Hitzewellen und Schweissausbrüche
Bis zu 85 % der Frauen in den Wechseljahren berichten von Hitzewallungen – oft schon vor der tatsächlichen Menopause. Die durchschnittliche Dauer der sog. „Vasomotorischen Beschwerden“ beträgt ca. fünf Jahre. Frauen, die noch während der regelmässigen Mens Hitzeschübe erleben, haben auch länger Beschwerden – nämlich fast zwölf Jahre. Stellen sich die Hitzewallungen dagegen erst in der Postmenopause (also nach der letzten Regelblutung) ein, sind es „nur“ drei bis vier Jahre. Allerdings ist nicht jede Frau gleich häufig, lang und intensiv von den Hitzewallungen betroffen. Die einen Frauen leiden mehr, die anderen weniger.
Was verursacht die Hitzewellen?
Die Ursachen der Hitzeschübe bzw. der Veränderung im Thermoregulationssystem sind noch nicht vollständig bekannt, haben aber sicher mit der Hormonumstellung und vor allem den Schwankungen bei der Östrogen-Produktion zu tun, was sich in einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin auswirkt. Die Blutgefässe erweitern sich plötzlich und dadurch fliesst mehr Blut aus dem Körperinneren bis unter die Hautoberfläche.
Äussere Einflüsse wie Kaffee-, Tee- oder Alkoholkonsum, stark gewürztes, sehr heisses oder schwer verdauliches Essen, Stress, Übergewicht, zu warme Schlafumgebung, falsche Kleidung und bestimmte Östrogen-hemmende Medikamente fördern Hitzewellen. Die Symptome können häufig auch mit Emotionen verknüpft sein, z.B. in peinlichen Situationen oder bei Aufregung.
Bei jüngeren Frauen kann das Prämenstruelle Syndrom (PMS) Hitzewallungen auslösen, aber auch während der Schwangerschaft ist dies eine typische Begleiterscheinung. Nicht zuletzt begünstigen Krankheiten wie Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes (Unterzuckerung), Allergien oder Tumoren das Auftreten der Hitzewallungen.
Schweissausbruch und Frösteln
Meist kündigen sich die Hitzeattacken durch ein Druckgefühl im Kopf und leichtes Unbehagen an: Die sogenannte aufsteigende Hitze mit einem plötzlichen, intensiven Wärmegefühl. Die Hitzewelle breitet sich in kürzester Zeit über Gesicht, Hals und Oberkörper aus. Die Blutgefässe werden weit, das Gesicht rötet sich, das Herz schlägt schneller und es folgt ein Schweissausbruch. Viele Frauen fühlen sich dadurch entlastet, bei anderen entsteht das Gefühl von Hitzestau. Dem Schweissausbruch kann ein Frösteln durch den Abfall der Körperkerntemperatur folgen. Das Ganze dauert ein paar Sekunden, eine halbe oder sogar mehrere Minuten.
Die Ausbrüche können nur einige Male pro Woche fast unbemerkt vorkommen, aber auch viele Male pro Tag auftreten. Hitzewallungen mit oder ohne Schweissausbruch äussern sich oft auch nachts. Mitunter müssen Frauen ihr Bettzeug und die Nachtwäsche wechseln – an einen erholsamen tiefen Schlaf ist so kaum zu denken, was wiederum tagsüber zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit führt.
Was kann man vorbeugend tun?
Einige einfache Massnahmen können die Hitzewallungen und Schweissausbrüche verhindern - oder sie zumindest lindern.
Kleidung: Passen Sie Ihre Kleidung an die wechselnden Temperaturempfindungen an: Tragen Sie zum Beispiel zwei dünne, luftige Kleidungsstücke übereinander, sodass Sie eines davon bei Bedarf ausziehen können („Zwiebelprinzip“), aber kleiden Sie sich nicht zu warm. Kommt der Hitzeschub, ziehen Sie schnell ein oder mehrere Kleidungsstücke aus. Wählen Sie atmungsaktive Kleidung aus Naturfasern (Baumwolle, Leinen) oder modernen Mikrofasern. Mit Textilien aus purem Kunststoff oder Mischgewebe schwitzen Sie noch mehr.
Essen Sie leicht verdauliche Speisen, etwa viel Obst, Gemüse und Salate. Meiden Sie stark gewürztes Essen - das bringt Sie erst recht ins Schwitzen.
Trinken Sie weniger Kaffee, Schwarztee und Alkohol, besonders am Abend.
Bewegung und Sport, am besten im Freien. Gut sind Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walken, Joggen, Wandern oder Radfahren. Manchmal hilft schon ein Spaziergang an der frischen Luft.
Kneippen ist ein gutes Training für die Gefässe. Dazu füllt man eine Wanne mit kaltem Wasser, am besten eine handbreit unter dem Knie. Darin watet man eine Minute wie ein Storch (Bein immer ganz aus dem Wasser ziehen). Danach Wasser nur abstreifen und durch Umhergehen Beine wieder erwärmen. Eine ähnliche Wirkung haben Saunabesuche.
Körpergewicht: Übergewichtige Menschen schwitzen stärker. Bleiben Sie am besten schlank bzw. versuchen Sie, überschüssige Pfunde abzuspecken.
Entspannungsübungen, wie autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, wirken Stress entgegen, der ebenfalls Hitzewallungen auslösen kann.
Schlafen Sie in Bettwäsche aus Baumwolle. Wählen Sie keine zu dicken Bettdecken, unter denen Sie schnell schwitzen. Eine warme Umgebung verlängert die Dauer der Hitzewallungen. Eine kühle Umgebung dagegen kann Hitzewallungen verhindern beziehungsweise abschwächen.
Und wenn das nicht hilft?
Wenn die Hitzeschübe Ihre Lebensqualität entscheidend beeinträchtigen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über Behandlungsmöglichkeiten.
Pflanzliche Heilmittel, z.B. die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), am besten in Form von Fertigpräparaten (Tabletten). Ausgleichend auf den gesamten Hormonhaushalt wirkt Frauenmanteltee (zwei bis drei Teelöffel Kraut mit 20ml Wasser überbrühen und ungefähr 10 Minuten ziehen lassen, drei bis vier Tassen davon täglich trinken). Auch andere Pflanzen wie Rotklee (enthält Isoflavone), Kerne von Granatapfel (enthalten pflanzliche Östrogene: Diese wirken gut schlaffördernd), Soja, Salbei (Tee wirkt schweisshemmend und beruhigend. Zwei Teelöffel getrocknete Salbeiblätter mit kochendem Wasser übergiessen, zehn Minuten ziehen lassen und danach lauwarm trinken. Eine Alternative sind Salbei-Präparate oder das Kauen eines frischen Salbeiblattes) und Schafgarbe werden häufig gegen Hitzewallungen und Schweissausbrüche in den Wechseljahren eingesetzt. Ihre Wirksamkeit ist teils nicht belegt oder umstritten.
Physikalische Therapieverfahren sind Moorbäder, wechselwarme Fussbäder oder Teilgüsse. Akupunktur soll die Symptome ebenfalls bessern können.
Hormone: Wenn die Hitzewallungen und andere Wechseljahresbeschwerden den Alltag extrem beeinträchtigen, empfehlen Mediziner meist eine Hormonersatztherapie (HRT). Frauen sollten daher die Entscheidung ausführlich mit ihrem Arzt besprechen und das Für und Wider sorgfältig abwägen.