Die Menstruation
Die meisten Frauen finden es selbstverständlich, einmal im Monat „ihre Tage“ zu haben – auch wenn es manchmal lästig ist. Ein Siebtel ihres Lebens als fortpflanzungsfähiger Mensch verbringen Frauen damit; mehr als 30 Liter Blut verlieren sie insgesamt - 70 ml pro Monat, umgerechnet zwei Esslöffel voll pro Tag. Die renommierte medizinische Fachzeitschrift „Lancet“ schreibt dazu: „Jede Blutung ist ein Ärgernis, das Planung, teure Vorräte an Sanitärprodukten und Paracetamol erfordert, um pro Monat eine Woche Schmutz und Beschwerden zu verhindern."
Gehört die Monatsblutung zum Frausein einfach dazu?
Umfragen haben in den letzten Jahren gezeigt, dass eine deutliche Mehrheit der Frauen (56%) gerne auf ihre monatliche Regelblutung verzichten würde. Nur jede vierte Frau möchte ihre Menstruation gerne beibehalten – vor allem, um deutlich zu sehen, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist oder nicht.
Zunehmend mehr Frauen passen die Häufigkeit der Menstruation über einen Langzeitzyklus (konstante Einnahme der Pille, des Rings oder des Pflasters oder Anwendung der Hormonspirale) ihren eigenen Bedürfnissen an. So können sie selbst bestimmen, wie oft und wann ihre Menstruation eintritt, was nicht nur mit einer Verbesserung der Lebensqualität z.B. bei Reisen oder anderen Terminen, sondern auch mit der Erhaltung der Leistungsfähigkeit verbunden ist. Denn im Langzyklus haben Frauen statistisch signifikant weniger Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen oder eine Eisenmangelanämie durch den Blutverlust. Insbesondere Frauen, bei denen die Menstruation mit starken Blutungen und Zyklus-Beschwerden verbunden ist, profitieren davon.
Eine regelmässige Monatsblutung während der Pilleneinnahme ist unter medizinischen oder biologischen Gesichtspunkten unnötig. Sie wurde von den Erfindern der Pille in den 60-er Jahren künstlich konstruiert, um einen natürlichen Zyklus zu imitieren und damit die Einführung dieser neuen Form von Empfängnisverhütung zu erleichtern. Dabei fällt der Hormonspiegel in der 7-tägigen Einnahmepause durch den Hormonentzug ab, die wenige Gebärmutterschleimhaut, die sich in den 21 Tagen der Pilleneinnahme aufgebaut hat, wird abgestossen und eine meist etwas schwächere Blutung tritt ein. Mit der echten Periode (der Auslösung der Gebärmutterschleimhaut) hat dieser Vorgang, biologisch gesehen, wenig zu tun.
Geht es auch ohne Mens?
Die einzige Funktion der Periodenblutung ist es, die in der Gebärmutter aufgebaute Schleimhaut wieder abzustossen, wenn es im vergangenen Zyklus nicht zu einer Schwangerschaft kam. Die Gebärmutterschleimhaut, die schon auf die Einnistung eines Embryos vorbereitet wurde, löst sich wieder ab; die überflüssigen Zellen spült der Körper aus der Leibeshöhle heraus.
Die Mens ist aus evolutionsbiologischer Sicht ein nutzloser Blutverlust. Sie ist von der Natur als Ausnahmezustand im Leben der Frau gedacht, nicht als Regel. Denn früher waren Frauen meist schwanger oder haben lange Zeit gestillt. Nur etwa 150 mal im Leben hatten unsere Vorgängerinnen eine Menstruation, heute hingegen – weil wir älter werden und weniger Kinder haben - über 450 mal.
Wer dagegen zu oft menstruiert, erkrankt eher an Brust-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs. Brustkrebs könnte durch die allmonatlichen Östrogenschübe verursacht werden. Und beim monatlich wiederholten Auf- und Abbau der Gebärmutterschleimhaut steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Zellen unkontrolliert vermehren und dabei Krebs entsteht – was erklärt, warum die Anti-Baby-Pille das Risiko für bestimmte Krebsarten senkt.