Ge­fah­ren er­ken­nen ler­nen

Kind klettert vom Sessel auf die Fensterbank
©
iStock

Das Ri­si­ko, sich bei ei­nem Un­fall zu ver­let­zen, ist bei Säug­lin­gen und Klein­kin­dern be­son­ders hoch. Sta­tis­tisch ge­se­hen ver­un­glü­cken die meis­ten Kin­der zu Hau­se, in ih­rer un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung.

Noch kein Be­wusst­sein für Ge­fah­ren


Neu­gier­de, Be­we­gungs­drang und Un­be­küm­mert­heit treibt Kin­der an, Neu­es zu ent­de­cken und aus­zu­pro­bie­ren. Da­bei sind sie sich mög­li­cher Ge­fah­ren nicht be­wusst. Je klei­ner die Kin­der sind, umso we­ni­ger kön­nen sie eine Ge­fahr er­ken­nen.

Kör­per­li­che, geis­ti­ge und see­li­sche Ent­wick­lun­gen er­mög­li­chen es dem Kind erst im Lau­fe der Jah­re, Ge­fah­ren und Ri­si­ken rich­tig ein­zu­schät­zen. Hin­zu kom­men ei­ge­ne Er­fah­run­gen und War­nun­gen der El­tern, die ein Kind nach und nach si­che­rer im Um­gang mit Ge­fah­ren wer­den lässt.

Bis zum Al­ter von 4 Jah­ren ha­ben klei­ne Kin­der noch gar kein Ge­fah­ren­be­wusst­sein. Erst da­nach be­gin­nen sie lang­sam, aku­te und un­mit­tel­ba­re Ge­fah­ren zu er­ken­nen. Die­ses Be­wusst­sein ver­tieft sich in den nächs­ten Jah­ren, was je­doch nicht heisst, dass Kin­der auch vor­aus­schau­end Ge­fah­ren rich­tig ein­schät­zen kön­nen. Erst mit 5 oder 6 Jah­ren merkt ein Kind, dass es von dem Baum, auf den es ge­klet­tert ist, auch her­un­ter­fal­len könn­te.

Ge­fah­ren­zo­ne Stras­sen­ver­kehr


Ge­ra­de im Stras­sen­ver­kehr sind klei­ne Kin­der auf die Hil­fe und Lei­tung von Er­wach­se­nen an­ge­wie­sen, denn Ver­kehrs­si­tua­tio­nen wie zum Bei­spiel die Ge­schwin­dig­keit ei­nes her­an­na­hen­den Au­tos kön­nen sie noch nicht ein­schät­zen. Im Al­ter von 3 bis 4 Jah­ren kön­nen Kin­der noch nicht ein­mal zwi­schen ei­nem ste­hen­den und ei­nem fah­ren­den Auto un­ter­schei­den. Auch die Re­ak­ti­ons­zeit ei­nes 5-Jäh­ri­gen Kin­des ist im Ver­gleich zu der ei­nes Er­wach­se­nen dop­pelt so lang und  Kin­der in die­sem Al­ter las­sen sich zu­dem sehr schnell ab­len­ken. Selbst im Schul­al­ter ha­ben Kin­der im Ver­gleich zu Er­wach­se­nen eine an­de­re Wahr­neh­mung und ein an­de­res Ur­teils­ver­mö­gen.

Ab wann ein Kind das Ri­si­ko ein­schät­zen kann


Erst mit 7 bis 8 Jah­ren wer­den dann auch Ge­räu­sche wie das Dröh­nen ei­nes her­an­fah­ren­den Zu­ges dazu ge­nutzt, eine Ge­fahr zu er­ken­nen und vor­sich­tig zu sein. In die­sem Al­ter be­ginnt ein Kind also vor­aus­schau­end Ri­si­ken zu er­ken­nen. Es wird sich jetzt über­le­gen, ob der Ast, auf den es hin­auf­klet­tern will, ge­nü­gend Halt bie­tet. In den nächs­ten zwei Jah­ren ent­wi­ckelt sich dann mehr und mehr ein vor­beu­gen­des Ge­fah­ren­be­wusst­sein. Durch be­wuss­tes Han­deln wer­den Ge­fah­ren ver­hin­dert, so wird ein Kind ver­nünf­ti­ger­wei­se von selbst erst die Stra­ße über­que­ren, wenn die Am­pel rot ist oder das Auto am Ze­bra­strei­fen an­ge­hal­ten hat. 

Doch selbst wenn Kin­der wis­sen, was ge­fähr­lich ist, heisst dies nicht un­be­dingt, dass sie ihr Wis­sen auch an­wen­den. Rich­tig um­ge­setzt wird ein vor­aus­schau­en­des und vor­beu­gen­des Ge­fah­ren­be­wusst­sein oft erst mit 14 Jah­ren.

Ge­fah­ren zu Hau­se


Die häu­figs­ten Un­fäl­le im ers­ten Le­bens­halb­jahr sind Stür­ze vom Wi­ckel­tisch, Trans­port­un­fäl­le und Un­glü­cke durch Er­sti­cken. Im Al­ter von 7 Mo­na­ten bis etwa 4 Jah­ren rü­cken an­de­re mög­li­che Un­fall­ar­ten in den Vor­der­grund:

  • Ver­schlu­cken von Ge­gen­stän­den

  • Ver­gif­tun­gen/Ver­ät­zun­gen durch Rei­ni­gungs­mit­tel, gif­ti­ge Pflan­zen oder Me­di­ka­men­te

  • Ver­bren­nun­gen oder Ver­brü­hun­gen durch heis­se Flüs­sig­kei­ten 

  • Stür­ze auf der Trep­pe oder aus dem Bett

  • Elek­troun­fäl­le durch un­ge­si­cher­te Strom­lei­tun­gen oder Steck­do­sen

  • Er­trin­ken im Pool oder Teich

Er­fah­run­gen ma­chen las­sen und Selbst­ver­trau­en stär­ken


Es wäre aber falsch, Ih­rem Kind aus Angst, dass et­was pas­sie­ren könn­te, die Be­we­gungs- und Ent­de­cker­freu­de zu neh­men. Ma­chen Sie Ihr Kin­de al­ters­ge­recht auf Ris­ken und Ge­fah­ren auf­merk­sam und bie­ten Sie Ihm den best­mög­li­chen Schutz, ohne es zu sehr ein­zu­schrän­ken.

Ihr Kind lernt leich­ter mit Ri­si­ken um­zu­ge­hen, wenn Sie es al­ters­ge­recht im­mer wie­der auf Ge­fah­ren auf­merk­sam ma­chen. Je frü­her Ihr Kind mit si­che­rem Ver­hal­ten, zum Bei­spiel beim Klet­tern oder Trep­pen­stei­gen ver­traut wird, des­to ge­rin­ger ist die Un­fall­ge­fahr. Selbst­stän­dig­keit för­dert das Selbst­be­wusst­sein und da­mit der ge­schick­te Um­gang mit den ei­ge­nen kör­per­li­chen Fä­hig­kei­ten. Ein­deu­ti­ge, ver­ständ­li­che Re­geln und Gren­zen ge­ben Ih­rem Kind eine rich­ti­ge Ori­en­tie­rung.

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung setzt sich im öffentlichen Auftrag für die Sicherheit ein. Als Schweizer Kompetenzzentrum für Unfallprävention forscht sie in den Bereichen Strassenverkehr, Sport sowie Haus und Freizeit. Sie fasst ausserdem in zwölf farbigen Broschüren und Bilderbücher in Halbjahresschritten die wichtigsten Sicherheitstipps für Kinder bis sechs Jahre zusammen. Videos ergänzen die Broschüren und zeigen anschaulich und leicht verständlich, worauf Eltern achten sollten. Sie sind bereits seit sechs Monaten Eltern und haben OUUPS! noch nicht erhalten? Dann können Sie hier OUUPS! kostenlos abonnieren.

Wis­sen


Letzte Aktualisierung: 05.03.2021, BH