Kann es sein, dass ein Kleinkind lügt - und wie soll man darauf reagieren?
Wenn Vorschul- oder Kindergartenkinder nicht ganz bei der Wahrheit bleiben, handelt es sich in der Regel nicht um Lügen. Bis zum Alter von ca. sieben Jahren befinden sich Kinder in der Phase des magischen Denkens. In ihrer Fantasiewelt sind Dinge möglich, die in der Realität nie geschehen würden. Zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden sie noch nicht. Echte Erlebnisse werden oft blumig ausgeschmückt und weil Kindern in diesem Alter das Zeitgefühl fehlt, geraten die Ereignisse in ihren Erzählungen durcheinander. Erst im Schulalter sagen Kinder bewusst die Unwahrheit, z. B., weil sie etwas zugeben sollten, was sie nicht zugeben möchten.
Wenn Ihnen Ihr Kleinkind die wildesten Geschichten erzählt, sollten Sie es nicht zurechtweisen oder ihm vorwerfen, es lüge. Bei der Wahrheit zu bleiben lernt Ihr Kind an Ihrem Vorbild. Indem Sie ihm gegenüber offen und ehrlich sind, zu Ihren Versprechen stehen und es nicht mit falschen Angaben und Notlügen täuschen, erfährt es, wie gut es tut, wenn man sich voll und ganz auf andere verlassen kann. Und indem Sie ihm auf seine unzähligen Fragen wahrheitsgetreu und altersgerecht antworten, helfen Sie ihm, die Welt immer besser zu verstehen und nach und nach zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden.