Blasenentzündung
Harnwegsinfektionen betreffen in den allermeisten Fällen die unteren Harnwege. Je nachdem, welches Organ von der Infektion betroffen ist, spricht man auch von Urethritis (Entzündung der Harnröhre) oder von Zystitis (Entzündung der Harnblase). Häufigste Ursache für Harnwegsinfektionen ist die Verschleppung von Bakterien aus dem Darm zur Harnblase.
Wie kommt es zu einem Harnwegsinfekt?
Frauen neigen achtmal häufiger zu Blasenentzündungen wie Männer. Der Grund: Die weibliche Harnröhre ist mit 4 cm Länge wesentlich kürzer als die des Mannes (20 cm), so dass Erreger (meist körpereigene Keime aus dem Darm, die sog. Coli-Bakterien) einen kürzeren Weg zurücklegen müssen, um sich in Blase und Harnwegen einzunisten und zu vermehren. Beim Mann hat die körpereigene Abwehr die Keime schon auf dem Weg dorthin unschädlich gemacht.
Ausserdem liegt bei der Frau der Ausgang der Harnröhre zwischen Scheide und Klitoris. Sexuell aktive Frauen bekommen deshalb häufiger eine Blasenentzündung, die sogenannte "Honeymoon-Zystitis" (englisch für Flitterwochen) - die ersten Symptome treten typischerweise rund 18 Stunden nach intensivem Geschlechtsverkehr auf. Ein neuer Partner stellt ein zusätzliches Risiko dar, denn seine normale Keimbesiedlung im Genitalbereich ist noch ungewohnt. Mit der Zeit tritt eine Gewöhnung ein und das Risiko einer Honeymoon-Zystitis besteht dann kaum noch.
Unterkühlung ist zwar nicht direkte Ursache für eine Blasenentzündung (das sind die Bakterien), aber Kälte reduziert die Durchblutung im Beckenbereich, es kommt zu einer örtlichen Abwehrschwäche und das fördert eine Harnwegsinfektion.
Wenn die Blase nicht ausreichend durchgespült wird, kann es ebenfalls leicht zu einer Konzentration und Keimvermehrung kommen. Unvollständige Blasenentleerungen (Restharn) und ungenügende Trinkmengen, z.B. bei heissem Wetter führen oft zu einer Cystitis. Eine zu grosse Restharnmenge kann auch durch bestimmte Medikamente, Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen oder gynäkologische Operationen bedingt sein.
Es kann auch sein, dass die Abwehrkräfte der Blasenschleimhaut geschwächt sind, z.B. durch wiederholte Blasenentzündungen oder eine Atrophie (Schrumpfung) durch Östrogenmangel. Letzteres ist eine typische Begleiterscheinung der Wechseljahre.
In der Schwangerschaft ist die Situation noch einmal komplizierter: Unter der Einwirkung des Hormons Progesteron entspannt sich die glatte Muskulatur, auch die Harnwegsmuskulatur, wodurch Keime noch leichter in den Harnwegen aufsteigen können. Ausserdem enthält der Urin schwangerer Frauen weniger infektionshemmende Stoffe. Das macht Sie noch anfälliger für eine Blasenentzündung und Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).
Welche Symptome sind typisch für eine Blasenentzündung?
Ein Blasenkatarrh beginnt oft mit einem Kribbeln in der Harnröhre und einem Druckgefühl hinter dem Schambein. Beim nächsten Wasserlassen brennt es, v.a. gegen Ende. Wenn Sie nicht nur ständigen Harndrang, sondern auch Schmerzen oder ein Brennen beim Wasserlassen, ein Schwächegefühl und Schwitzen haben, wenn der Urin ungewohnt riecht oder Blut enthält, informieren Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Er oder sie wird entscheiden, ob eine Urinprobe sinnvoll ist und ob sofort antibiotisch behandelt werden sollte.
Behandlung einer Blasenentzündung
Schon bevor das Ergebnis der Urinuntersuchung beim Arzt definitiv ist, können Sie die vom Arzt verordnete Therapie einer Blasenentzündung unterstützen, indem Sie sehr viel (mindestens drei Liter pro Tag, das entspricht ca. einer Tasse pro Stunde) und heiss trinken – eventuell spezielle Blasentees mit harntreibender, entzzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkung aus Brennesseln, Goldrute, Orthosiphon (Katzenbart), Löwenzahn, Hauhechelwurz, Kamille und Birkenblättern, sowie Cranberry-Saft. Damit werden die Harnwege ständig gespült und die Erreger ausgeschwemmt. Sehr gut ist auch lauwarmes bis warmes Wasser ohne Kohlensäure. Vermeiden Sie aber alle säuernden und reizenden Getränke wie Kaffee, Schwarztee, Orangen- und andere Citrusfruchtsäfte, Tomaten und Sauerampfer.
Heilpflanzenextrakte sind auch in Tablettenform verfügbar, ist die Einnahme besonders leicht und schnell möglich und können auch auf Reisen schnell eingenommen werden. Tees und Tabletten sind im Gegensatz zu Antibiotika in der Apotheke frei verkäuflich.
Bettwärme, aufsteigende Fussbäder, Rotlicht und Fangopackungen lindern die Beschwerden. Die Bettflasche sollte aber nicht mit kochendem, sondern nur mit heissem Leistungswasser gefüllt werden.
Das Behandeln mit Antibiotika kommt heute nur bei komplizierten Verläufen, z.B. wenn Verdacht auf eine Nierenbeteiligung besteht, oder bei chronischen Blasenentzündungen zum Einsatz.
Wenn die Blasenentzündung immer wieder kommt ...
Immer wieder heisst: mehrmals im Jahr. Dann sollte genau abgeklärt werden, was hinter dieser "rezidivierenden Cystitis" steckt. Das kann mit einer Blasenspiegelung, Überprüfung der Trinkgewohnheiten, Restharnbestimmung und einem Abstrich der Vaginalschleimhaut zur Diagnose eines Hormonmangels geschehen. Der Hormonmangel kann dann z.B. mit östrogenhaltigen Scheidencremes behandelt werden.
Kann man einer Blasenentzündung vorbeugen?
Ziehen Sie sich deshalb warm genug an und vermeiden Sie kalte Füsse. Achten Sie darauf, die Blase bei jedem WC-Gang vollständig zu entleeren. Trinken Sie genug - vor allem bei heissem Wetter wird das schnell vergessen. Ein bis zwei Liter pro Tag sollten es schon mindestens sein, bei wiederholten Blasenentzündungen auch mehr.
Die meisten Harnwegsinfektionen werden durch Coli-Bakterien aus dem Dickdarm hervorgerufen. Deshalb sind diese vorbeugenden Massnahmen besonders wichtig:
Den Toilettengang nicht zu lange hinauszögern. Je länger Bakterien und andere Keime in den Harnwegen verbleiben, desto höher das Risiko, dass sie sich vermehren und eine Infektion hervorrufen.
Nach jedem Toilettengang mit dem Papier vorsichtig von vorn nach hinten wischen oder besser sogar nur zu tupfen. Sie vermeiden so, dass Darmbakterien in die Scheide oder in die Harnröhre gelangen können.
Benutzen Sie beim Sex ein Gleitmittel: Tragen Sie das Gel vor dem Koitus im Bereich der Harnröhrenöffnung auf. Keime können dann nicht mehr so leicht bis zur Blase wandern.
Nach dem Intimverkehr sollten Sie immer rasch die Blase entleeren. So werden Keime ausgeschwemmt, die allenfalls in die Harnwege eingedrungen sind.
Waschen Sie Ihren Intimbereich vor und nach dem Geschlechtsverkehr mit warmem Wasser.
Zum Waschen benutzen Sie am besten nicht normale alkalische Seife, sondern ein alkalifreies Syndet bzw. speziell für diesen Bereich entwickelte Waschlotionen.
Slipeinlagen verwenden und zwei- bis dreimal am Tag wechseln.
Auf Intimsprays sollten Sie verzichten.