Wie schafft man es, dass ein Baby nachts durchschläft?
Infos und Tipps: Wie Sie Ihrem Baby das Einschlafen und Durchschlafen erleichtern - und sich selbst ruhigere Nächte verschaffen
Beobachtungen haben gezeigt, dass sich Säuglinge nach ein paar Wochen auf den Tag-Nacht-Rhythmus einstellen. Fixpunkte wie das Aufstehen morgens, das Zubettgehen abends, Essenszeiten, Aktivitätsphasen und Ruhephasen, Tageslicht und Dunkelheit können dazu beitragen, dass Ihr Kind lernt, in der Nacht durchzuschlafen.
Geräusche im Hintergrund helfen beim Einschlafen
Sind sie einmal eingeschlummert, schlafen Säuglinge für gewöhnlich sehr tief. Sie werden feststellen, dass das Kind durch die üblichen Geräusche in einem Haushalt nicht erwacht. Oft können Kinder bei normalem Geräuschpegel ruhig schlafen. Es ist auch für das Kind selbst besser, wenn es sich von Anfang an daran gewöhnt, nicht nur bei absoluter Stille zu schlafen. Eine plötzliche Veränderung der Geräuschkulisse – ein lauter Knall oder plötzliche Stille – wird das Baby eher erwachen lassen als regelmässige, nicht überlaute Hintergrundgeräusche. So schlafen viele Babys besonders gut ein, wenn der Staubsauger oder die Dunstabzugshaube brummt. Im Handel gibt es Geräte, die ein konstantes leises Geräusch machen, sogenanntes "white noise".
Rituale auch schon für Babys
Doch nicht alle Babys können so einfach ein- und durchschlafen. Manche brauchen viel Ruhe und ein abgedunkeltes Zimmer, um in den Schlaf zu finden. Ebenfalls hilfreich sind Rituale: Erzählen Sie eine Geschichte, singen Sie ruhige Lieder oder gehen Sie mit dem Baby vor dem Zubettgehen noch etwas an die frische Luft – ein Spaziergang mit dem Kinderwagen oder mit Körperkontakt ganz nahe bei Mami im Tragetuch.
Mahlzeiten richtig timen
Manche gesunden Babys schaffen es etwa mit sechs Monaten, ohne Nachtmahlzeit durchzuschlafen. Bereits während der ersten Lebenswochen kann sich ein Baby an eine späte Abendmahlzeit, zum Beispiel zwischen 22 und 24 Uhr, gewöhnen. Dazu können Sie das Kind wecken und es ausgiebig trinken lassen, bevor Sie selbst ins Bett gehen. Die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit wird so länger und Sie kommen auch zu Ihrem Schlaf.
Normalerweise dehnt sich die Zeitspanne bis zur nächsten Mahlzeit immer mehr aus, weil Ihr Baby tagsüber stetig seine Nahrungsaufnahme vergrössern kann.
Warum schläft ein Baby nicht durch?
Es ist leider so, dass nur etwa die Hälfte der Kinder mit 6 Monaten nachts durchschlafen und keine Nahrung mehr brauchen. Auch Babys, die eine Zeitlang durchgeschlafen habe, können nachts plötzlich wieder erwachen. Viele Eltern beobachten, dass Ihr Kind in den ersten zwei Lebensjahren immer wieder Phasen hat, in denen es plötzlich sowohl schlecht ein- als auch durchschläft, obwohl dies vorher ziemlich gut geklappt hat. Dieses Phänomen wird Schlafregression genannt und geht oft mit einem Entwicklungsschub des Kindes einher.
Sollte Ihr Baby nachts erwachen, kann dies verschiedene Gründe haben:
Das Baby macht einen Wachstumsschub, ist darum unruhig und braucht wieder mehr Nahrung.
Das Baby ist krank und fühlt sich unwohl.
Grössere Babys beginnen zu träumen, schlafen unruhig oder stossen sich den Kopf.
Was tun, wenn Ihr Baby nachts erwacht?
Überlegen Sie sich eine für Sie als Eltern passende Strategie, wie Sie konsequent vorgehen wollen, sollte Ihr Baby nachts erwachen. Es gibt nicht richtig oder falsch, aber Sie müssen sich gemeinsam an die Vereinbarung halten.
Möchten Sie, dass Ihr Baby nachts alleine im Bettchen schläft, dann legen es vor dem Zubettgehen wach hinein und lassen es dort einschlafen. Nachts versuchen Sie es darin zu beruhigen, indem Sie es streicheln, ihm die flache Hand sanft auf die Brust legen oder einfach nur anwesend sind. Sollte das Baby nicht weiterschlafen, muss es vielleicht aufstossen oder fühlt sich unwohl. In diesem Fall nehmen Sie es kurz hoch. Das ist aber auch schon alles – kein Schmusen, keine Aktivitäten, alles ganz ruhig. Sobald es sich beruhigt hat, legen Sie es wieder ins Bettchen und wenn ihm wohl ist, wird es weiterschlafen.
Bedenken Sie immer, dass Spielen, Schmusen und Singen ein Baby zwar glücklich, aber nicht wieder schläfrig macht. Lassen Sie es am besten im Bettchen liegen, berühren Sie es und sprechen Sie ganz leise und beruhigend. Mehr Körperkontakt ist in der Regel nicht nötig, denn es soll nicht zur Einschlafroutine gehören, tröstend in den Schlaf gewiegt zu werden. Damit Sie kein Licht machen müssen, lassen Sie von vornherein eine kleine Nachtlampe in der Steckdose brennen, die Ihnen den Weg zum Bettchen beleuchtet. Windelwechseln sollte nach den ersten Lebenswochen nachts nicht mehr nötig sein, es sei denn Ihr Baby hatte Stuhlgang.
Die Empfehlung von Stillberaterinnen und Mütterberaterinnen lautet, das Baby nach Möglichkeit nicht an der Brust einschlafen lassen, auch tagsüber nicht. Es verbindet sonst Trinken mit Einschlafen und braucht diese Hilfe auch nachts. Aus lauter Gewohnheit entwickelt es ein Hungergefühl ohne ein echtes Bedürfnis nach Nahrung. Dieser angelernte Hunger bewirkt, dass das Kind immer wieder aufwacht. Versuchen Sie in dem Fall nachts sowohl beim Stillen als auch aus dem Schoppen immer kleinere Mahlzeiten anzubieten, oder ersetzen Sie die Milch durch etwas Tee oder Wasser.
Halten Sie Ihr Baby bei der letzten Abendfütterung nach Möglichkeit wach, bis Sie es ins Bettchen legen. Wenn es beim Stillen oder Schöppeln einschläft, wecken Sie es wieder auf, indem Sie es zum Beispiel wickeln. Es sollte auch ohne direkten Körperkontakt einschlafen können. So fällt es ihm später leichter, in einer nächtlichen Wachphase wieder alleine und ohne zusätzlichen Schoppen einzuschlafen.
Fragen Sie bei grösseren Schlafproblemen Ihre Mütter- und Väterberaterin. Möglicherweise kann ein Schlafprotokoll über zwei bis drei Wochen aufdecken, was hinter dem Schlafproblem steckt.
Oben genannt sind viele Dinge, die funktionieren können und doch gibt es noch andere Wege. Viele Mütter entscheiden sich, das Baby die ersten Monate neben sich in einem Beistellbett schlafen zu lassen. Das Baby hört die Atemgeräusche der Mutter und für diese erleichtert sich das nächtliche Erwachen. Sie können einfach Ihren Arm ausstrecken und das Baby berühren.
Kinder sind Individuen, ebenso die Mütter und Väter. Für das Durchschlafen von Babys gibt es deshalb keine Strategie, die auf alle Kinder und Eltern gleichermassen anwendbar ist. Oftmals nützen die aufgeführten Tipps oder gar Schlaftrainings nichts und verunsichern Eltern und Baby. Co-Sleeping – das Baby schläft im Elternzimmer oder sogar im Familienbett –, Stillen nach Bedarf und bewusstes Tragen und Wiegen sind ebenso gangbare Wege zu versuchen, das Baby mit einem Rhythmus und Ritualen zum selbständigen Schlafen zu begleiten. (Wir bedanken uns bei einer engagierten Leserin für die wertvollen Ergänzungen aus Sicht einer Mutter)