Haus­tie­re sen­ken All­er­gie-Ri­si­ko

Aus der For­schung

Kind mit Hund auf dem Sofa
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Kin­der, die schon als Baby mit Haus­tie­ren auf­wach­sen, ha­ben kein er­höh­tes All­er­gie­ri­si­ko. Der frü­he Kon­takt mit Hund oder Kat­ze schützt sie mög­li­cher­wei­se so­gar da­vor eine All­er­gie aus­zu­bil­den, wie eine ame­ri­ka­ni­sche Lang­zeit-Un­ter­su­chung be­legt. Das Er­geb­nis dürf­te be­sorg­te El­tern be­ru­hi­gen, die ihre Kin­der von Tie­ren fern­hal­ten, weil sie be­fürch­ten, dass die Tier­haa­re bei ih­rem Kind All­er­gi­en oder Bron­chi­al-Asth­ma aus­lö­sen könn­ten.

Ein ame­ri­ka­ni­sches Team vom Hen­ry Ford Hos­pi­tal in De­troit mit Kol­le­gen des Me­di­cal Col­le­ge of Geor­gia be­ob­ach­te­te über Jah­re hin­weg Kin­der von der Ge­burt an bis zum Er­wach­se­nen­al­ter. An der "De­troit Child­hood Al­l­er­gy Stu­dy" nah­men Kin­der der Ge­burts­jahr­gän­ge 1987 bis 1989 teil, de­ren Ge­sund­heit und Le­bens­um­stän­de je­des Jahr mit Hil­fe von In­ter­views fest­ge­hal­ten wur­den. Aus die­sen Da­ten er­gab sich, wann und wie lan­ge die Kin­der Hun­de oder Kat­zen ge­habt hat­ten, die mehr als die Hälf­te der Zeit im Haus ver­brach­ten. Im Al­ter von 18 Jah­ren ga­ben ins­ge­samt 565 der Teil­neh­mer eine Blut­pro­be ab, die die For­scher auf An­ti­kör­per ge­gen­über Hun­de- und Kat­zen­all­er­ge­nen un­ter­such­ten.

Das Er­geb­nis wur­de in der Fach­zeit­schrift Cli­ni­cal & Ex­pe­ri­men­tal Al­l­er­gy ver­öf­fent­licht: Kin­der, die mit Hun­den und Kat­zen im Haus­halt auf­wach­sen, lei­den nicht häu­fi­ger an Tier­haar­all­er­gi­en als Kin­der in tier­frei­en Woh­nun­gen. Im Ge­gen­teil: Be­stand be­reits im ers­ten Le­bens­jahr re­gel­mäs­si­ger Kon­takt, war das All­er­gie­ri­si­ko deut­lich nied­ri­ger. Vie­le Kin­der, die im ers­ten Jahr mit ei­ner Kat­ze zu­sam­men­ge­lebt hat­ten, lit­ten spä­ter nur halb so oft an ei­ner Kat­zen­haar­all­er­gie wie ihre Al­ters­ge­nos­sen ohne Stu­ben­ti­ger. Bei den Hun­den al­ler­dings pro­fi­tier­ten nur die Jun­gen ge­sund­heit­lich vom tie­ri­schen Spiel­ka­me­ra­den: Hat­ten sie im ers­ten Le­bens­jahr die­sen Kon­takt, so er­krank­ten sie spä­ter auch nur halb so oft an der ent­spre­chen­den All­er­gie. Bei Mäd­chen mach­te das frü­he Zu­sam­men­le­ben mit Hun­den kei­nen Un­ter­schied. Die For­scher über­le­gen nun, ob dies an ei­nem an­de­ren Um­gang mit den Tie­ren lie­gen könn­te.

Die­ser Ef­fekt ist je­doch nicht mehr im Klein­kind- oder Schul­al­ter zu be­ob­ach­ten. Die For­scher ver­mu­ten, dass die Ba­bys durch die Haus­tie­re mit ei­nem brei­te­ren Spek­trum an Bak­te­ri­en in Be­rüh­rung kom­men und dies eine po­si­ti­ve Wir­kung auf das kind­li­che Im­mun­sys­tem hat. "Wir lie­fern neue Be­wei­se, dass Er­fah­run­gen im ers­ten Le­bens­jahr sich auf die Ge­sund­heit im spä­te­ren Le­ben aus­wir­ken", sagt Ga­ne­sa We­gi­en­ka, Ärz­tin und Bio­sta­tis­ti­ke­rin am De­troi­ter Hen­ry Ford Hos­pi­tal. Als nächs­ten lo­gi­schen Schritt will We­gi­en­kas Team den Ein­fluss von Haus­tie­ren auf das sich ent­wi­ckeln­de Im­mun­sys­tem noch ge­nau­er un­ter­su­chen und klei­ne­re Zeit­fens­ter be­trach­ten - etwa die ers­ten drei Mo­na­te oder nur den ers­ten Mo­nat. Di­rekt nach der Ge­burt ist das Im­mun­sys­tem des Men­schen noch kaum aus­ge­prägt und des­halb be­son­ders an­fäl­lig für Krank­heits­kei­me. An­de­rer­seits ent­wi­ckelt es aber auch im Kon­takt mit sei­ner Um­welt nach und nach schüt­zen­de An­ti­kör­per und Ab­wehr­re­ak­tio­nen.

Be­steht in der Fa­mi­lie ein er­höh­tes All­er­gie­ri­si­ko wird al­ler­dings nach wie vor emp­foh­len, auf Haus­tie­re mit Fell (be­son­ders Kat­zen) zu ver­zich­ten.

Quel­le: We­gi­en­ka, G. et al.: Cli­ni­cal & Ex­pe­ri­men­tal Al­l­er­gy 41/7, 2011, S. 979–986

Letzte Aktualisierung: 01.03.2021, BH