les wol­len un­se­re lie­ben Klei­nen ganz ge­nau wis­sen, sie fra­gen und fra­gen, den lie­ben lan­gen Tag. Na­tür­lich freu­en Sie sich als El­tern über den Wis­sens­durst Ih­rer Kin­der, aber manch­mal kann Ih­nen die Fra­ge­rei auch ein­fach auf den We­cker ge­hen.

Die rich­ti­gen Ant­wor­ten auf Kin­der­fra­gen


Kin­der­fra­gen und eine dem Al­ter ent­spre­chen­de Ant­wort sind für die kind­li­che Ent­wick­lung enorm wich­tig, denn für ein Klein­kind ist die Welt vol­ler Wun­der. In der ers­ten Le­bens­zeit nimmt das Kind alle Er­eig­nis­se stau­nend auf und lernt nach und nach die Ge­set­ze ken­nen. Nach ei­ner Wei­le be­ginnt es, das ihm Be­kann­te ein­zu­ord­nen und er­neut in Fra­ge zu stel­len – ein­fach in ei­nem er­wei­ter­ten Zu­sam­men­hang. 

Na­tür­lich möch­ten wir sol­chen Fra­gen kor­rekt be­geg­nen, stren­gen un­se­ren Kopf an und su­chen nach der rich­ti­gen Er­klä­rung. Und je mehr wir uns mit den De­tails be­fas­sen und wo­mög­lich Fach­li­te­ra­tur kon­sul­tie­ren, um eine mög­lichst kor­rek­te Ant­wort zu ge­ben, des­to mehr wird sich das Kind mit ei­ner ge­wis­sen Gleich­gül­tig­keit ab­wen­den.

Eine sol­che Re­ak­ti­on zeugt nicht von Des­in­ter­es­se des Kin­des, son­dern sie zeigt, dass wir die Fra­ge un­se­res Kin­des nicht rich­tig ver­stan­den ha­ben. Wenn Ihr Kind fragt, war­um die Son­ne scheint, dann möch­te es nicht wis­sen, dass die­se vie­le Ki­lo­me­ter von der Erde ent­fernt ist. Eine Ant­wort im Sin­ne von „weil wir Men­schen und die Tie­re und die Pflan­zen Licht und Wär­me brau­chen“ wird Ihr Kind schon zu­frie­den­stel­len.

Durch ein­fa­che Ant­wor­ten ge­win­nen die Kin­der Ver­trau­en, sie be­kom­men die Be­stä­ti­gung, dass al­les gut und rich­tig ist, so wie es ist. Mit den im­mer glei­chen Fra­gen las­sen sie sich das Ver­lan­gen nach Si­cher­heit be­stä­ti­gen.

Es gibt grund­sätz­lich kei­ne Fra­ge, für die ein Kind noch zu jung wäre; es gibt nur un­pas­sen­de, dem Al­ter nicht an­ge­mes­se­ne Ant­wor­ten. Als El­tern Dar­um soll­ten Sie mit ih­ren Ant­wor­ten die Sicht­wei­se des Kin­des an­neh­men und die Welt mit sei­nen Au­gen be­trach­ten. 

Un­an­ge­neh­me Fra­gen zum un­güns­ti­gen Zeit­punkt


Kin­der­fra­gen ken­nen auch kein Tabu und schon gar nicht den pas­sen­den Zeit­punkt. Ob im Bus oder an der Kas­se im La­den: Was auf der Zun­ge brennt, muss raus und bit­te so­fort be­ant­wor­tet sein. „Mami, war­um hat die­se Frau so ko­mi­sche Zäh­ne?“ Hier müs­sen Sie als El­tern durch und mög­lichst rasch re­agie­ren, auch wenn Sie aus lau­ter Scham am liebs­ten im Bo­den ver­sin­ken wür­den. Ein ehr­li­ches „Ich weiss es nicht“ hilft viel­leicht wei­ter, aber nur, wenn Sie sich spä­ter die Zeit neh­men, Ih­rem Kind die Fra­ge doch noch zu be­ant­wor­ten.

Un­an­ge­nehm sind auch Fra­gen nach dem Ster­ben und dem Tod – vor al­lem wenn das Kind beim Be­such beim Gro­si fragt: „Mami, stirbt Gro­si bald?“ Dass alte Leu­te ir­gend­wann ster­ben, hat das Kind viel­leicht schon ge­lernt und nun wen­det es die­ses Wis­sen ganz lo­gisch an und ver­steht nicht, war­um die El­tern sich mit sol­chen Ta­bus viel­leicht schwer tun. Die Fra­ge nach dem Sinn des To­des ist noch schwie­ri­ger. Aber ge­ra­de bei solch schwie­ri­gen Fra­gen ist es nicht nö­tig, dass Sie im­mer eine per­fek­te Ant­wor­ten pa­rat ha­ben. Eine Kin­der­fra­ge kann auch Aus­gangs­punkt sein, um auf ein et­was län­ge­res Ge­spräch ein­zu­ge­hen. Über­haupt ist es mög­lich, mit ei­ner Ge­gen­fra­ge die end­los lan­gen „War­um-Ket­ten“ zu un­ter­bre­chen und auch da­mit ein Ge­spräch in Gang zu brin­gen. 

Wenn Ihr All­ge­mein­wis­sen ge­for­dert wird


Mit dem Kin­der­gar­ten­al­ter und dem Schul­ein­tritt ver­än­dert sich die Qua­li­tät der Fra­gen. Kin­der wol­len nun hand­fes­te In­fos, um Zu­sam­men­hän­ge zu ver­ste­hen. Das Sach­wis­sen der El­tern ist nun wirk­lich ge­fragt: "Kann ein Bär schnel­ler lau­fen als ein Mensch?" Wehe dem, wer auf eine sol­che Fra­ge mit Schul­ter­zu­cken re­agiert. Denn wenn ein Kind auf sei­ne Fra­gen zu oft ein "Weiss ich nicht" hört, wird es es ir­gend­wann auf­hö­ren zu fra­gen. Su­chen Sie also ge­mein­sam mit Ih­rem Kind die Ant­wort. Heut­zu­ta­ge hilft das In­ter­net da­bei, aber auch in ei­nem Le­xi­kon las­sen sich vie­le Ant­wor­ten fin­den. Und so ganz ne­ben­bei lernt Ihr Kind, wie es sel­ber Ant­wor­ten auf sei­ne Fra­gen fin­den kann.

Letzte Aktualisierung: 05.03.2021, VZ